Für gewöhnlich versuche ich hier meine Stimme als Autor eher im Hintergrund zu halten, um stattdessen viel Raum für Beobachtungen und Gedanken zu geben, die idealerweise losgelöst von mir als Einladung zum Assoziieren und Entdecken verstanden werden können.
Einen Text auf diese Art zu schreiben fällt leicht, wenn sich ein Objekt für mich durch bestimmte Qualitäten auszeichnet. Nun finden sich bei über 500 Kunstwerken im öffentlichen Raum aber auch solche, bei denen ich beim besten Willen, selbst nach Jahren des wiederholten Schauens und Versuchens, keinerlei Qualitäten für mich entdecken kann. So wie bei dieser Skulptur, die für mich aussieht wie das ungeliebte Kind von Pacman und Godzilla, ohne jegliche Spannung in der Wahl von Proportionen oder Material, mit merkwürdig verkümmerten Extremitäten und Krallen wie Gabeln.
Die Unmöglichkeit, sich auf ein Werk einzulassen, ist essenzieller Bestandteil der Erfahrung mit Kunst, und garantiert haben alle Lesenden sich irgendwann schon einmal gefragt: „Warum steht das hier? Warum hängt das in einem Museum? Wer gibt so viel Geld für diesen Quatsch aus?“ Diese Fragen sind für mich deshalb besonders interessant, weil sie soziale Fragen sind. Es geht um Entscheidungsstrukturen, Zeitgeschehen, Finanzen. Es sind Dinge, die nicht danach fragen, was Kunst ist, sondern wann Kunst ist.
Diese soziale Dimension geht in der Betrachtung von Kunst schnell unter, weil es so einfach ist, sich auf die ätherischen Diskurse zu konzentrieren. Auch wenn ich an diesem Drachen also kein gutes Haar lassen kann, würde ich trotzdem eine Lanze für ihn brechen. Denn obwohl ich ihn nicht als gelungenes Kunstwerk sehen kann, dann trotzdem als Teil eines komplexen Ökosystems menschlichen Schaffens. Und übrigens: Andere Arbeiten von Lutz Brockhaus finde ich sehr fantastisch.
Kunst im öffentlichen Raum
Kunst findet man nicht nur in Museen und Galerien, sondern oft auch im Freien und für jede:n sichtbar. Manche Werke sind schon seit Jahrhunderten ein Teil des Stadtbildes, andere zieren es nur kurz. In Darmstadt haben einige Fügungen des Schicksals dafür gesorgt, dass es besonders viele Kunstwerke im öffentlichen Raum gibt. Ohne die schützenden Laborbedingungen eines White Cube gehen sie allerdings schnell unter. Dabei können gerade diese stillen Zeitgenossen unsere Wahrnehmung des Stadtraumes verändern und unser Verständnis von Welt herausfordern. Eine Einladung zum Fantasieren.