Seit inzwischen schon fast sechs Jahren halten Bushfire, die Band um den stets schwarz gekleideten „Sonnenschein“ Bill Brown, die Fahne des bluesig-düster-tätowierten Rock in unserer schönen Stadt hoch. Ob sie in der Zeit nur im Proberaum saßen, oder ab und zu auch mal einer anderen Band gelauscht haben, sollte sich beim Hörspiel mit Sänger Bill, Gitarrist Marcus Bischoff und Bassist Thomas Glaser herausstellen. Der zweite Gitarrist, Miguel Pereira, und Drummer Tom Hoffmann schickten derweil schöne Grüße.
Sunn O))) „Big Church“
Die nach einer Gitarrenverstärker-Marke benannte Ambient-Doom-Metal-Band aus Washington lässt es dröhnen, mit lauten Gitarren, Kirchenchören und allem, was sonst noch dazu gehört.
[Bill singt beim Chor mit.]
Marcus: Biohazard?
Thomas: Irgendwas Doomiges… vielleicht Saint Vitus?
Nein, es ist eine aktuelle Band.
Marcus: Äh … hab ich erwähnt, dass wir privat nur Popmusik hören?
Das ist Sunn O))).
Thomas: Das wäre das Nächste gewesen, was ich gesagt hätte!
Bill: I like doom stuff, but I need some vocals.
Black Smile „Game with the Devil“
Die Metalband aus Arheilgen zeigt, dass mit dem Nachwuchs zu rechnen ist. Die Jungs sind erst vierzehn.
Thomas: Das kenn’ ich doch irgendwoher.
Marcus: Grässlicher Gitarrensound!
Bill: Ist das eine Darmstadt-Band? Contraption [Metalband aus Ober-Ramstadt, Anm. d. Red.]? Narsaak?
Marcus: Thomas, Du kennst doch sowas! Ist das Danke?
Nein, die sind jünger.
Bill: Is it Black Smile? This song is more like a demo. You don’t get the same feeling that you get when you see them live. But it’s a kick-ass band!
Marcus: Die Jungs sollen auf jeden Fall weitermachen – die Darmstädter Musikszene braucht so guten Nachwuchs! Ich muss uns ja ein bisschen entschuldigen: Wir haben in letzter Zeit mehr Foto-Shootings als Proben gemacht. Für das Plattencover, für Kunstprojekte, fürs P. Wir wissen gar nicht mehr, was wir im Proberaum machen sollen, wie das geht. Aber dafür sind unsere Fotos super …
Shito „Lampenfieber“
1998 konnte man seine Musik noch Post-Grunge-Metal nennen… Alte Darmstädter Helden mit einem gewissen Cem Tevetoglu am Mikrofon.
Marcus: Oh … ganz schön thrashig. Hätte ganz am Anfang ’ne alte Megadeth sein können.
Thomas: Ist das auch ’ne Darmstädter Band?
Ja.
Marcus [wie aus der Pistole geschossen]: Waddema – Shito! Mit meiner allerersten Band hab ich einige Konzerte mit denen gespielt und wir haben viel Spaß gehabt. Die hab ich jetzt bestimmt zehn Jahre nicht mehr gehört und trotzdem gleich erkannt! Zeig mal die CD … Die hatte ich nie, ich hatte nur das Demo-Tape, auf dem der Song „Down“ drauf war – saucool!
Golden Gorilla „My Name Is Trouble“
Bösartiges Zeugs mit tiefergelegten Gitarren, von Darmstädter Härtnern gekonnt serviert.
Marcus: Ich kenn den Song … [singt die Gitarren-Hookline mit]. Äh …Golden Gorilla?
Genau.
Marcus: Eine meiner „favorite Bands“.
Bill: I put their t-shirt in the laundry two minutes before I came here!
Habt Ihr mit denen schon gespielt?
Bill: No, they’re too heavy for us …
Marcus: Würd’s Golden Gorilla nicht geben, würde echt ein Loch in der Darmstädter Musiklandschaft entstehen. Ich war schon traurig, als es Bastard King nicht mehr gab, und war dann froh, dass sich die Gorillas gründeten.
Wight „And I Will Not Be Hammered Again“
Psych-Rock von den Machern von Fat-And-Holy-Cassettenlabels.
[Bill singt die Hookline mit.]
Thomas: Ist das was aus Darmstadt?
Ja.
Thomas: Bastard King?
Marcus: Wight?
Letzteres.
Thomas: Die haben uns geholfen, Bills Arztrechnung zu bezahlen [bei einem Benefiz-Festival, Anm. d. Red.]. Nice guys!
Die machen noch nicht so lang, oder?
Bill: No – they started directly with a punch!
Macht Ihr bei deren Label nicht auch eine Kassette?
Marcus: Ja, das haben wir vor, aber derzeit …
Thomas: … müssen wir erstmal wieder neue Fotos machen! Unterhosenfotos!
Bill: Because: If you want to be backstage with us, you have to drop your pants.
Marcus: Man sollte aber Unterwäsche tragen.
Bill: Yes, it’s better for your fantasy!
Wry „Einfach mal einen stehen lassen“
Darmstädter Punkrock, klingt nach Eigenaussage wie der Geschmack von gelbem Schnee.
Marcus [nach zwei Sekunden]: Wry!
So schnell erkannt?
Marcus: Ja, an der Stimme und am Schlagzeug. Weil wir lange zusammen musiziert haben.
Thomas: Und die haben auch geholfen, Bills Arztrechnung zu zahlen!
Tom Waits & Peter Murphy (not really) „Christmas Sucks“
Zwei berühmte Sänger, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben, singen gemeinsam ein Anti-Weihnachtslied? Nicht wirklich – es handelt sich um eine Persiflage von Ted Haffer und Curtiss Pernice von Lambchop. Aber auf dem einen oder anderen Tom-Waits-Bootleg ist der Song schon aufgetaucht …
Bill: Fantomas? Tom Waits?
Thomas: Oder was von Mike Patton?
Marcus: Tom Waits ist das aber nicht, oder? Der hat doch diesen Knack in der Stimme.
Bill: Sounds like something from a Tim-Burton-movie. The music goes totally to Nick Cave or Tom Waits, but it has a certain movie feel.
Das ist Tom Waits.
Bill: I know Tom Waits and it’s not his voice!
Stimmt – ihr seid nicht drauf reingefallen! Sehr gut!
Thomas: Man müsste mal eine Tom-Waits-Playstation-DVD fürn die Karaoke machen.
Marcus: Bill hat mal für uns eine Tom-Waits-Karaoke gemacht … zu Weihnachten.
Thomas: War das der Abend, an dem er in den Glastisch gefallen ist?
Ufo vs. Riesenwelle „Drei“
Stop-and-Go-Instrumentalpostrock aus der Knertz-Schule.
Marcus: Das ist gar nicht so mein Ding.
Thomas: Auf jeden Fall ist es nicht Primus. Zirkusmusik? Ich trau’s mich ja fast nicht zu fragen, aber: Sind die aus Darmstadt?
Ja.
Bill: Planet Ersag?
Marcus: Klingt wie ein Proberaummitschnitt von uns … auf Acid!
Nein, die Proben in der Oetinger Villa.
Marcus: Aber nicht diese Gameboy-Typen, oder?
Bill: I like it, I like the chaos in there. I did a similar project with this guy, Marcel: Monostrip vs. Metropolis. We sold the CD through the Automaten in the Café Chaos.
Habt Ihr zum Abschluss noch eine Grußbotschaft für die P-Leser?
Thomas: Kommt am 9. Oktober zu unserer Fotoausstellung!
Oh – stimmt! Fotos müssen wir ja auch noch machen…
Thomas: Au ja – los geht’s!
Fazit: Ob beim Fotoshooting, bei der Unterhosen-Backstage-Party oder auf dem Glastisch – Bushfire geben überall und jederzeit eine gute Figur ab. Auch für ihre Darmstädter Mitmusiker haben sie stets ein offenes Ohr und ein lobendes Wort. Nur in den Proberaum sollten sie dringend mal wieder gehen!