Foto: Nouki Ehlers, nouki.co

Sie werden errichtet für Götter, Könige und Helden, im Gedenken an Schlachten, die Gründung von Nationen und andere artverwandte Block-Buster-Ereignisse der Geschichte. Der Obelisk, ein Klassiker unter den phallischen Monumenten, eignet sich hervorragend, um Macht zu markieren und sie dauerhaft zu demonstrieren. Formal lässt sich nicht viel holen bei diesen seit Jahrtausenden immer sehr ähnlich gestalteten Steinbratspießen. Ein Obelisk ist ein Obelisk ist ein Obelisk. Umso erfreulicher, dass sich in Darmstadt ein verhältnismäßig kleines Beispiel dieser Gattung von Kunst im öffentlichen Raum finden lässt, welches formal zwar auch nicht weiter auffällt, dessen Baugeschichte es allerdings herausragen lässt.

Errichtet wurde das kleine Monument von Abiturient:innen der Georg-Büchner-Schule des Jahrgangs 1992, die das Objekt als spaßigen Abschiedsgruß an ihre Schule eines Nachts mit 1,5 Tonnen Beton über ein Stahlkorsett gegossen haben. Dass dieser Scherz 30 Jahre später auch weiterhin den Stadtraum zieren würde, haben sich die Schüler:innen damals vermutlich nicht vorgestellt. Dieser ungefragt errichtete Obelisk ist so über die Jahre zum Zeichen jugendlicher Selbstermächtigung geworden und deshalb so viel sympathischer als seine Artgenossen. Während der Erwerb der Hochschulreife in den Augen der Gesamtgesellschaft kein aufregendes Ereignis darstellt, ist es für das jeweilige Individuum ein gigantischer Meilenstein im eigenen Leben. Sich ein Symbol der Macht wie den Obelisk anzueignen, um jenseits der Autoritäten das eigene Leben zu feiern, ist eine wunderbar punkige Geste. Von derartiger jugendlicher Autonomie lässt sich viel lernen: Egal, was alle anderen denken, man kann und sollte sich immer selbst ein Denkmal setzen.

 

Kunst im öffentlichen Raum

Kunst findet man nicht nur in Museen und Galerien, sondern oft auch im Freien und für jeden sichtbar. Manche Werke sind schon seit Jahrhunderten ein Teil des Stadtbildes, andere zieren es nur kurz. In Darmstadt haben einige Fügungen des Schicksals dafür gesorgt, dass es besonders viele Kunstwerke im öffentlichen Raum gibt. Ohne die schützenden Laborbedingungen eines White Cube gehen sie allerdings schnell unter. Dabei können gerade diese stillen Zeitgenossen unsere Wahrnehmung des Stadtraumes verändern und unser Verständnis von Welt herausfordern. Eine Einladung zum Fantasieren.