Foto: Christoph Rau

Nicht nur einer, sondern gleich drei komische Vögel flattern da auf einen zu. Wobei flattern der falsche Begriff ist, denn viel bewegt sich in dieser in Bronze gegossenen Vogelgruppe aus dem Jahr 1964 nicht. Erkennen kann man trotzdem, um was es dem Künstler Gotthelf Schlotter wohl ging: den Tieren einen Platz im Stadtraum zu geben, ihre Form und Schönheit zu feiern. Im ersten Moment erfreue ich mich an der Gruppe, wie sie so märchenhaft schimmert und seltsam gefangen ist in der Bewegung. Dann beschleicht mich allerdings das Gefühl, dass die lebendigen Vorbilder für das Kunstwerk wohl keinen Tag hier überleben würden und ich werde nachdenklich. Ich frage mich, was das für ein merkwürdiges Verhältnis ist, das zwischen dem Abgebildeten und dem Abbild herrscht. Und warum wir Menschen die Welt so gerne nachbauen. Meine Gedanken flattern in alle Himmelsrichtungen davon und was bleibt, ist eine kleine Erkenntnis: In der Welt, in der ich lebe, ist kein Ding mehr ungestaltet.

 

Kunst am Bau

Dank einer als „Kunst am Bau“ bezeichneten Verpflichtung wird in Deutschland ein bestimmter Prozentsatz der Kosten öffentlicher Bauvorhaben (in Darmstadt: ein Prozent) KünstlerInnen zur Verfügung gestellt. Mit diesem Geld realisieren sie Kunstwerke, die sich auf den jeweiligen Bau beziehen – oft im Freien und für jeden sichtbar. Ohne die schützenden Laborbedingungen eines White Cube, also eines Museums oder einer Galerie, gehen diese Werke allerdings schnell unter. Dabei können gerade diese öffentlich Vergessenen die Wahrnehmung des Stadtraumes verändern. Eine Einladung zum Fantasieren.

 

Foto-Flipbook Sezessionsmuseum

Von den mehr als 500 Kunstwerken im öffentlichen Raum unserer Stadt wurden über die Hälfte von Mitgliedern der Darmstädter Sezession geschaffen. Anlässlich des Festivals „Den Bogen spannen – 100 Jahre Darmstädter Sezession“ (vom 08. Juni bis 15. September 2019) macht der Darmstädter Verlag Preface Book diese Werke erstmals in einem Foto-Flipbook ausfindig und erklärt den Stadtraum selbst zum „Sezessionsmuseum Darmstadt“.

Mehr Infos (auch zur Bestellung des Flipbooks) unter: www.sezessionsmuseum-darmstadt.de und www.denbogenspannen.de