Blumen
Foto: das Blumen e.V.

Fährt ein Lastwagen die Nieder-Ramstädter Straße entlang, wackelt der ganze Laden. Und im Winter wird‘s auch mal frostig. Trotzdem ist „das Blumen“ einer der charmantesten Läden Darmstadts, mit einer bewegten Geschichte – und blühenden Zukunftsaussichten.

Es war im Jahr 2006, als ein Professor der Hochschule Darmstadt auf die Idee kam, ein Projekt außerhalb der Hochschulgebäude zu starten. Ein ehemaliger Blumenladen sollte als Arbeitsmodell dienen und den Innenarchitektur-Studenten die Möglichkeit geben, sich direkt vor Ort, quasi im und am Gebäude, Gedanken über die Gestaltung und Aufteilung der Räume zu machen. Das Projekt währte jedoch nicht lange, die Hochschulleitung schob der Expedition in die Wirklichkeit schnell einen Riegel vor. Was blieb, war ein Haufen junger, begeisterter Studenten, die wild entschlossen waren, etwas aus dieser Bude zu machen.

Dabei haben die Räumlichkeiten des einstigen Blumenfachgeschäfts schon die  unterschiedlichsten Episoden hinter sich: Vor knapp zehn Jahren bereits herrschte Clubatmosphäre auf den Partys der „das Blumen“-, „das Ost“- und späteren „das Stella“-Gründer. Danach trieb das Off-Architektur Team „Urbanmonkey­project“ dort sein Unwesen, für kurze Zeit beherberg­ten die Räume sogar einen Ein-Euro-Laden.

Bis die Studenten kamen und neben vielen Eimern voll Farbe, Werkzeug und Arbeitskraft noch frische Ideen für die kulturelle Nutzung der Räumlichkeiten mitbrachten. Nach dem Ende des Hochschulprojekts gründeten die zehn „Blumenverliebten“ 2008 den Verein „das Blumen e.V.“, was nicht nur das alte, namengebende Blumenladenschild zurück über den Eingang, sondern auch ein abwechslungsreiches Abendprogramm in das Gebäude brachte. Musiker, Künstler, Schriftsteller und sogar ein Magier sind seitdem aufgetreten und haben in gemütlicher Atmosphäre ihr Publikum verzaubert. Partys finden aus Rücksicht auf die Anwohner mittlerweile nur noch vierteljährlich statt, was sie aber umso mehr zu einer Attraktion des Darmstädter Nachtlebens macht.

Im oberen Stockwerk haben sich die Architekturstudenten Arbeitsplätze eingerichtet. Wird der Raum im Erdgeschoss mal nicht genutzt, ist er Gestaltungsfläche: Zur Weihnachtszeit stand ein Skifahrer in voller Montur im Schaufenster und zog die Blicke der Passanten auf sich, ein anderes Mal war die komplette Frontscheibe mit Post-It-Zetteln tapeziert. „Das Blumen ist für uns ein Raum zum Austoben und Abfreaken“, meint deshalb auch Andreas, eines der Vereinsmitglieder. Zum Beispiel werden auch gerne mal aufwendige Lichtdekos installiert, die das eigentlich triste Gebäude nachts in einen sphärisch anmutenden Schein versetzen. Spaß ist der Antriebsmotor, der die zehn Architekten und Innenarchitekten bei der Stange hält. „Vor dem Projekt waren wir Bekannte, jetzt sind wir Freunde, wir sind so eine richtig feste Bande geworden“, erklärt Vereinsmitglied Nico und fügt lachend hinzu: „Meine Eltern haben früher in einer Kommune gewohnt, das wollte ich auch immer. Durch das Blumen habe ich jetzt meine eigene.“

Jetzt, wo sich der Sommer langsam ankündigt, hat das Blumen-Team wieder ein ordentliches Programm auf die Beine gestellt. Für stets niedriges Eintrittsgeld kann man im Mai und Juni Konzerte, eine Zaubershow und Impro-Theater besuchen. Selbst des Montags,  Darmstadts „totem Ausgeh-Tag“, haben sie sich angenommen und werden ab Mai an jedem ersten Montag im Monat das Blumen zum „Wohnzimmer“ umfunktionieren: Dann werden Gesellschaftsspiele aus dem Regal gekramt – und man kann sich in gemütlichem Ambiente und spielerisch-entspannt vom vergangenen Wochenende erholen.

Bei so viel Engagement bleibt nur zu sagen:
„Vielen Dank für das Blumen!“