Foto: Jan Ehlers

Die Türen der Mensen sind verschlossen, in den Bibliotheken brennt kein Licht. Auf dem Platz vor dem „Karo5“ türmen sich keine abgestellten Fahrräder – und Semesterpartys gibt es auch nicht. Eindeutig ist etwas anders in Darmstadt, der Studistadt mit insgesamt über 40.000 Studierenden, verteilt auf die drei Hochschulen TU Darmstadt, Evangelische Hochschule Darmstadt und Hochschule Darmstadt. Denn: Die Corona-Pandemie hat auch vor dem universitären Leben nicht haltgemacht. Im vergangenen Sommersemester war alles anders. Es war ein Semester, das eigentlich keines war. Warum? Das P hat für Euch die wichtigsten Auswirkungen des „Corona-Semesters“ auf das Studileben zusammengefasst und gibt einen Ausblick auf das am 01. November mit den Lehrveranstaltungen beginnende Wintersemester.

 

1. Jemand da? – Leere WGs und Wohnheime

Das Sommersemester 2020 fand an den Darmstädter Hochschulen „präsenzfrei“ statt. Das heißt, die Seminare und Vorlesungen wurden online durchgeführt. Ein Kraftakt und eine Umstellung, nicht nur für die Unis und Dozent*innen, sondern auch für die Studis. Zusammen mit den Einschränkungen im sozialen und kulturellen Leben in Darmstadt nutzten einige Studierende diese Chance für ein paar Wochen Heimaturlaub bei den Familien. Irgendwie cool, denn man kann sich ja von überall zuschalten (Voraussetzung: eine stabile Internetverbindung) und daheim ist es eh am schönsten. Doch die Folge vom „Homeoffice bei Mutti“ waren auch leere WGs und Wohnheime in Darmstadt – und Studierende, denen das soziale Leben wegbrach und die nicht so einfach nach Hause konnten, weil sie zum Beispiel aus dem Ausland stammen. Gut, dass mit der Lockerung der Beschränkungen des öffentlichen Lebens und dem Start des Wintersemesters viele Studis wieder zurück nach Darmstadt kommen.

 

2. Kein 08/15-Uni-Alltag

Lernräume und Bibliotheken waren geschlossen und sind es größtenteils immer noch. Das bedeutet: Es muss von zu Hause aus gelernt, an Abschlussarbeiten geschrieben oder an Projekten gearbeitet werden. Die Hochschulen als Treffpunkte fallen weg. Es fehlen das spontane Kaffeetrinken im Mensa-Bistro oder im Café 221qm, das Ins-Gespräch-Kommen und der Austausch mit anderen. Wer sich zum gemeinsamen Lernen oder Arbeiten treffen möchte, muss dies privat tun (und natürlich unter Beachtung der Abstands- und Hygieneregeln). Das braucht mehr Koordinierung, mehr Absprachen. Aber auch alleine von zu Hause zu arbeiten, erfordert für viele Studierende eine Umstrukturierung des Arbeitsalltags und neue Motivationsstrategien – denn das Lernen in der Bibliothek ist oftmals einfacher als in den eigenen vier Wänden, wo Bett, Fernseher und Kühlschrank ständig Ablenkung bieten. Gerade Studierende aus gestalterischen Studiengängen wie Design oder Architektur sind auf den Zugang zu speziellen universitären Einrichtungen zur Bearbeitung ihrer Projekte angewiesen, der aktuell zum größten Teil auch beschränkt ist.

 

3. Feiern, Tanzen, Studipartys

Es gab eine Zeit, da war Corona nicht mehr als ein alkoholisches Kaltgetränk (nicht vergessen: mit Limette!) bei langen, ausgelassenen Tanzabenden nach einem anstrengenden Uni-Tag. Feiern, Party und Tanzen gab es das ganze letzte Semester nicht, denn die meisten Locations waren geschlossen und Semesterpartys abgesagt. Seminare und Vorlesungen lassen sich zwar online abhalten, aber Partys eher schlecht. Dabei sind sie ein wichtiger Bestandteil des Studilebens – die Semesterpartys mit der obligatorischen ersten Frage beim Kennenlernen: „Und was studierst Du?“. So langsam machen die ersten Locations wieder auf. Mal sehen, ob im Wintersemester mit Maske und ausreichend Abstand wieder ein bisschen Tanzen und Feiern möglich ist.

 

4. Welcome Ersties! – Freunde kennenlernen 2.0

Auch das kommende Wintersemester wird an vielen Hochschulen zum größten Teil online stattfinden. Vor allem für Studienanfänger*innen ist der Start damit vollkommen anders. Das Studium beginnt in den meisten Studiengängen mit den Orientierungs- oder Einführungswochen, die vor dem Beginn der eigentlichen Lehrveranstaltungen stattfinden. Hier bekommen die „Ersties“ Hilfestellungen zum Unistart, treffen auf andere Erstsemester und haben Zeit, sich in Darmstadt und ihrer Hochschule zurechtzufinden. Zum Teil finden zumindest einige der Einführungsveranstaltungen live statt, vieles bleibt allerdings immer noch online. Bleibt zu hoffen, dass die Treffen im virtuellen „Zoom-Raum“ bald wieder durch ein Live-Kaffeetrinken im Mensa-Bistro ersetzt werden können. Und zum Glück gibt es ja dieses P Stadtkulturmagazin, diese Darmstadt-Fibel, das nach wie vor gedruckt an mehr als 400 Stellen ausliegt und als E-Paper unter p-stadtkultur.de 24/7 informiert.

 

5. Ausblick: Wintersemester 2020/21

Genau wie das vergangene Sommersemester wird auch das Wintersemester (WS) ein Studienhalbjahr sein, das keines ist. Nicht im vollkommenen Sinne zumindest. Klar, es müssen Klausuren geschrieben und Hausarbeiten abgegeben werden – aber ein richtiges Semester ist es eben doch nicht. An der Hochschule Darmstadt und der Evangelischen Hochschule Darmstadt wird das WS ein „Hybridsemester“ sein, das heißt ein Mix aus Präsenz- und Online-Lehre. Auch die Einführungsveranstaltungen für Erstsemester werden unter Einhaltung strenger Abstands- und Hygieneregeln in Präsenz stattfinden. Die TU Darmstadt hingegen bleibt fast komplett online. Nur solche Lehrveranstaltungen finden mit körperlicher Anwesenheit statt, für die online keine Option ist, wie zum Beispiel Laborversuche. Ob Online- oder Hybridsemester, zum normalen Uni-Alltag gehört noch so viel mehr: das Mittagessen in der Mensa, das gemeinsame Lernen in der Bibliothek mit den Kommiliton*innen – und die Semesterpartys. Da heißt es: Augen zu und durch. Hoffentlich können wir schon bald wieder mit einem kalten Corona in der Hand tanzend den Uni-Feierabend zusammen genießen. Bleibt gesund und munter!