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Foto: Stefan Holtzem

UPDATE: Das Golden Leaves Festival wird doch stattfinden !!! 

Ein passende Örtlichkeit wurde gefunden. Mehr dazu demnächst hier.

 

Ende Januar erreichte uns diese traurige Nachricht: „Es schmerzt uns sehr, besonders im fünften ‚Jubiläums‘-Jahr nicht mit einem Termin und tollen Bands um die Ecke zu kommen, sondern mit solch einer Hiobsbotschaft.“ Die Veranstalter des Golden Leaves Festivals verkündeten, dass es 2016 unter Umständen keine Ausgabe ihres beliebten Open Airs geben werde. Nach der kurzfristigen Absage des geplanten Veranstaltungsortes ist dem in unserer Stadt einzigartigen Herzblut-Festival plötzlich der wichtigste Pfeiler weggebrochen: ein passendes Gelände. Das P hat nachgefragt, wie es dazu kam.

P-Magazin: Ende Januar habt Ihr als Organisatoren einen Hilferuf veröffentlicht, der ganz Facebook – zumindest alle, die Euer Festival kennen und lieben – in Schockstarre versetzte: Das Golden Leaves-Festival 2016 ist gefährdet, weil Ihr keine passende Örtlichkeit findet.

Tobias Schrenk: Die Resonanz ist wirklich schön. Gerade weil wir bundesweit damit wahrgenommen werden und es wirklich alle unisono bedauern. Gerade hier in der Region. Das ist ja auch ein Zeichen für Darmstadt. Die Stadt boomt, aber es gibt als Festival neben Schlossgrabenfest keine wirkliche Alternative abseits des Mainstreams. Das geht eigentlich gar nicht in so einer boomenden Studentenstadt. Das ist ja eigentlich auch ein Standortfaktor, mit dem man werben könnte.

Warum wurde der eigentlich bereits seit Sommer feststehende Festival-Ort abgesagt? Und wie überraschend kam das?

Dominik Schmidt: Das ist schon länger am Brodeln. Nicht erst seit letzter Woche. Wir hatten schon sehr früh eine Location festgemacht, aber es war Anfang November, als uns nachvollziehbare Gründe für eine mögliche Absage erreichten. Ich will das auch nicht wirklich benennen, weil es allgemein politische und eben wirklich nachvollziehbare Gründe sind. Die Betreiber der Location trifft daher überhaupt keine Schuld und wir sind völlig okay mit den Gründen. Wir standen nur eben Knall auf Fall ohne Veranstaltungsort da. Und man kann mit der Planung, besonders dem Booking von Bands, nicht ohne Location beginnen. Das macht keinen Sinn.

T: Als die begründete Absage kam, war das vollkommen okay für uns. Wir hofften allerdings, schneller eine Alternative zu finden.

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Foto: Stefan Holtzem

Dann seid Ihr jetzt nicht nur ohne Location, sondern auch derbe im Zeitverzug …

D: Wir haben nach der Absage direkt die Stadt Darmstadt, also Kulturamt und den Oberbürgermeister, kontaktiert. Wir waren schon seit Längerem mit der Stadt in gutem Kontakt, jetzt wurde es aber dringlich. Es gab auch mehrere Optionen, aber an jeder Örtlichkeit, bei der man dachte, das würde passen – wie zum Beispiel dem Hochschulstadion – gab es kurz vor konkreten Verhandlungen eine Absage. Meist aus wirklich unwägbaren Gründen, aber natürlich blöd für uns. Und irgendwie für alle Kulturschaffende in dieser Stadt. Letzte Woche war es dann so weit, dass eine Location, die uns eigentlich zugesichert wurde, uns mit einer lapidaren E-Mail abgesagt wurde. Das frustriert nach so viel Vorarbeit.

War das von Seiten der Stadt?

T: Nur bedingt. Die haben sich da eher zu unseren Gunsten für eingesetzt. Überhaupt muss man sagen, dass die Stadt, also die Leute, mit denen wir in Kontakt sind, sich wirklich sehr engagieren für die Sache. Kulturamt, Die Grünen und vor allem Darmstadt Marketing, das muss man wirklich positiv erwähnen. Auch das Ordnungsamt war immer kulant, es gab nie Probleme. Das Feedback war immer gut. Das ist eine sehr gute Zusammenarbeit, die geben wirklich Gas – an denen liegt es also nicht.

D: Die probieren alles, das ist super. Man muss aber natürlich als Festivalveranstalter sagen, dass man nur noch so-und-solange Zeit hat, ein Festival seriös zu organisieren, und dass uns da gerade die nötige Zeit zunehmend fortläuft. Wir sind jetzt langsam an einem Punkt, an dem unsere Deadline immer näher rückt, und wir wirklich eingestehen müssen, ab dem und dem Zeitpunkt macht es keinen Sinn mehr. Dass das Festival also nicht stattfindet.

Wann ist dieser Zeitpunkt gekommen?

D [zögert kurz]: Eigentlich Mitte Februar. Sobald man natürlich weiß, es wird was klappen, kann es auch schnell gehen. Aber derzeit stehen wir mit leeren Händen da. Und solange können wir weder eine Bühne mieten, noch den Vorverkauf starten und erst Recht kein Line-up planen. Die meisten Künstler werden meist schon im Herbst für die kommende Sommersaison gebucht. Das Golden Leaves ist wirtschaftlich eh immer ein Tanz auf der Klinge und eine Kalkulation ist derzeit gar nicht möglich. Wir arbeiten alle hauptberuflich und das Festival ist ein ehrenamtliches Hobby. Verdienen kann man damit nichts, daher hängt nur unser Herzblut daran. Aber das merkt man auch, denke ich.

T: Es gibt natürlich immer bestimmte Auflagen, die man heutzutage einfach erfüllen muss, besonders bezüglich Sicherheitskonzepten. Das ging früher sehr viel leichter, aber ist nach schlimmen Ereignissen natürlich auch nachvollziehbar. Die Stadt hat da wenig Spielraum. Wir sind mit dem Golden Leaves zuletzt ja auch so erfolgreich gewesen, was die Zuschauerzahl angeht, dass es in Darmstadt nicht so viele Optionen gibt. Und irgendwie wollen wir uns ja auch nicht verschlechtern gegenüber den letzten Jahren.

D: Genau, wir haben natürlich auch einen Anspruch den Zuschauern, aber auch uns selbst gegenüber. Gerade das letzte Festival war atmosphärisch so schön, da jetzt faule Kompromisse mit irgendwelchen leeren Betonplätzen einzugehen, wäre unpassend. Wir leben besonders von dem Feeling. Das soll irgendwie schon mit Natur verbunden sein, wo die Leute sich gemütlich hinkrümeln können.

T: Das macht das Festival auch besonders aus: das Familäre, das Intime – da muss das Ambiente einfach passen, daher geht sicher nicht das „Nächstbeste“.

Was sucht Ihr genau?

D: Unsere Erfahrung ist, dass sich das Festival ab etwa 700 Leuten finanziell trägt. Wir haben natürlich auch höhere Technikansprüche und wissen, was die Künstler-Agenturen voraussetzen. Natürlich würden wir auch was für 500 Leute machen, denn es wäre fatal, jetzt einen Knick in der Ausrichtung zu haben. Dann wieder in den Sattel zu kommen, ist nicht einfach.

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Foto: Stefan Holtzem

Warum kommt der Aufruf erst jetzt?

D: Wir haben lange gewartet, bis wir damit an die Öffentlichkeit gegangen sind, da wir immer hofften, es klappt noch. Daher wussten alle nicht, was hinter den Kulissen so abging. Die Zeit rennt einfach weg. Wir sind wirklich langsam deprimiert deswegen. Wir haben alle Energie da rein gesteckt, sind aber langsam wirklich „Ende Gelände“.

Im wahrsten Sinne der Worte: Wir drücken Euch die Daumen und hoffen das Beste.

 

Aufruf: Location für das Golden Leaves 2016 gesucht!

Wer hat eine zündende Idee und am besten auch Kontakt zu geeigneten Orten für ein atmosphärisch wunderschönes Festival, was relativ wenig Lautstärke erzeugt, überhaupt keinen Dreck hinterlässt (Erfahrung der letzten Jahre), mit bundesweitem Renommee aufwarten kann und die Stadt Darmstadt hinter sich weiß? Alle weitere Fragen lassen sich sicher im Detail klären, aber ein erster Kontakt wäre das Entscheidende. Mail bitte an: kontakt@goldenleavesfestival.de.

www.goldenleavesfestival.de

www.bedroomdisco.de