Da hat die Frau aus dem „Aktuellen Sportstudio“ aber gerade noch mal Glück gehabt! Nachdem sie, welche die Lippen beim sprechen sowieso kaum einen Jota zu öffnen vermag, beim Interview den dicken Schaumstoff des Moderatorenmikrofons an ihr Kinn presste, als habe sie dort einen Phantomschmerz zu besiegen, wollte ich meinem Unmut Luft machen. Aber sie hielt beim nächsten Mal ordentlich Abstand zwischen Gesicht und Mikro, drum schaue ich mit scharfem Auge durch den verrauchenden Zorn, und sehe … den Odenwald in all seiner Pracht!
Man kann ruhig mal den Odenwald lobpreisen, denn nicht nur trägt er den schöneren Namen als diese Gebirge, die nach 70er-Jahre-Automarken benannt wurden oder klingen wie ausgestorbene Vorstadtvögel, nein, er ist mit Sicherheit auch schöner als Taunus und Spessart!
Ich jedenfalls bin stolz, dass bei uns die schöne Bergstraße beschlossen hat, sich aus dem Boden zu erheben, um meine Fahrten zurück nach Hause von Reisen in den Südwesten zu einer freudigen Heimkehr zu machen. Jetzt bist Du bald zuhause, sag ich mir, sobald die Bergstraße rechts von mir erscheint, und ich weiß, wenn ich drüber schau, habe ich ihn vor mir, den großen Wald, von dem keiner wirklich weiß, ob er eine Ode an den Wald, oder einfach Odins Wald war!
Und Obacht, ihr Städter: Kein gescheiter, vorurteilsfreier Mensch wird sich wirklich anmaßen zu richten über des Odenwälders Intellekt, Fahrstil oder dessen Umgangsformen! Genauso gebildet und verkehrssicher (bis auf Ausnahmen, derer ich manchmal ansichtig wurde), lebt er glücklich in einer wunderschöner Natur – und ist trotzdem nah am Rhein-Main-Gebiet, falls er dort zum Arbeiten hin muss, zum Beispiel nach Frankfurt, was wir ihm alle nicht wünschen.