Foto: Nouki Ehlers, nouki.co

Alles tritt in den Hintergrund. Der Gram über dies und das, was einen eben so nervt. Sich nie wieder ein Fußballspiel einer arrivierten Mannschaft in der Art, wie man es früher konnte, ansehen können, zum Beispiel. Dauersupport als Methode zur Vergrämung. Ein Stadionbesuch kommt einem Kinobesuch der Rocky Horror Picture Show im Kino – des Filmes wegen – gleich.

Es ist so vieles anders. Bilder bei den Fans zum Rapport antretender Fußballprofis fallen mir da ein. Dieses entwürdigende Verhalten hätte früher keiner mitgemacht: Hätte sich Bernd Schuster bei einer Niederlage so verhalten? Walter Bechtold? Bruno Labbadia? Nicht mal Martin Kowalewski musste sich bei mir entschuldigen. Man geht in die Kabine und schämt sich!

Es ist wohl so, dass sich choreografiertes Verhalten mit meinem Bild des individuell handelnden, selbstbewussten Akteurs so überhaupt nicht verträgt! Erfolgreiche Fußballer, die kollektiv auf einen zurutschen und die Arme empor reißen, lassen mich jeglichen Respekt verlieren. Wie anbiedernd! Wir sind zahlende Zuschauer und haben es zu nehmen, wie es kommt. Es ist eine Sportveranstaltung, der wir beiwohnen, und keine Kerwe-Party, auf der der DJ für seine Gage nach unserer Pfeife tanzt. Muss Malaika Mihambo sich vor den Zuschauern entschuldigen, wenn sie zu kurz springt? Nein! Die Skispringer sich bei ihrem eingepissten Publikum? Nein! Moment, eingepisst beziehungsweise umgangssprachlich „vollgeraalt“? Ja, denn im Gegensatz zum Fußballstadion bekommt man in diesen Ski-Stadien seinen Platz nie wieder, wenn man mal austreten muss. Darum tragen die vorbereiteten Teile des Publikums Inkontinenten-Unterwäsche. Weiß ich aus der „Sportschau“.

Wie gesagt, die Gedanken sind momentan andere. Wird die Frankfurter Straße bald wieder befahrbar sein, so man aus der Stadt flüchten muss? Soll ich mir doch wieder ein Motorrad kaufen, um flexibler sein zu können? Wird man mich alten Pazifisten zur Waffe bitten/drängen/zwingen? Ich bin nicht so gut im Schießen. Auf der Kirmes reicht es für Schraubenzieher und Aufkleber, aber nicht mal für vorbeiziehende Wildtiere aus Metallplatten. Zielen und werfen kann ich gut, ich sollte in der Handgranaten-Abteilung eingesetzt werden – werde das aber nicht tun, gehe ich doch schon jedweder Handgreiflichkeit aus dem Weg. Ich bin kein Schläger und kein Schütze, außer im Sternbild. Sternbild Schütze natürlich, nicht Sternbild Schläger, obwohl ich mir sicher bin, dass es Menschen gibt, die in genau jenem gut aufgehoben wären. Bleibt abschließend nur noch die Frage, ob aufgrund der nuklearen Bedrohung bald die Bleistifte ausverkauft sein werden?