Illustration: Lisa Zeißler

Sagen wir es mal direkt: Satire macht Spaß. Sich ein bisschen über die Nickeligkeiten der Heinerinnen und Heiner lustig zu machen, ist schön. Aber auch ein verdammter Luxus. Dass es geht. Dass wir schreiben dürfen, was wir wollen. (Beweis: hihi, Pimmel!) Aber Spaß beiseite, mir ist nicht zum Lachen. Unsere Freiheit ist in Gefahr und ich übertreibe ausnahmsweise mal kein bisschen.

Die aktuelle Situation verlangt daher eine andere Kolumne – eben weil wir es hier eigentlich so gut haben. Mir schnürt es die Kehle zu, ich bin entsetzt und habe Angst. Nazis gewinnen an Macht, schwadronieren geifernd über Remigration und zeigen ihre hässliche Fratze in immer mehr Parlamenten. Es ist viel zu bequem geworden, menschenverachtenden Müll laut auszusprechen. Doch noch bin ich (und viele andere!) nicht bereit, unsere wunderbare Demokratie aufzugeben. Ich würde sogar sagen: Wer Demokrat:in ist, MUSS sich jetzt positionieren. Ignorieren oder sich als „unpolitisch“ zu bezeichnen, funktioniert nicht mehr in Anbetracht der Gefahren für unser freies Leben.

Wir brauchen jetzt Mensch und Maus, damit wir das Ruder gemeinsam herumreißen können. Und wie genau? Wie wäre es damit:

1. Demos und Kundgebungen besuchen

Mehr als 17.000 Menschen waren am 23. Januar 2024 auf dem Karolinenplatz, das war großartig. Es gibt viele Leute, die jetzt zum ersten Mal auf die Straße gehen oder die schon lange nicht mehr dabei waren. Diese Demos werden vermutlich keinen Nazi davon überzeugen, auf die gute Seite der Demokratie zu kommen, aber es zeigt Unentschlossenen oder unpolitischen Menschen, dass sich was bewegt. Die AfD profitiert seit Jahren vom Schweigen einer großen Mehrheit, unter deren Radar immer weitere Grenzen des Hasses überschritten werden. Das ändern wir jetzt und es ist gut, wenn Du dabei bist. Nazis hassen es – auch wenn sie so tun, als wäre es ihnen egal. Bleib sicher dabei: Such Dir eine Begleitung, schließ Dich jemandem an, wenn Du zur Demo gehst oder nach Hause läufst. Wir passen aufeinander auf, okay?

2. Informieren & drüber reden

Auch wenn man sehr oft einfach unter der Decke bleiben will: Lies einmal am Tag die Nachrichten, informiere Dich, was passiert. Je besser wir alle informiert sind, desto weniger ohnmächtig fühlen wir uns. Wenn es Dich sehr belastet, hilft ein maßvoller Medienkonsum, nicht im Tal der Tränen zu versinken. Wenn Du irgendwo eine Meldung aufschnappst, die Dir nicht geheuer ist: Prüfe den Inhalt mit zwei weiteren Quellen. Das gibt Dir Kontext und die Sicherheit, ob eine Information wahr ist. Sprich darüber, was Du liest und siehst, mit Kolleg:innen, Freund:innen oder Deiner Familie. Es tut gut zu reden. Es ist mühsam, manche Positionen auszuhalten, aber es lohnt sich, in Kontakt zu bleiben.

3. Wählen gehen

Bitte wähl‘ eine demokratische Partei und mach‘ von Deinem Stimmrecht Gebrauch. Je mehr Menschen das tun, desto kleiner wird der Einfluss der Nazis. Es ist nicht egal, es kommt auf Deine Stimme an und es ist ganz einfach. Also hopp, Arsch hoch und am Wahlsonntag Kreuzchen machen – oder vorher per Briefwahl!

4. Anschluss finden & diskutieren

Ich kann den Impuls verstehen, jetzt auch aktiv etwas tun zu wollen. Wenn Du Lust hast, Dich ehrenamtlich im Kampf gegen Rechts zu engagieren, gibt es wahnsinnig viele Möglichkeiten. Du kannst einer demokratischen Partei beitreten und deren Arbeit vor Ort unterstützen, Du kannst Dich überparteilichen Bewegungen anschließen oder zum Beispiel in Deinem Verein für ein politisches Statement einstehen. Jeder Beitrag zählt, ob Du eine Stunde Zeit in der Woche oder fünf am Tag übrig hast.

5. Privilegien checken & zuhören

Obwohl unsere Demokratie uns alle etwas angeht, sind wir nicht alle gleichermaßen von Rassismus und Diskriminierung betroffen. Sprich mit den Menschen in Deinem Umfeld, die eine Migrationsgeschichte haben. Frag sie, wie es ihnen geht, welche rassistischen Erfahrungen sie vielleicht schon gemacht haben. Wenn Sie Dir davon berichten, hör hin, auch wenn es manchmal wirklich unerträglich ist. Erkundige Dich, was den Menschen in Deiner Nähe helfen würde.

6. Auf sich aufpassen

Es sind schwierige Zeiten, wir leben in verschiedenen Krisen gleichzeitig und manchmal, da hilft nur eines: Abschalten, Decke über den Kopf, Ablenkung. Es ist okay, wenn Dich das oft überfordert, wütend oder traurig macht und Du darfst Dir eine Pause gönnen. Bitte pass auf Dich auf und achte auf Dein Umfeld, ob es allen gut geht. Es ist auch okay, unbeschwerte Momente zu genießen, Ablenkung zu haben oder den Kopf freizubekommen. Such Dir Dein Ventil – denn ich glaube, wir brauchen noch sehr viel Ausdauer, bis die Demokratie wieder sicher ist.

In manchen Zeitrechnungen ist es „5 vor 1933“, aber noch ist es nicht zu spät. Wir müssen da jetzt alle gemeinsam durch, den Arsch zusammenkneifen und die Zähne auseinander.

Was wir zu verlieren haben? Alles. Und genau deshalb: Nie wieder ist hier und jetzt!

 

Du bist fies? Ich bin Fiesa!

Ich bin Isa, 36, spiele Roller Derby und mag Tierbabys aller Art. Ich wohne seit 2007 in Darmstadt, wollte nur kurz zum Studium bleiben … das hat ja hervorragend geklappt. Darmstadt war Liebe auf den zweiten Blick und ist Zuhause geworden. Die Schrullen und Besonderheiten der Stadt bringen mich zum Lachen, daran wollte ich Euch teilhaben lassen. Da ich keine echte Heinerin bin, ist das natürlich nie ganz ernst zu nehmen und mit einem Augenzwinkern zu verstehen.