Foto: Jan Ehlers
Foto: Jan Ehlers

Alexandra Welsch und Torsten Jahr sind die vielleicht nettesten Gastgeber Darmstadts. Seit einiger Zeit verwandeln die beiden das Hoffart-Theater mehrmals im Jahr in ihre „Gute Stube”. Dann gibt’s Themenabende, Lesungen oder Musik von Punk bis Folk in behaglicher Wohnzimmer-Atmo. Kleinkunst ohne Mief. Daheim in ihrer Küche lauschten sie jetzt aber verkniffen einigen Klassikern der Rock-Geschichte in ziemlich verdrehter Form. Das Original galt es zu erkennen, manchmal auch den Interpreten.

 

Uncle Tupelo „I Wanna Be Your dog“ (The Stooges)

Iggy Pop-Klassiker als Country-Rock-Version von der Band, aus der später Wilco hervorging.

Torsten [rümpft die Nase]: Schon mal Country…
Alex [ebenso]: Bisschen mehr ufta ufta und es ginge auch auf dem Heinerfest.

P [pikiert]: Finde die Version grandios.

Alex [als der Refrain einsetzt]: Ah, okay. Iggy Pop. Oder St … St . ..
Torsten [altklug]: Genau. Stooges.
Alex: Da wurde das Original aber ziemlich verdreht. Irgendwie aber gut, denn ich finde es immer wichtig, einen Kontrast zum Ursprung zu bieten. Habe deshalb auch mit meiner Band Mine den Evelyn-Thomas-Hit „High Energy“ viel schleppender und tiefer gesungen.

 

Langley Schools Music Project „Good Vibrations“  (Beach Boys)

In den 70ern aufgenommener Kinder-Chor, der diverse Klassiker ganz eigen interpretiert.

Torsten [lauscht gespannt]: Geil, hat was von Ennio Morricone.
Alex [erleuchtet]: Nein, warte, warte, das ist doch dieser geile Chor. Das lief mal in der Kopfhörer-Disko in der „Guten Stubb“. [runzelt die Stirn] Beach Boys?

Bingo!

 

Hanson Brothers „Blitzkrieg Bob“ (Ramones)

Punkrock-Seitenprojekt der kanadischen Band No Means No.

Torsten [schon nach dem ersten Akkord]: Ramones.
Alex [kritisch]: Ist aber auch zu deutlich. Fast eins zu eins gecovert. Eigentlich blöd, außer…
Torsten: … außer es wären die legendären Hanson Brothers.
Alex [strahlt]: Genau. Diese Kanadier dürfen das. Vor allem live sind die unschlagbar.

[Dreifaltige Einigkeit]: No Means No sind Götter. Auch als Ramones-sound-alikes. Amen.

 

Entombed „Under the Sun“ (Black Sabbath)

Schwedische Metal-Punkrocker mit Humor. Verdammt heftig und verdammt witzig.

Alex [irritiert]: Heavy Metal. Da halte ich mich raus. Das ist Thorstens Gebiet.
Torsten: Ganz klar Black Sabbath. Aber von wem?

Streng Dich an. Du kennst die.

Alex: Prong aus New York?

Gute Idee. Aber Skandinavien.

Torsten [erfreut]: Dann Entombed.
Alex: O ja, die Band mag selbst ich, obwoh’s nicht mein Gebiet ist. Auf einem Festival in Dietzenbach haben sie mal selbst Henry Rollins an die Wand gespielt.

 

Adriano Celentano „Un altra Ragazza“ (Beatles)

„Love me do“ mit rauher Stimme auf italienisch.

Alex [fast verächtlich]: Beatles.
Torsten: „Love me do“. Aber irgendwie ganz anders. Klingt wie Jan Delay oder Insterburg & Co oder so.
Alex: Das ist aber nicht auf Deutsch. Italienisch?
Torsten [erstrahlt]: Warte, warte, diese Stimme…kann nur der Celentano sein. Super. Der Mann ist der Hammer.

 

LB „Angie“ (Rolling Stones)

Projekt von Uwe Schmidt, besser bekannt als Señor Coconut oder Atom Heart. Als LB verfremdet er Klassiker von Dylan bis Bowie auf elektronisch.

Torsten [stöhnt]: Uff, im Techno kenn’ ich nur Señor Coconut und diese … Comic-Franzosen.

Daft Punk?

Thorsten: Genau. Übrigens klingt das gerade verdammt geil mit den verfremdeten Sounds und der geschraubten Stimme.

P [grinst]: Daft Punk ist falsch. Aber bei Señor Coconut wird’s zufälligerweise wärmer. Und im Original nicht die Beatles, sondern die anderen…

Alex: Die Stones? Das ist Thorstens Faible. Finde das Stück aber gerade auch sehr schön.
Torsten [hört das entscheidende Wort]: Anngggiiieeee. Geile Version!

 

The Dynamics „Whole Lotta Love“ (Led Zeppelin)

Soundsystem aus Lyon. Covert querbeet im Reggae-Style, am bekanntesten ihre Version der „Seven Nation Army“ (White Stripes).

Alex [nach wenigen Sekunden]: Led Zeppelin?
Torsten [verächtlich]: Für mich klingt das alles eher nach Peter Tosh.
Alex: Die Stimme ist aber super. Gut, dass sie trotz Reggae-Stils das an sich Dunkle des Songs bewahrt haben.

 

Catpower „(I Can’t Get No) Satisfaction“ (Rolling Stones)

Chan Marshall, eindrucksvolle Stimme, wunderbare Songs. Famos.

Alex: Wunderschöner Gesang. Zurückhaltend und doch intensiv. Kim Gordon?

Nee, aber Sonic Youth haben die gesuchte Sängerin quasi entdeckt damals. Lauscht auf den Text, allerdings ist der entscheidende Refrain ausgespart.

Torsten [lauscht verkniffen]: Eindeutig das schönste Stück bisher. Text kommt mir zwar bekannt vor, komm’ aber nicht drauf…

Hatten die gecoverte Band vorhin schon mal. Stichwort Merkel.

Torsten: Also Stones. Ist das Catpower aus ihrer ersten Cover-LP? Das Stück errate ich aber ohne Refrain nicht.

 

The Oblivians „Sunday I need love“ (Trio)

US-Garagen-Rocker auf Crypt-Records. Kultiger Trash.

Alex [sofort]: Unverkennbar Trio. Aber saudreckig. JaJaJa!
Torsten [wippt mit dem Kopf]: Nee, „Sunday I need love“, oder? Adäquat gecovert auf alle Fälle. Furchtbar vom Klang, aber das scheint Absicht. Hat die Band nicht neulich in der Knabenschule gespielt?

Fast. Zumindest der Sänger Jack Oblivian war da. Klingt heute aber anders.

 

Dead Beat „I Wanna Be Your Dog“ (The Stooges)

Darmstädter/Odenwälder Hardcore-Kultband rund um die Starwhore-Leute und mit dem Morbus Gravis-Chef Matt Bauer am Gesang.

Alex: Hatten wir doch schon mal heute. Stooges. Diesmal aber näher dran am Ursprung.
Torsten: Stimme kommt mir irgendwie bekannt vor. Irgendwas aus Darmstadt?

Darmstadt ist heiß. Der Gesang ist hier etwas irreführend, da der Sänger normalerweise schreit und grunzt.

Alex: Dann ist es der Matt Bauer mit Dead Beat. Gibt sogar ein Live-Video, wo sie mit dem Stück zu sehen sind. Da hört man, dass der Bauer auch richtig singen kann, wenn er will.

[Allgemeines Grinsen.]

 

Fazit:
Die Originale fast alle erkannt, die Interpreten teilweise. Ganz ohne Doping. Saubere Leistung. Als Gastgeber in der „Guten Stube“ geht es im Herbst mit dem Themenabend „Tapetenwechsel“ wieder los. Das P freut sich drauf.