Regelmäßigen Besuchern ist es sicherlich aufgefallen: Auf dem Darmstädter Wochenmarkt ist das Treiben in den letzten Monaten bunter geworden. Das liegt zum einen an insgesamt neun neuen Marktbeschickern, die das Angebot bereichern. Zum anderen haben einige Darmstädter den Marktplatz (wieder)entdeckt als einen Ort, an dem man sich – insbesondere in diesen Zeiten – gut und gerne aufhalten und nebenbei einkaufen kann. Oder umgekehrt.

Der Wochenmarkt hat also an Flair gewonnen. Höchste Zeit, einen kleinen Eindruck davon zu vermitteln, was er seinen Besuchern bietet und was ihn besonders macht. Wir stellen diesen charmanten Einkaufsort aus Sicht von sechs Marktbeschicker vor. Drei von ihnen sind „alte Hasen“, drei sind in den letzten Monaten neu dazugekommen. Wir haben sie nach ihren Spezialitäten ausgefragt, wann bei ihnen samstags der Wecker klingelt – der gemeinschaftliche Aufbau ist zwischen 07 und 08 Uhr in der Frühe – und was ihnen an der Arbeit auf dem Darmstädter Wochenmarkt gefällt.

 

Foto: Nouki Ehlers, nouki.co

Peter Höhl von der Metzgerei Höhl aus Griesheim

Seit Februar 2021 auf dem Darmstädter Markt. Steht samstagmorgens um 05:30 Uhr auf.

Angebot: Hausgemachte, tafelfertige Suppen, Eintöpfe und Hauptgerichte im Glas. Sowohl mit Fleisch als auch vegetarisch und vegan.

Spezialitäten: Rinderroulade, Ochsenbäckchen, vegetarische Suppen.

Besonderheiten: Familie Höhl legt Wert auf Qualität und auf die Verwendung von regionalen Zutaten, wo immer es geht. Saisonales Gemüse kommt zum Beispiel direkt von Griesheimer Feldern in die Küche. Die Metzgerei Höhl existiert seit über 130 Jahren als Familienbetrieb.

Statement: „Die Atmosphäre ist schön hier. Man kommt ins Gespräch, die Marktbesucher sind nett und in Plauderlaune. Und die anderen Marktbeschicker sind hilfsbereit und sogleich zur Stelle, wenn zum Beispiel mal der ein oder andere Schirm wegfliegt.“

 

Foto: Nouki Ehlers, nouki.co

Chris und Musti von der „Kaffeemühle“ aus Darmstadt

Seit Dezember 2020 dabei. Chris steht samstagmorgens um 05:30 Uhr auf.

Angebot: Kaffee, geröstet über Eichenholzfeuer, im Ausschank.

Spezialitäten: Der Kaffee ist – nach Meinung der Testerin – wirklich gut. Man schmeckt die Sorgfalt in der Herstellung.

Besonderheit: Die mobile Kaffeebar wurde liebevoll von Co-Unternehmer Musti selbst zusammengezimmert.

Statements: „Wir beide kennen uns seit dem Kindergarten und wollten etwas Eigenes zusammen aufbauen. Seit drei Jahren sind wir mit unserer mobilen Kaffeebar auf Events unterwegs. Durch die Pandemie sind wir auf dem Markt gelandet und es läuft super. Wir haben mittlerweile schon viele Stammgäste. Das Verhältnis zu den anderen Marktbeschickern ist ein sehr gutes. Wir sind eine Gemeinschaft. Dadurch, dass man jeden Samstag immer wieder aufeinandertrifft, lernt man sich kennen. Auch macht es Spaß, unser eigenes Projekt verwirklicht zu sehen und damit Geld zu verdienen. Wir wollen weiter hier bleiben und hoffen, dass wir, wenn es wieder wärmer ist, Sitzgelegenheiten anbieten können.“

Die neue Marktordnung hat gewiss zur größeren Attraktivität beigetragen. Seit Sommer letzten Jahres dürfen Speisen und Getränke zum Verzehren direkt vor Ort verkauft werden. Das hat bis jetzt einen Wein- und einen Kaffeestand angelockt. Und sobald die Zeiten es wieder erlauben, darf auf dem Markt noch mehr gelebt, verweilt, geplauscht werden.

 

Foto: Nouki Ehlers, nouki.co

Inge Bock aus Griesheim

Seit 1970 (!) dabei. Steht samstagmorgens um 04:00 Uhr auf.

Angebot: Obst und Gemüse aus Griesheim, Blümchen aus Griesheim.

Spezialitäten: Salatkräutermix im handlichen Bund, Griesemer Delikatesskartoffeln.

Statement: „Der Markt macht viel Spaß. Die Leute kommen gerne hierher. Sie freuen sich, wenn sie gut bedient werden und frische, schöne Sachen kaufen können. Die Kunden sind zufrieden – und das macht mich zufrieden. Und man ist draußen an der frischen Luft. Ich hab‘ immer gesagt: Mit 80 hör ich auf.“ „Und wie alt sind Sie jetzt?“ „Raten Sie mal …“ „79.“ „Richtig!“ [lacht]

Randbemerkung: Inge Bock wird auf dem Markt auch „Die eiserne Lady“ genannt. Nicht nur, weil sie mittlerweile eine der ältesten amtierenden Marktbeschickerinnen ist. Sie verkaufte in einem eisigen Winter bei minus 13 Grad als Einzige an diesem Tag Gemüse. Alle anderen hatten Angst um ihre Ware. Frau Bocks Gemüse ist dank einiger Gasbrenner nichts passiert.

Feinschmecker wissen es schon länger, andere beginnen es gerade zu entdecken: Auf dem Markt gibt es das aromatischste Gemüse. Und vieles, das es in keinem Supermarkt zu kaufen gibt: Mairübchen. Ein paar Kartöffelchen gratis dazu. Äpfel mit Narben. Ein familiäres „Bezahlen Sie das nächste Mal, wir kennen uns ja.“ Wildes Gemüse aus „unkontrolliertem“ Anbau. Und mehr.

 

Foto: Nouki Ehlers, nouki.co

Familie Schupp aus Griesheim

Seit den 1950ern dabei, mittlerweile in der dritten Generation. Familie Schupp steht samstagmorgens um 05:00 Uhr auf.

Angebot: Gemüse aus eigenem Anbau.

Spezialitäten: In der Saison Spargel, selbst erlegtes Wild.

Statement: „Der Markt ist momentan einer der wenigen Orte, an denen man ein wahres Leben leben kann. Wir hoffen, dass sich die neuen Kunden auch nach der Pandemie noch daran erinnern und weiterhin auf den Markt gehen.“

Es ist diese Mischung aus einem Vertrautheitsgefühl mit dem Markt, mit seinen Anbietern, ein Gefühl des ungezwungenen Verbundenseins, und der Tatsache, hier wirklich leckere, gesunde Lebensmittel zu bekommen, deren Geruch und Aussehen und das Wissen um ihre Herkunft Freude bereiten, die das Einkaufen hier zu einem beglückenden Erlebnis machen.

 

Foto: Nouki Ehlers, nouki.co

Timo Schleucher aus Haingrund bei Bad König

Die Familie (auf dem Foto: Timos Mama Inge und eine Kundin) ist seit den 1950ern dabei, mittlerweile in der dritten Generation. Timo Schleucher seit 2006. Er steht samstagmorgens um 02:50 Uhr auf.

Angebot: Obst, Gemüse, Eier, Geflügel und Lammfleisch vom eigenen Hof.

Spezialitäten: Hausgemachter Kochkäse. Eier von frei umherlaufenden Hühnern. Ungespritzte, unbehandelte Äpfel aus alten Sorten. Im Herbst Steinpilze, von Hand im Wald gesammelt. Reine Wildschweinbratwurst (von einem befreundeten Jäger).

Statement: „Es fühlt sich familiär an. Ich bin schon als Kind auf den Markt mitgegangen. Dazu kommen die vielen Stammkunden. Es freut mich, wenn die Leute immer wieder gerne bei uns einkaufen.“

Randbemerkung: Timos Großvater hat in den 1950ern im zerstörten Darmstadt mit einem holzvergaserbetriebenen Lastwagen die Bewohner mit seiner Ware versorgt. So fing alles an …

Unter das regionale Angebot mischen sich Spezialitäten aus ferneren Ländern, wie zum Beispiel erstklassiger Pfeffer aus Kamerun und hochwertiges Olivenöl aus Italien und Griechenland. Ihre Importeure wohnen überwiegend in Darmstadt und Umgebung und verkaufen die Erzeugnisse ohne Zwischenhändler von ihrer Herkunftsfamilie. So verbindet sich Darmstadt mit der Welt auf dem Wochenmarkt.

 

Foto: Nouki Ehlers, nouki.co

Salvatore und Tamina Viviano aus Darmstadt

Seit Oktober 2020 dabei. Salvatore steht samstagmorgens um 06:00 Uhr auf.

Angebot: Olivenöl und Feinkost von Salvatores Schwager in Sizilien.

Besonderheit: Das Olivenöl der Familie ist 100 Prozent bio, aus zum Teil seltenen Olivenölsorten und mehrfach ausgezeichnet für Geschmack und Qualität.

Statement: „Der Kontakt mit den Menschen bereitet mir Freude. Die Leute auf dem Markt sind nett und neugierig und es macht Spaß, die Leidenschaft für die eigenen Produkte an die Kunden weiterzugeben. Es herrscht hier eine besondere Atmosphäre, das Marktgefühl, welches Besucher wie Beschicker samstagsmorgens ergreift. Wir alle gehen gerne hierher.“

Besser kann man eigentlich nicht einkaufen: Der Nachhaltigkeitsaspekt und die Frische der Lebensmittel vom Markt sind unschlagbar. Außerdem ist das Einkaufen unter freiem Himmel ungefährlicher und vor allem – schöner.

Der Darmstädter Wochenmarkt ist eine Bereicherung, kulinarisch wie auch sozial. Gerade in diesen Zeiten, in denen es zum Teil an menschlichem Austausch mangelt. Wünschen wir ihm, dass er auch in Zukunft intensiv von uns genutzt wird. Und damit vielfältig und lebendig bleibt.

 

Darmstädter Wochenmarkt

Markttage:

Mittwoch von 08 Uhr bis 14 Uhr

Freitag von 08 Uhr bis 14 Uhr

Samstag von 08 Uhr bis 14 Uhr

Weitere Marktbeschicker des Darmstädter Wochenmarktes im Porträt:

https://www.darmstadt-tourismus.de/messen-und-maerkte/darmstaedter-wochenmarkt.htmldarmstadt-tourismus.de/messen-und-maerkte/darmstaedter-wochenmarkt