Foto: Laura Morche
Foto: Laura Morche

Darmstädter Gitarrist, Jazz-Musiker und Fachmann für einen guten Longdrink. Deniz Alatas spielt permanent auf Jam-Abenden, ist musikalisch in unterschiedlichsten Bands unterwegs und kennt daher viele Hits und Standards aus dem Gitarren-FF. Demnächst steht er sogar auf einem Festival in Indonesien auf einer Bühne mit Stevie Wonder, zugegeben allerdings leicht zeitversetzt. Songs und Tracks zu erkennen, sei allerdings nicht sein Ding, wie er bereits vor dem Treffen erzählt. Deniz spielt bevorzugt selber die Musik, was allerdings dem P-Hörspiel keinen Abbruch tut. Deswegen auch gleich in die Vollen und Deniz bei seinem aktuellen Interesse an Fusion-Jazz gepackt. Seine eigene Band „Durden“ (mit Andi Manns und Max Sonnabend) ist allerdings eine härtere Schiene als das, was er jetzt vorgesetzt bekommt.

 

Koinonia „Celebration“

Christliche Jazz-Band aus den 80ern mit Abraham Laboriel am Bass.

Deniz: Also ich muss bei dem Sound an Santana denken. Oder Al Di Meola. Wenn eine Gitarre dabei ist, dann höre ich besonders darauf. Aber ansonsten klingt der gesamte Groove hier so 80er Jahre.

Deniz‘ Begeisterung hält sich in Grenzen, er hatte eher einen rasend schnellen Gitarrenlauf erwartet. Aber er bleibt mit den Ohren beim Bass-Solo.

Die meisten gehen dann bei der Jam-Session etwas trinken, aber ich höre gerne zu.

Die Gabe „Zuhören“ ist ein wichtiger Part, denn so ist Deniz vor kurzem auf ein für ihn neues Terrain gekommen: als Gitarrist einer Reggae-Band. Grund genug, ihm …

 

Scout Niblett „Uptown Top Ranking“

… vorzuspielen – die US-amerikanische Indie-Musikerin mit der Coverversion eines Reggae-Klassikers. Song wie Künstlerin sagen ihm erst mal nichts. Es erinnert ihn nur an ein Konzert der amerikanischen Band Black Dub mit der famosen Sängerin Trixie Whitley. Aber als ich das Reggae-Original der Jamaikaner Althea & Donna vorspiele …

Ach doch, kenne ich! Aber auch nur vom Sound her. Ich hab‘ eigentlich gar keine Reggae-Seite an mir, da ich das bisher nicht gehört habe. Erst nachdem ich in der Reggae-Band Ease Up Ltd. mitspielte, fing ich nach etwa einem halben Jahr an, mir diese Musik bewusst anzuhören. Die Lust kam mit dem Spielen. Du bekommst immer wieder andere Eindrücke und musst quasi anders spielen als sonst. Das kommt dann automatisch.

[Musiker eben: Spielen aus der Lust heraus und sich mit seinem Musikwissen einbringen. Fast unnötig zu erwähnen, dass Deniz Musik studiert hat. Das erklärt auch, warum er privat eher kaum Musik von Tonträgern hört, wenn er sowieso alle musikalischen Befindlichkeiten gleich selber umsetzen kann. Bewusst hat er das nicht angestrebt, aber so spielt er im Februar in einer Rock-Faschings-Combo in Darmstadt und im März dann Barry-White-Songs auf einem Festival in Indonesien. Die Verbindung dorthin kam über den weltweit agierenden Musiker James Simpson zustande. Und ein Blick auf das Line-Up mit Al Jarreau, Herbie Hancock, David Sanborn, Pat Metheny, Erykah Badu und anderen Schwergewichten reichte Deniz zur euphorischen Zusage, Anm. d. Red.]

 

Dan Bau Vietnam „Rider in the sky“

Das angesprochene Java-Festival ist der Aufhänger für das nächste Stück vom Sampler „Ho! – Roady music from Vietnam 2000“ des Münchner Labels Trikont. Johnny Cashs Original gespielt von vietnamesischen Straßenmusikern.

Deniz[mit breitem Grinsen]: Sehr gut.

Würdest Du bei so etwas mitspielen?

Deniz[lächelt]: Wenn’s genug Geld gibt … Das ist eines der ersten Stücke, das ich je gespielt habe. Aus dem Lehrbuch „Schule der Rockgitarre Band 1.

Deniz ist aber eher interessiert, in Indonesien mal Herbie Hancock zu treffen, als dort mit indonesischen Straßenmusikern zu jammen. Wer kann es ihm verdenken.

Herbie Hancock ist ein Musiker, den ich viel gehört habe, genauso Miles Davis.

Eine gute Vorlage für das nächste Stück.

 

Gun Club „Watermelon Man“

Wichtige US-Band aus den 1980/90ern, deren Coverversion nur vage an das Original von Herbie Hancock angelehnt ist.

Ich bin so jemand, der nie auf den Text hört. Wenn mir etwas vorgespielt wird, höre ich immer zunächst auf die Instrumente und erst beim zweiten oder dritten Mal vielleicht auf den Text. Klingt nach 60/70er Jahre.

90er Jahre.

Voll daneben. Hancocks Songs „Back At The Chicken Shack “,„Watermelon Man” und „So what” funktionieren übrigens immer auf Jam-Sessions.

 

Brad Mehldau „Paranoid Android“

Berühmter US-amerikanischer Jazz-Pianist mit knapp 20-minütiger Version.

Deniz [imitiert den Pianisten und meint am rechten Ende des fiktiven Klaviers]: Äh, wo sind da noch die anderen Tasten?! … [nach etwa drei Minuten] … gleich kommt‘s, gleich kommt’s … [nickt leicht mit] … was is’n das, ey? Von welcher Band ist das?

Wir können uns beide nicht mehr an den Nachnamen des Musikers erinnern, der bei einer gemeinsamen Jam-Session auf 603qm eine genau solche Interpretation des Stückes abgegeben hat. Brad Mehldau erkennt Deniz allerdings nicht.

 

Joe Satriani „The Bells of Lal”

Legendärer US-amerikanischer Rock- & Fusion-Gitarrist. Fast schon ein letzter Versuch – mit einem Basslauf am Anfang.

Ich würd‘ jetzt mal auf Marcus Miller tippen.

Später erkennt Deniz richtigerweise Stu Hamm am Bass. Beim Gitarreneinsatz schaut er aber erst mal irritiert.

Ist das Allan [Holdsworth, Anm. d. Red.]? Aber das ist zu unabgefahren für Allan … das ist eher so Satriani oder Steve Vai, die Ecke so. Dieser Einstieg war voll krass. Aber das ist jetzt typisch Satriani … halt Musik für Gitarristen. Ich habe früher mit siebzehn, achtzehn Jahren Satriani gehört. Inzwischen … naja, ist halt Satriani. Aber es gibt immer noch ein paar Sachen, die hör‘ ich mir gerne an. Die bluesigen Sachen, da ist nicht so ewiges Rumgefuddel.

 

Christopher Dell & Roman Flügel „Perspective Moscow”

Darmstädter Jazzer & Darmstädter Elektroniker im Verbund. Freigeister unter sich.

Helge! Helge Schneider! … Gehört dieses krasse Rauschen zur Musik dazu? Fusion aus Free Jazz und Radiorauschen.

Es sind zwei Darmstädter.

Der Dell, Christopher Dell und…

Den Roman erkennt Deniz allerdings nicht mehr – und wir reden zum Schluss über Darmstadt und den Jazz.

Ich find’s halt cool an Darmstadt, dass man sich so kennt und immer mal zusammen spielen kann. Du hast Bassisten, Pianisten, Schlagzeuger und dann kannst du gucken, was du machen kannst.

 

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