Foto: Nouki Ehlers, nouki.co

In dieser Kolumne geht es ja mal um Weltbewegendes, mal um diese Stadt, mal um Sport und mal um weltbewegenden Sport in dieser Stadt. Oft geht es um Gerechtigkeit beziehungsweise deren Pendant. Mein Blick auf die Gesellschaft ist dabei kritisch bis heiter, manchmal aber auch von Niedergeschlagenheit durchzogen. Nicht ohne Grund.

Gerne stelle ich aber auch Fragen wie diese: Darf man Carpenters-Schallplatten in gefütterte Innenhüllen stecken? Oder: Warum fielen die Nachrufe über Helmut Berger alle so positiv aus? Seine bedeutenden Filme sind über 50 Jahre her und selbst da sollte man mal die Kirche im Dorf lassen. Nur weil den alle scharf fanden, hat er trotzdem schauspielerisch fast nur Bockmist abgeliefert. Der Mann war doch komplett im Eimer und Matsche in der Birne. Überzeugt Euch gerne selbst. Lest seine Autobiografie, seht Ausschnitte seiner Fernsehauftritte im Netz. Hätte Kinski uns nicht gereicht? Brauchten wir noch so einen, dem allerdings der komplette Wahnsinn, wie Kinski ihn uns zuverlässig kredenzte, dann doch zu sehr abging, als dass wir uns lachend auf die Schenkel klopfen könnten? Wird das Frühstücksfernsehen ihn vermissen?

Würde ich das Frühstücksfernsehen vermissen? Nein! Immer sitzen da Scheinprominente, welche ich noch nie gesehen habe. Leute, deren Alkoholprobleme sie für einen Besuch einer abendlichen Talk-Show wohl disqualifizieren. Oder so. Kein ehrbarer Künstler sollte da freiwillig als Gast auftauchen. Am schlimmsten sind die eingeladenen musikalischen Acts! Gewissenlose Menschen müssen sie dahin geschickt haben, nach dem Motto: „Die beiden Jungs habe ich in Dublin in der Fußgängerzone gesehen, die waren echt toll“, oder: „Hat das Mädel nicht eine klasse Stimme? Wenn wir ihr einen Keyboarder, welcher sich für nichts zu schade ist, mit auf die Bühne setzen, könnte das doch wunderbar werden.“ Inkontinental Breakfast …

Tja, das soll es denn dann mal für diesen Monat gewesen sein, bevor ich mich noch darüber auslasse, wie unangenehm es sich für mich anfühlt, wenn die Fernsehboulevardisierung ihren Höhepunkt erreicht, indem immer davon gesprochen wird, das diese oder jene gerade „Mama“ geworden sei. Zum Teufel noch mal, die Frau ist Mutter geworden. Menschen werden Mutter und Vater, auf keinen Fall nennen Fremde sie Mama oder Papa. Denn das ist wirklich respektlos. Es ist doch nicht die Mutter des Morgenmagazin-Typens.

Die Sache runde ich noch kurz mit der Tatsache ab, dass ich neulich beinahe einen alten Lilienkurier für 4,99 Euro gekauft hätte, nur weil auf dem Cover Rainer Scholz gerade von hinten umgegrätscht wird.