Vor drei Jahren zog Maurice Humeau, Drummer der Darmstädter Psychedelic-Funk-Formation Phunk M.O.B., nach London, um dort als Audio Engineer und Music-Producer zu arbeiten. In der Weltstadt hat der gebürtige Watzeveddler seine neue Heimat gefunden. Dort kann er sich künstlerisch verwirklichen und musikalisch ausleben. Am 14. Juli wird seine Neo-Soul-/Funk-Single „Bad Day“ auf iTunes veröffentlicht. „Bad Day“ ist die erste Single-Auskopplung aus dem anstehenden Album „Day or Night?“, das in Zusammenarbeit mit verschiedenen renommierten Londoner Vocalists entstanden ist. Wir haben Maurice Humeau aka Mobeatz bei seinem letzten Darmstadt-Besuch getroffen, in sehr entspannter Atmosphäre.
P: Nachdem Du gestern wieder einmal zu spät ins Bett bist und wir auch keine Fragen vorbereitet haben: Was gibt es aus der Musik-Metropole zu berichten?
Maurice: Das Überwältigende an und in London ist, dass jede Musikrichtung sich ständig in Bewegung und Entwicklung befindet, die Stadt ist unheimlich inspirierend und vielseitig. Gib‘ mir noch was von Deinem Bier ab.
Nachdem wir schon am „Schulterblick“ gescheitert sind, meinst Du, wir kriegen noch was Sinnvolles auf die Reihe?
Aja, wenn Du ein paar gescheitere Fragen hättest!
O.k., was hast Du heute gefrühstückt?
Erstmal hat die Zeitumstellung mich die Zeit für ein gemütliches Frühstück gekostet, und dann hätte ich beinahe unser Date verpeilt. Wenigstens gibt´s jetzt ein Bier.
Aber auch nur ein Neptun-Pilsener, aber wer in England lebt, der trinkt ja alles.
Als ich nach London kam, dachte ich, als Deutscher biertechnisch gut was zu vertragen. Aber die Engländer mit ihren Pints legen mengenmäßig einiges vor. Dort scheint Saufen Nationalsport zu sein.
Doch jetzt zu Deinem Album: Was macht Deinen Sound aus?
Ohne Eigenlob betreiben zu wollen: Ich bin selbst über die Eigenständigkeit der Produktionen erstaunt, die Zusammenarbeit mit verschiedenen Künstlern hat das Ganze auf ein unbeschreibliches Level gehoben. Speziell Elisha la Verne, die auf „Bad Day“ und noch weiteren Tracks ihre Stimme zur Verfügung stellt, war eine ungeheuere Bereicherung.
Auf das erste Hören hin haben wir es hier mit einem klassischen, tight eingespielten Funk-Album zu tun. Was macht Funk beziehungsweise Neo-Soul aus?
Funk ist der Sound der Straße, in den 70ern wie heute, die Musik der Leute, die jeden Tag ihrem Kampf kämpfen müssen. Neo-Soul, zumindest subjektiv gesehen, ist die konsequente, chronologische Weiterführung der original Soul-Musik der 60er und 70er. Weiterentwicklung wäre vielleicht auch ein passender Ausdruck, da das kitschig-Klischeehafte weggefallen ist, und die Musik sich zeitgemäß entwickelt hat. Sie ist „allgemeinverträglicher“ geworden. Aber der alte Soul ist natürlich immer noch da – und in meinem Herzen.
Wofür steht der Albumtitel „Day or Night?“?
Für mich war das Ganze wie ein Traum, ich wusste manchmal, während der Arbeit an dem Album, nicht mehr, ob ich wach bin oder schlafe. Ich wollte diese subjektive Erfahrung dem Zuhörer nicht vorenthalten. Weitergesponnen hat der Titel auch eine sozialkritische Implikation, denn wir sollten uns mal fragen, in was für einer Zeit wir eigentlich leben. Tag oder Nacht? Hell oder dunkel? Das ist so gemeint, dass Menschen sich für ein paar Euro/Pound/Dollar etc. den Arsch aufreißen müssen und trotzdem nichts von ihren Leben haben. Sie können ihre Kinder kaum ernähren, die Miete gerade so bezahlen und dann ist auch schon Feierabend. Und das soll die wohlverheißene Zukunft sein? Wohl eher „Nacht“ als „Tag“, oder? Große Konzerne regieren die Welt, das ist ja wie in einem schlechten Film.
Siehst Du Dich als Opfer?
Nein, überhaupt nicht. Aber jeder, der heute die Wahrheit ausspricht, ist ja scheinbar gleich Verschwörungstheoretiker oder Opportunist.
Was bist Du denn?
Ich bin auch nicht mehr als jeder andere Mensch, der denken kann und versucht, zu überleben.
Was macht eigentlich Phunk M.O.B.?
Wir haben viele Aufnahmen zusammen gemacht, auch für „Day or Night?“. Aber auch die Band selbst ist immer noch stark, auch als Familie. Zudem ist ein Album geplant, das Erscheinungsdatum ist leider noch ungewiss. Die Tracks stehen bereit, die Feinarbeit wird aber noch einige Zeit in Anspruch nehmen.
Dann können wir ja gespannt sein. Nachdem Dein Album während des Interviews im Hintergrund lief, bin ich es auf jeden Fall. Die zu erwartende Single ist definitv superfunky. Vielen Dank für das Gespräch.