Foto: Jan Nouki Ehlers
Foto: Jan Ehlers
Foto: Jan Nouki Ehlers
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Wenn im Stadion am Böllenfalltor die Menge tobt, weil die Spieler einlaufen, wird es für Frank Bretsch höchste Zeit, den F-Block zu betreten. Die lautstarken Fans fiebern hier wieder großen Zeiten entgegen, er hat sie schon erlebt und kennt nicht nur die Niederungen der Ober- und Regionalliga, sondern auch die Zeiten, in denen der SVD im Profifußball vertreten war. Als „Schneekönig“ ist er nicht nur im Stadion, sondern in der ganzen Stadt bekannt. In der Rückrunde der Bundesligasaison 1980/81 ließ er sich das erste Mal begeistern, aktiver Lilienfan ist er seit 25 Jahren, wobei er sich zwischen 1983 und 1997 nach eigenem Bekunden „nicht so sehr für den Fußball an sich interessierte“.

Nachdem 1997 seine Tochter Cleo-Lilian das Licht der Welt erblickte, kam mit der neuen Verantwortung auch etwas Ruhe in das Fanleben. Doch damit war spätestens 2002 Schluss. Das Fanprojekt wurde gegründet, im angegliederten Beirat vertritt Schneekönig von Anfang an die Interessen der Zielgruppe. Nach dem tragischen Tod des ersten Leiters Andreas Gompf übernahm er für einige Monate die Leitung. Auch heute noch verbindet er Woche für Woche jahrelange Leidenschaft mit dem Beruf, denn aus einer Interimslösung wurde eine Honorarstelle beim Fanprojekt Darmstadt (Träger: Internationaler Bund). Wenn der Ball ruht, der offene Fantreff in der Erbacher Straße geschlossen ist und auch das Telefon still steht, wird noch lange keine ruhige Kugel geschoben, denn Bretsch ist zudem selbstständiger Mediengestalter und designt Digital- und Printmedien.

Auf diese Fähigkeiten greift auch Frank Jebautzke gerne zurück, wenn er für sein Hotel Waldesruh in Trautheim die passende Werbung braucht. In Fußballdeutschland sollte es schon bekannt sein, denn neue 98er auf Wohnungssuche bekommen hier keine fünf Autominuten vom Trainingsgelände eine erste Unterkunft. Auch gegnerische Mannschaften übernachten hier, angeblich lässt dann aber der Service zu wünschen übrig. Das monatlich wechselnde 98er-Gericht könnte aber über den Punktverlust hinwegtrösten, zumal 98 Cent von jedem Essen an die Vereinsjugend gehen. Mit diesem Support will der Gastronom zurückgeben, was ihm der Verein an Lebensgefühl seit 1973 gegeben hat – und immer noch gibt. Damals noch auf den Schultern des älteren Cousins besuchte er sein erstes Lilienspiel gegen den SV Röchling-Völklingen 06. Die Leidenschaft war geweckt. Nun, nach über 30 Jahren funktioniert das Verhältnis zwischen Fan Jebautzke und Lieblingsclub SVD wie eine harmonische Ehe – auch am Saisonende ist mal ein Urlaub drin, ohne, dass sich der andere betrogen fühlt. Früher undenkbar! Besonders freut es ihn, dass auch wieder junge Menschen ans Bölle pilgern, um die Lilien zu supporten. „Respekt vor den Ultras!“, so „Bautzkes“ klares Bekenntnis zum Nachwuchs, den sein Kumpel „Schneekönig“ betreut.