wrede_lotto
Grafik: Rocky Beach Studio

Hat sich eigentlich schon einer der neuen Lotto-Fee angenommen? Ich meine in der Öffentlichkeit, nicht in ihren eigenen vier Wänden. In der Presse. Nicht sexuell! Ich glaube nicht. Drum reite ich hier mal vor, obwohl ich ja schon so weit hinten dran bin, wie man es nur sein kann, bei einer Fee, die bereits seit circa zehn Jahren zaubert.

Ich sehe sie als eine Art Sandmännchen für Erwachsene, so beruhigend wirkt die Dame auf mich. Ihre Vorgängerin Karin Tietze-Ludwig strahlte immer und sah den Fernsehzuschauer lächelnd an, wirkte selbstsicher und weltmännisch (ich bin sicher, dass man nicht Sandfrauchen und weltfrauisch sagt oder gar schreibt – sieht mindestens so blöd geschrieben aus wie ausgesprochen).

Die neue Fee allerdings ist von einem anderen Stamm. Zwar auch vom Stamme Gib, wirkt sie häuslicher als ihre Vorgängerin, auch gütiger. Selbst ihr Lächeln ist verständnisvoller als das der Grand Lotto Dame. Und ihre schlichte Kleidung! Sie scheint selbst zu spielen und nie zu gewinnen, ist deshalb aber auch nicht gram, nein, sie weiß, dass die Chancen sehr schlecht stehen, durch Lottospielen reich zu werden. Sie möchte ja aber auch gar nicht reich werden.

Anerkennung in ihrem Umfeld, ihrer Kirchengemeinde und vor allem bei ihren Eltern sind ihr viel wichtiger: Sie fährt zumeist mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Ziehung. Und wird sie auf dem Rückweg von Kollegen mitgenommen, so schweigt sie zufrieden vor sich hin, beantwortet jedoch Fragen gerne und nach bestem Wissen. Selbst fahren tut sie kaum, das ist ihr Ding nicht, der rasende Verkehr. Wohl dem, der sich diese Frau geangelt hat – und wer weiß, vielleicht gewinnt sie ja doch selbst eine Kleinigkeit, so dass es für ihren großen Traum doch noch reicht: eine Flussfahrt auf dem Nil.