Foto: Christoph Rau

Wer diesen Bronzekopf finden will, muss sich besonders viel Mühe geben. Denn von ihrem angestammten Platz in der Döngesborngasse nahe dem Justus-Liebig-Haus wurde sie im April dieses Jahres ungefragt entfernt. Leider kommen Kunstwerke im öffentlichen Raum immer wieder zu Schaden oder abhanden.

In diesem konkreten Fall ging es vermutlich um den Materialwert – eingeschmolzen lässt sich das Metall für einige Hundert Euro oder mehr verkaufen. Bevor wir die Täter nun aber pauschal der kulturellen Barbarei bezichtigen, sollten wir im Gedenken der dargestellten Persönlichkeit einen kritischen Blick auf die Umstände richten: Es ist April 2020, die Pandemie bringt das Leben und auch die Wirtschaft zum Stillstand, viele Menschen leiden Not. Vielleicht war es für die Täter wirtschaftliche Notwehr. Das ist keine Entschuldigung. Aber ein Staat, der Menschen trotz nahezu unbeschränkter Mittel in die Armut zwingt, ist für mich die größere Barbarei.

 

Kunst am Bau

Dank einer als „Kunst am Bau“ bezeichneten Verpflichtung wird in Deutschland ein bestimmter Prozentsatz der Kosten öffentlicher Bauvorhaben (in Darmstadt: ein Prozent) KünstlerInnen zur Verfügung gestellt. Mit diesem Geld realisieren sie Kunstwerke, die sich auf den jeweiligen Bau beziehen – oft im Freien und für jeden sichtbar. Ohne die schützenden Laborbedingungen eines White Cube, also eines Museums oder einer Galerie, gehen diese Werke allerdings schnell unter. Dabei können gerade diese öffentlich Vergessenen die Wahrnehmung des Stadtraumes verändern. Eine Einladung zum Fantasieren.

 

Foto-Flipbook Sezessionsmuseum

Von den mehr als 500 Kunstwerken im öffentlichen Raum unserer Stadt wurden über die Hälfte von Mitgliedern der Darmstädter Sezession geschaffen. Anlässlich des Festivals „Den Bogen spannen – 100 Jahre Darmstädter Sezession“ im Sommer 2019 machte der Darmstädter Verlag Preface Book diese Werke erstmals in einem Foto-Flipbook ausfindig und erklärte den Stadtraum selbst zum „Sezessionsmuseum Darmstadt“.

Mehr Infos (auch zur Bestellung des Flipbooks) unter: sezessionsmuseum-darmstadt.de und denbogenspannen.de