Foto: Jan Ehlers

Der ein oder andere kennt Aurel Jahn – vom Hören oder vom Sehen. Das auffallendste Merkmal des „Radio Darmstadt“-Moderators sind seine langen weißen Haaren, die er schon hat, seit er 16 ist. „Sie waren mal braun“, erklärt er und lacht. Auffällig und ebenfalls Teil von ihm ist seine farbenfrohe Kleidung, denn der 63-Jährige trägt gerne bunt. Doch Jahn ist nicht nur äußerlich ein bisschen außergewöhnlich – auch die Tätigkeiten, denen er nachgeht und die Eigenschaften, die er sich zuschreibt, sind es: „Ich bin Erfinder und DJ, Agnostiker, Multikausaldenker und Befürworter der Geschlechterfairness.“

Geboren in Offenbach absolvierte Jahn nach der Schule ein Studium an der Hochschule Darmstadt im Fachbereich Elektrotechnik. „In dieser Zeit entwickelte ich das erste Textprogramm, das unterstrichene und fett gedruckte Worte darstellen konnte“, erzählt er. Patentieren lassen habe er sich diese Erfindung nicht, aber es war die erste von vielen – wie etwa der Bohrstaub-Auffänger, der wie ein Post-it an die Wand geklebt wird. Beruflich war er unter anderem als Kinderbetreuer tätig, ließ sich ab 1992 als DJ buchen und stieg 1995 ehrenamtlich bei Radio Darmstadt ein. Heute moderiert er regelmäßig, seine markante Begrüßung „Mein Name ist Aurel Jahn, wie Sie heißen, weiß ich natürlich nicht“ hat Kultstatus.

Für seinen Drang, immer alles verstehen zu wollen, habe er dank einer Radio-Sendung im Frühjahr 2019 endlich die richtige Bezeichnung gefunden: Die Sendung drehte sich um Agnostizismus, eine Weltanschauung, die insbesondere die prinzipielle Begrenztheit menschlichen Wissens, Verstehens und Begreifens betont. Seine erste eigene „agnostische Erfahrung“ machte Aurel Jahn im Kindesalter: „Als es hieß, ich müsse den Teller leer essen, damit es nicht regnet, habe ich mich gefragt, was das Wetter macht, wenn einer aufisst und der andere nicht.“ Heute versteht sich Jahn als Multikausaldenker: „Die meisten Menschen schließen von einer Ursache auf eine Wirkung. Ich hingegen versuche immer, möglichst viele Aspekte mit ihren Neben- und Wechselwirkungen zu berücksichtigen.“ Was sein Leben sonst noch ausmacht: „Im Hier und Jetzt leben und sich auch mal etwas trauen, zum Beispiel bunte Hosen tragen.“