Foto: Uli Gasper

Der „Verein für freie autonome Selbstentfaltung“ dürfte den meisten besser als Namensgeber und Initiator der „Go Darmstadt“-Partys bekannt sein. Gegründet 2015 haben die rund ein Dutzend aktiven Mitglieder – selbst Künstler, Musiker, Studenten und Auszubildende – den alten Ponyhof, die Glasbläserei, die Kleinschen Höfe, die Oberförsterwiese, den Waldkunstpfad und den Sonnengarten in Modau mit Techno und liebevoller Dekoration bespielt.

Zum großen Materialfundus der Gruppe gehört auch ein mehr als neun Meter durchmessender Dom, der aus 75 mit Folie bespannten Dreiecken besteht. Ab August ersetzt er das aus Autoteilen zusammengesetzte Bauwerk auf dem Osthang der Mathildenhöhe. Das Projekt, das eine Kooperation der drei Fachbereiche Architektur, Gestaltung und Media der Hochschule Darmstadt beinhaltet, ist entstanden, nachdem klar war, dass das „Workshophouse“ 2017 abgerissen werden soll.

An seiner Stelle wird ein aus massiven Dachlatten bestehender, etwa vier Meter hoher Kultur-Dom aufgebaut. Eine Gruppe Kreativer – geformt aus den drei Fachbereichen – entwickelt seit März ein Bespielungskonzept der geodätischen Kuppel. Konzipiert wird eine Installation, die den Lebenszyklus – verteilt auf vier Wochenenden – auf eine abstrakte Form darstellt: Mit verschiedenen Materialien, Licht und Klang wird das Überthema „Pulse“ in Szene gesetzt. „Bei diesem studentisch organisierten, interdisziplinären Projekt konnten die Studenten über sich hinauswachsen, und abseits von ihrem eigenen Studium neue Arbeitsweisen und Impulse sammeln“, erklärt Enrico Bischoff, zweiter Vorsitzender des Vereins für freie autonome Selbstentfaltung. Die experimentelle Arbeit ergänze das bunte Programm des OHA Osthang Kollektivs, das sich auch dieses Jahr um den Ort und dessen kulturelle und gastronomische Belebung kümmert.

Kultur-Dom für den Osthang, Festival nahe Berlin

„Die Zusammenarbeit hat sich ergeben, weil der Osthang vom Konzept her sehr gut zu unseren Vereinsidealen passt“, bekräftigt Bischoff. Das Ziel sei es, Freiraum für Künstler zu schaffen, Musik und Malerei mit der Natur zusammenzubringen sowie Stadtmenschen in die Natur zu locken. „Außerdem ist uns das Kollektive, die Zusammenarbeit mit anderen Gruppen sehr wichtig“, erklärt er weiter. So organisierte Go Darmstadt in den vergangenen Jahren mit der „Ciaokakao“-Gruppe das „CrashBoomBang“-Festival in Marburg, arbeitete bei Partys in Darmstadt mit der mittlerweile zum Musik-Label ausgewachsenen „Kopfsache“ zusammen und veranstaltet Ende Juli mit dem Berliner Verein Kulturrevolution das Entropie-Festival in Wriezen nahe Berlin.

Da das Leben aber nicht nur aus Partys bestehe, begreifen die Veranstalter die Entropie auch als Plattform für kritische Gedanken: Techno, Psytrance und Bands werden von Workshops, politischen Inhalten und Theater begleitet. „Wir versuchen, uns kapitalistischer Verwertungslogik, so weit es möglich ist, zu entziehen. Niemand von uns verdient Geld an der Entropie, alle Preise dienen der Kostendeckung des Festivals“, heißt es auf der Homepage.

Auf eine eigene Web- oder Facebookpräsenz verzichtet Go Darmstadt ganz bewusst, erklärt Bischoff: „Wir wollen die Leute über nicht-konventionelle Wege erreichen.“

 

Orbis Kulturfestival auf dem Osthang

An allen vier August-Wochenenden werden im Osthang-Dom Ausstellungen zum Thema „Pulse“ stattfinden. Der Kultur-Dom wird sich im Laufe dieser Zeit verändern – innerlich wie äußerlich. „Es soll ein ganzer (Lebens-) Zyklus in diesen vier Wochen dargestellt werden: von der Geburt über das Älterwerden bis zum Tod. Am letzten Wochenende soll eine Wiedergeburt gefeiert werden“, erklärt der Verein für freie autonome Selbstentfaltung.

OHA Osthang | 04. bis 06.08. + 11. bis 13.08. + 18. bis 20.08. + 25. bis 27.08 | Fr, 18 Uhr bis 22 Uhr, Sa, 16 Uhr bis 22 Uhr, So, 16 Uhr bis 21 Uhr | Eintritt frei (Spende erwünscht!) | Aktuelle Infos auf www.facebook.com/OHAOsthang und www.partyamt.de