Foto: Nouki Ehlers, nouki.co

Mein E-Mail-Programm macht mir Vorschläge, wie ich im Falle einer Antwort meinerseits meine Mail beginnen könnte.

Bedrohlich einfühlsam versucht es, inhaltlich das Richtige zu treffen, und manchmal gelingt es ihm gar. Nie vom Wortlaut zwar, jedoch von der Intention. Das bedeutet, das Programm kennt den Inhalt der eingegangenen Mail. Was befremdlich ist und eine eigene Kolumne wert wäre, ohne Frage, aber hier nicht der springende Punkt. Denn dieser hüpft rüber zur Frage, ob und wie die Tatsache journalistisch zu einem erquickenden Etwas hochgekocht werden könnte. Sinnlos wäre es, auf eine E-Mail Inhalts „Ich bin im Urlaub und ab dem 13.02. wieder am Rechner. Mails werden in der Zwischenzeit nicht gelesen“ das generierte und vorgeschlagene „Ich wünsche Ihnen einen schönen Urlaub“ zu verwenden. Wahrscheinlich reagiert das Programm auf den Begriff „Urlaub“. Nein, das wäre wohl zu wenig Information, und wenn es eh schon mitliest, dann nimmt es wohl gleich „Ich bin im Urlaub“ als Referenz. Was aber nun, wenn ich Mutti schreibe: „Ich bin im Urlaub viermal angeschossen worden, als ich beim Brot holen in einen Überfall geriet“? Schlägt es mir dann auch „Viel Spaß“ vor? Bestimmt. Es möchte ja auch, dass ich eine Nachricht vom 21.12. mit „Frohes neues Jahr!“ eröffne. Auf die Frage „Moin, bei mir würde nächste Woche nur Montag passen“ lautet frecherweise des Programms Antwort: „Beides geht“. Will es verwirren und Zwietracht sähen?

Gerne würde ich Schindluder damit treiben und mir selbst E-Mails mit irrem Inhalt senden, um zu sehen, was das Programm mir daraufhin kredenzt. Aber das funktioniert so irgendwie technisch nicht. Und jemanden anzuhauen, mit der Bitte, einem eine E-Mail zu senden, mit dem Inhalt „Bei der Bullen-Versteigerung in Alsfeld zerstückelte der Gastronom meine Eiswürfel akkurat, jedoch wurde derweil der Besamer, welchen ich im Auge hatte, an jemand anderen verkauft. Leichenblass fuhr ich heim.“ verlangt schon viel Vertrauen. Zu viel.