Ein Unfall im Sägewerk? Wohl kaum, eher doch ein Zwiespalt, der 1983 in diesen Rhönradfahrer von Helmut Lander gefahren ist. Als hätten sich Zögerlichkeit und Übermut nun endgültig getrennt. Was bleibt ist ein Loch, eine Verschiebung, die es auszuhalten gilt.
Das Betrachten dieser bizarren Situation macht mich unruhig. Trotz einer letzten, kleinen Schnittmenge der beiden Kreise scheint die Trennung schon beschlossen. Dialog scheint keine Option, wie sollen auch Worte entstehen, wo kein ganzer Mund mehr ist? Dieses Bild greift tief in die Irren und Wirren der Kommunikation, zwei Kreise, die für sich genommen funktionieren, die aber trotz – oder vielleicht auch gerade wegen – ihrer Gleichförmigkeit eine je andere Position im Raum suchen. Als die Figur schon gar nicht mehr in Sichtweite ist, fühle ich, wie ein Spalt auch langsam in mir aufbricht. Schon eine gute Sache, diese Unruhe, die Kunst erzeugen kann.
Kunst am Bau
Dank einer als „Kunst am Bau“ bezeichneten Verpflichtung wird in Deutschland ein bestimmter Prozentsatz der Kosten öffentlicher Bauvorhaben (in Darmstadt: ein Prozent) KünstlerInnen zur Verfügung gestellt. Mit diesem Geld realisieren sie Kunstwerke, die sich auf den jeweiligen Bau beziehen – oft im Freien und für jeden sichtbar. Ohne die schützenden Laborbedingungen eines White Cube, also eines Museums oder einer Galerie, gehen diese Werke allerdings schnell unter. Dabei können gerade diese öffentlich Vergessenen die Wahrnehmung des Stadtraumes verändern. Eine Einladung zum Fantasieren.
Foto-Flipbook Sezessionsmuseum
Von den mehr als 500 Kunstwerken im öffentlichen Raum unserer Stadt wurden über die Hälfte von Mitgliedern der Darmstädter Sezession geschaffen. Anlässlich des Festivals „Den Bogen spannen – 100 Jahre Darmstädter Sezession“ (vom 08. Juni bis 15. September 2019) macht der Darmstädter Verlag Preface Book diese Werke erstmals in einem Foto-Flipbook ausfindig und erklärt den Stadtraum selbst zum „Sezessionsmuseum Darmstadt“. Die Suche nach den Kunstwerken und der Museumsleitung ist in vollem Gange. Das P Stadtkulturmagazin begleitet sie in Form seiner wieder aufgelegten Serie „Suche und finde“.
www.sezessionsmuseum-darmstadt.de und www.denbogenspannen.de