Foto: Jan Ehlers
Foto: Jan Ehlers

Kommen wir heute zu einem Thema, das entfernt an eine der letzten Ausgaben erinnert: Schunn widder die Franzose! Wie schon erwähnt hat die französische Sprache nach mehrmaligen Besatzungen und Plünderungen der napoleonischen Armee ihre Spuren in Darmstadt hinterlassen. Auch der heute behandelte Ausspruch basiert auf dieser linguistischen Assimilation.

Dieser Ausspruch hat zur Abwechslung mal anerkennenden Charakter. Damit wird sowohl einer kräftigen Person als auch einer großen Maschine Tribut gezollt, eigentlich allem, was von übergroßem Ausmaß ist. Zum Beispiel ein besonders großer Straßenkreuzer, ein extrem fetter Hund, der weltgrößte Hamburger … wos waas’n isch, heer …

Die wörtliche Übersetzung „Schau mal, was für ein Oschi!“ hat ihren Ursprung in der Verfärbung des Heinerdialekts mit französischen Wörtern. Zur Erklärung sei das Buch „Darmstädter Kalender“ aus dem Jahre 1994 (Seite 96) auszugsweise hinzuzuziehen. Dort steht unter einem mit dem 7. Januar 1806 datierten Eintrag zu lesen: „Um Hessen-Darmstadt zum Anschluss an den von Napoleon geplanten Rheinbund zu zwingen, rückt Marschall Pierre Francois Augereau mit einem 20.000 Mann starken Armeekorps in Südhessen ein. Darmstadt bleibt bis zum Sommer besetzt. Die Bezeichnung „Oschero“ erhält sich im Darmstädter Umland als Schimpfwort für einen groben Kerl.“

Den Namen „Augereau“ sprach der Heiner wie „Oschero“ aus, was ja auch stimmt. Im Laufe der Zeit wurde der „grobe Kerl“ zu „Oschi“ verniedlicht – etwas Großem, Enormem, Überdimensionalem. Auch die eigentlich negative Bedeutung verflachte zu einem positiven Superlativ. Also: Ein „Oschi“ kann alles Mögliche sein, was besondere Ausmaße hat.
Kleiner Tipp an die Männer unter uns: Wenn Ihr mal am Pissoir steht und Euer Pinkel-Nachbar diesen Satz loslässt, so könnte es sein, dass er Euer Gemächt meint – dann freut Euch! Und wenn nicht dies, meint er vielleicht Euren Zinken!