Foto: Porzellanmuseum Darmstadt
Foto: Porzellanmuseum Darmstadt

Heutzutage wird Kaffee meist  „to go“ aus unschönen roten oder braunen Pappbechern mit weißem Plastikdeckel getrunken. Praktisch und schnell. Das Behältnis wird danach einfach entsorgt. Die handelsüblichen Tee- oder Kaffeetassen machen oft auch nicht viel mehr her: In den meisten Küchenschränken befindet sich entweder ein buntes Sammelsurium aus mit Werbung oder einfallslosen Sprüchen bedruckten Pötten – oder ein schlichtes weißes Ikea-Service. Vor einigen hundert Jahren sah das allerdings noch ganz anders aus. Wie, zeigt die Jubiläumsausstellung „Frühstück bei Hofe – 100 Jahre fürstliches Porzellan“.

Seit 1908 wird im Prinz-Georg-Palais am Herrngarten die Großherzog-Hessische Porzellansammlung öffentlich zugänglich ausgestellt.  In barockem Ambiente gibt es Porzellane und andere keramische Erzeugnisse aus dem 18. und 19. Jahrhundert, die die Entwicklung der höfischen Porzellan- und  Fayencekunst wiederspiegeln, zu bewundern. Unter anderem durch die Verbindungen der Darmstädter Fürsten zu anderen Adelshäusern gehören heute Kunstwerke aus den wichtigsten europäischen Porzellanmanufakturen in Berlin, Meißen, Sèvres und Wien, sowie aus St.  Petersburg und Kelsterburg zur Großherzog-Hessischen Porzellansammlung. Neben Figuren, die Szenen des höfischen Lebens darstellen oder sich humoristisch verschiedenen Menschentypen widmen, machen Tassen, Teller, Kaffeekannen und weitere Frühstücksutensilien einen großen Teil der Zusammenstellung aus. Da liegt es nahe, sich in der Jubiläumsausstellung „Frühstück bei Hofe“ diesen zu widmen. „Frühstücken und Brunchen ist  ja gerade wieder sehr angesagt“, so Museumsleiterin Bettina John-Willeke. Mit dem Thema der Ausstellung (vom 31. August bis 16. November) möchte das Museum sich auch an ein etwas jüngeres Publikum richten und nicht nur das „klassische Damenprogramm“ bedienen.

Im 17. und 18. Jahrhundert wandelten sich die Trinkgewohnheiten in Europa. Statt Bier, Most und Wein nahm der Hochadel nun – besonders gern zum Frühstück – die importierten exotischen Genussmittel Tee, Kaffee und Kakao zu sich. Dafür mussten natürlich entsprechende Behältnisse her. Für die heißen Getränke eignete sich der Werkstoff Porzellan besonders gut, da er, anders als Silber, die Wärme länger innen hält und man sich außen nicht so schnell die Finger daran verbrennt. Auch neue Formen waren von Nöten. So entstanden beispielsweise die Trembleusen, sogenannte Wackeltassen. Da diese durch einen erhöhten Standring an der Untertasse stabilisiert werden, sind sie besonders gut für ein kleckerfreies Frühstücken im Bett geeignet.

Außerdem sind in der Ausstellung 50 kunstvoll verzierte Déjeuners, kleine Frühstücksgeschirre, zu bestaunen. Unter ihnen befindet sich auch ein besonders aufwendiges, mit Gold verziertes Solitaire, das ein Zeugnis der Ägyptenmode der damaligen Zeit ist. „Im Porzellan spiegeln sich auch kulturelle und historische Entwicklungen wider“, erklärt Bettina John-Willeke. Neben asiatischen oder griechischen Mustern, blau-weißen Strohblumen und Spruchtellern beinhaltet die Sammlung auch ein Service, das an die Helden der anti-napoleonischen Befreiungskriege (1813-15) erinnert.

Zu sehen sind Porzellane aus dem eigenen Bestand und Stücke aus dem Historischen Museum Frankfurt, dem Landesmuseum Mainz  sowie aus Privatbeständen. Sie zeigen die bunte Vielfalt und Pracht der Porzellangestaltung des 18. und 19. Jahrhunderts – an der sich der ein oder andere Pappbecher von heute mal ein Beispiel nehmen könnte.

www.porzellanmuseum-darmstadt.de