Karl Erich Krepper liebt die „Lilien“, schon als Bub nahm ihn sein Vater im VW-Käfer zum Auswärtsspiel nach Nürnberg mit. Seitdem trägt er die Kicker vom Böllenfalltor im Herzen und in der Seele. Nun bekam der vielleicht authentischste Fan des SV Darmstadt 98 ein fotografisches Denkmal: „Kutten-Kalli: Ein Leben für die Lilien“ heißt der rund 1.000 Exemplare starke Bildband. Die Bücher über den Hardcore-Fan sollen die Schulden der 98er verringern, erhältlich sind sie unter anderem im SV 98-Fanshop oder im Darmstadt Shop am Luisencenter.
Warum die Kutte? Kalli sieht sich den Fußballfans der 1970 /80er Jahre nahe, als die Vereinsliebe auf Jeanswesten mit Emblemen und Schriftzügen dokumentiert wurde. Heute ist Kalli mit seiner Kutte ein Markenzeichen für alle Lilien-Anhänger -und auch im Alltag, ob zuhause oder auf der Straße, ist sie unzertrennbar mit ihm verbunden: „Mein Wunsch ist es, später in meiner Kutte beerdigt zu werden.“ Zudem will Karl Erich auch durch sein Äußeres der Fußball-Kommerzialisierung begegnen: „In Darmstadt gibt es sämtliche Bundesligashirts zu sehen, aber kein 98er-Trikot.“Der vierfache Vater will dem Verein so zu mehr ÖÖffentlichkeit verhelfen. Mit PR-Kutte, sozusagen.
Den derzeitigen Medien-Rummel um seine Person findet Kalli Übertrieben: „Das ist mir eigentlich peinlich.“ Doch der 41-Jährige stellt sich dem Hype im Dienste des SV Darmstadt 98, der seiner Meinung nach vor allem in der TV-Berichterstattung viel zu kurz kommt. Immerhin reichen sich die Medien momentan bei Kalli die Klinke in die Hand. Das Buch-Projekt basiert auf einer Studienarbeit des Grafikers und Fotografen Sascha Idstein, der Kalli 2008 porträtierte. Gabelstaplerfahrer Karl Erich ist Hartz IV-Empfänger. Als Nebenwirkung seiner Medienpräsenz erhofft er sich einen neuen Job. Ein Lebensmotto des fußballverrückten Martinsviertlers kommt vom Lilien-Präsidenten Hans Kessler: „Wer nicht kämpft, hat schon verloren.“ Er wäre auch bereit, vor oder nach einem Spiel des SV Darmstadt 98 zu arbeiten, selbst sonntags, sagt Kalli. Flexibilität kann man dem Ex-Eiche-Kicker also nicht abstreiten.
Und die Familie? Frau Petra unterstützt ihren Mann, wo sie nur kann. Auch Tochter Saskia (17) ist vom Lilien-Virus infiziert. Mit beiden reinigt Kalli die Tribünensitze am Böllenfalltor, dafür gibt’s drei Dauerkarten. Die Kinder Jaqueline (16) und Dominik (11) zieht es eher zum Baseball, beide sind für die Darmstadt Whippets aktiv. Der Vater unterstützt das: „Hauptsache, sie treiben Sport.“ Dominik findet seinen Papa gut, wie er ist: „Und meine Freunde finden ihn cool!“