Foto: Jan Nouki Ehlers
Foto: Jan Ehlers

Ein Paradies für Fahrradfahrer ist Darmstadt nicht. Dabei müsste es eigentlich so sein, erreicht man mit seinem Rad die Innenstadt doch genauso schnell wie mit dem Auto – und muss dabei meist nicht einmal bergauf in die Pedale treten. „Wenn ich aber zum fünfzigsten Mal am Luisenplatz keinen Stellplatz finde, läuft etwas falsch“, sagt Felix Weidner, Mit-Initiator der Aktion „Ich kauf per Rad“.

Ziel der Aktion ist es, das Schattendasein der Radfahrer zu beenden und mehr professionelle Fahrradparkplätze in den Einkaufsstraßen zu installieren. „Den Einzelhändlern fehlt noch das Verständnis dafür, dass die Radfahrer einen wichtigen Anteil des Umsatzes ausmachen“, bemängelt der 28-Jährige. Eine Bürgerbefragung der Stadt Darmstadt aus diesem Jahr stützt seine These: Jeden fünften Weg Richtung Einkauf oder Innenstadt legen die Heiner auf ihrem Rad zurück. Pro Einkauf lasse jeder Autofahrer durchschnittlich zwar mehr Geld in den Geschäften, allerdings würden aufs ganze Jahr gerechnet Fußgänger und Radfahrer zusammen mehr ausgeben, rechnen die „ich kauf per Rad“- Organisatoren vor: 4.598 Euro (Fußgänger und Radler) im Vergleich zu 1.984 Euro (Autofahrer). Um diese Tendenz weiter auszubauen, haben sich gleich vier Institutionen zusammengeschlossen und ein ehrenamtliches Projektteam gegründet: neben dem Verein innovative Verkehrssysteme Darmstadt (iVDA) und dem Allgemeinen Deutschen Fahrradclub Darmstadt (ADFc) beteiligen sich auch der Ortsverband des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUnD) und der Kreisverband von Bündnis 90 – Die Grünen an der Aktion „Ich kauf per Rad“.

Und was haben Weidner und seine Kollegen nun konkret vor? Auf der gleichnamigen Projekt-Webseite kann sich jeder genervte Stellplatz- Suchende eine „Feedbackkarte“ ausdrucken. „Auf dieser sollen die Kunden Lob und Kritik äußern und sie direkt an die einzelnen Läden verteilen“, erklärt Weidner. Konstruktive Kritik sei für alle Beteiligten absolut positiv: „Der Handel erfährt, ob er etwas ändern sollte – und der Kunde hat endlich seinen Fahrradparkplatz.“

Neben den Karten können Kunden bis Anfang August auch direkt auf der Projekt-Webseite positive und negative Beispiele nennen. Danach wertet eine Jury die Ergebnisse aus, schaut sich die am besten bewerteten Unternehmen / Läden an und kürt im Rahmen einer Umweltinformationsbörse am Samstag, dem 21. August, den Sieger. Jeder, der sich online an der Bewertung beteiligt, nimmt automatisch an einer Verlosung teil, deren Hauptgewinn ein  Spezialfahrrad eines Sponsors ist.

Foto: Jan Nouki Ehlers
Foto: Jan Ehlers

Die Aktion „Ich kauf per Rad“
Entstanden ist die Aktion vor gut einem Jahr nach der Veranstaltung „bike meets business“, die Unternehmen und Einzelhandel die Bedeutung des Radverkehrs deutlich machen sollte. Aufgrund der damals enttäuschenden Teilnehmerzahl hat das Projektteam seine Herangehensweise verändert: „Wir wollen die Leute nicht mehr missionieren“, sagt Felix Weidner selbstkritisch. So sei man zum Beispiel auf die Idee gekommen, die Kunden der Einzelhändler und Unternehmen einfach und direkt aussprechen zu lassen, was sie stört.

Am 12. Juni dieses Jahres wurde bereits ein Aktionstag veranstaltet, um möglichst viel Aufmerksamkeit für „ich kauf per Rad“ zu generieren. Auf einem „Markt der Möglichkeiten“, wie es der gebürtige Hamburger nennt, konnten Passanten unter anderem ihr Fahrrad checken und es von einer Spezial-Waschanlage reinigen lassen, ein Elektro-Bike testfahren und sich über das Projekt informieren. Ort des Geschehens war passender Weise der Friedensplatz zwischen „Langem Lui“ und Schloss. Autos dürfen dort nicht fahren. Aber Fahrräder!

www.ich-kauf-per-rad.de