Foto: Jan Ehlers

Aktuell erleben die SVD-Fans ihr fünftes Jahr in Folge Erst- oder Zweitligafußball am Böllenfalltor. Eine stolze Bilanz! Aus dem eigenen Unterbau ist seither aber kein Youngster zu einem Faktor bei den Lizenzspielern geworden. Wenn man Profis mit Junglilien-Vergangenheit finden will, dann muss man schon bei anderen Erst- und Zweitligisten suchen. Hinzu kommen ein paar ehemalige Nachwuchskicker, die inzwischen ihr Geld im Ausland verdienen. Eine kleine Übersicht.

Zu den Ex-Junglilien unter den noch aktiven Profis zählen in erster Linie Ivo Ilicevic (31) und Mergim Mavraj (32). Bruno Labbadia warf die beiden Jungspunde 2005 und 2006 ins kalte Wasser – und die beiden hielten sich prächtig über Wasser. Sie waren 2004 aus Offenbach beziehungsweise Aschaffenburg zur U19 der Lilien gestoßen und feierten wenig später in Labbadias Team Premiere. Kein Wunder, dass es die beiden frühreifen Spieler danach zu gestandenen Erstligaprofis und Nationalspielern ihrer Herkunftsländer Kroatien und Albanien schafften. Inzwischen befinden sie sich auf der Zielgeraden ihrer Karrieren: Mavraj spielt bei Aris Saloniki in Griechenland, Ilicevic verdient bei Qairat Almaty in Kasachstan sein Geld.

Neben Mavraj und Ilicevic hat es in den letzten zwölf Jahren nur noch ein Spieler aus dem Lilienunterbau nachhaltig in die erste Elf der 98er geschafft: Elia Soriano (29). Der Heiner kam als 12-Jähriger zum SVD und zählte während der tristen Viertligajahre zu den Lichtblicken im Lilienspiel. 2010 verließ er seine Heimatstadt und spielt nun nach mehreren Jahren in der 2. und 3. Liga in Polens Eliteklasse bei Korona Kielce.

Alle nun folgenden Profis, haben den SV Darmstadt 98 lediglich als Durchgangsstation gewählt, um schlussendlich anderswo ihren Feinschliff zu erhalten. Zu ihnen zählt Elias‘ Bruder Roberto Soriano (27). Der Hochbegabte spielte bis zu seinem 15. Lebensjahr bei den Lilien, bevor er 2006 ins Nachwuchsinternat der Bayern wechselte. Anschließend ging er ins Heimatland seiner Eltern und setzte sich in der Serie A durch. Nach zwei Jahren in Spanien spielt er jetzt für den FC Turin. Er bringt es auf über 150 Erstligaspiele in Italien und Spanien sowie mehrere Einsätze für die Squadra Azzurra.

Selbst ein aktueller deutscher Nationalspieler trug als Jugendlicher das Lilientrikot: Niklas Süle (23)! Doch seine Zeit am Bölle war äußerst knapp bemessen. Nur ein halbes Jahr verstärkte er die U15, bevor er 2010 nach Hoffenheim weiterzog. Nach eigenen Aussagen konnte er dort Schule und Fußball einfach besser kombinieren. Ins gleiche Horn stieß einige Jahre später Robin Bormuth (23). Der Abwehrspieler spielte noch in der U19 beim SVD, bevor er bei einem Spiel der Hessenauswahl den Spähern von Fortuna Düsseldorf auffiel. Da er dort Schule und Nachwuchsleistungszentrum ideal verbinden konnte, wechselte er 2013 zu den Rheinländern und schnuppert aktuell Erstligaluft. Als Stammkraft half er dabei, die Zweitligameisterschaft zu erringen.

Zwei Jungprofis mit Lilienvergangenheit spielen inzwischen ebenfalls auf Erstliganiveau, und zwar in England und Dänemark. Abdelhamid Sabiri (21) steht aktuell bei Huddersfield Town unter Vertrag, wenngleich er seit seinem Wechsel vor einem Jahr nur sporadisch zum Einsatz kommt. Bei den 98ern hat Sabiri insofern Spuren hinterlassen, als er 2015 maßgeblich zum bislang letzten Bundesligaaufstieg der U19 beitrug. Anschließend wechselte er nach Siegen und von dort nach Nürnberg, bevor die Premier League rief. Besar Halimi (23) spielte bis 2009 am Bölle. Als 14-Jährigen zog es ihn zum Club nach Nürnberg und dann setzte eine wahre Wanderschaft ein. Inzwischen läuft er für Bröndby Kopenhagen auf und darf sich dänischer Vizemeister und Pokalsieger nennen – sowie Nationalspieler des Kosovo.

Auch zwei heute schon etwas ältere Semester kickten in jungen Jahren beim SVD: Kevin Pezzoni (29) von 1999 bis 2001 und Sebastian Rode (28) in der Saison 2004/05. Später wurden aus ihnen gestandene Erstligaprofis. Während Rode bei Borussia Dortmund versucht seine Verletzungen in den Griff zu kriegen, heuerte Pezzoni zuletzt in der Regionalliga bei der SC Hessen Dreieich an.

Bleiben noch fünf aktuelle Erst- und Zweitligaspieler, die dabei sind, sich einen Namen zu machen. Manfred Osei Kwadwo (23) wechselte vor der Saison von Kaiserslautern nach Magdeburg und schnürte als 13-Jähriger seine Schuhe für die Lilien. Leon Fesser (24) spielt aktuell beim SC Paderborn, wartete Ende September aber noch auf seine Zweitligapremiere. Am Bölle kickte er bis zur U15. Törles Knöll (21) spielt derweil beim 1. FC Nürnberg erste Bundesliga und wurde am 4. Spieltag gegen Hannover 96 prompt zum Matchwinner. Zwischen 2006 und 2010 mischte der Angreifer beim SVD mit, über die Eintracht, den FSV, Mainz und den HSV landete er im Sommer schließlich beim Club. Jonathan Burkardt (18) trug bis vor vier Jahren die Lilie auf der Brust, ging dann nach Mainz und feierte dort zuletzt mehrere Startelfeinsätze. Last but not least wäre da noch Sahverdi Cetin. Er ging 2013 zur Eintracht und erhielt diesen Sommer im Alter von 17 Jahren einen Profivertrag. Seine Zeit wird also erst noch kommen, vielleicht aber auch nicht.

Nach all diesen Beispielen fällt das Warten auf ein Eigengewächs mit Stammkraftpotenzial bei den 98ern fast noch schwerer. Doch der Sprung von der U19-Hessenliga in die 2. Bundesliga ist einfach zu groß. Das merkt auch Silas Zehnder, der derzeit als Leihspieler selbst bei Viktoria Aschaffenburg in der Regionalliga Bayern einen äußerst schweren Stand hat. Ausgerechnet der einzige Heiner im aktuellen Kader trug vor seinem 19. Lebensjahr nie das Lilientrikot: Yannick Stark verbrachte seine Jugend bei der SG Arheilgen, bei Hassia Dieburg und der Eintracht.

 

Festung Bölle im Herbst

Di, 30.10., 18.30 Uhr (DFB-Pokal, 2. Runde): Darmstadt 98 – Hertha BSC

Sa, 03.11., 13 Uhr: Darmstadt 98 – 1. FC Magdeburg

Mo, 12.11., 20.30 Uhr: VfL Bochum – Darmstadt 98

Sa, 24.11., 13 Uhr: Darmstadt 98 – 1. FC Köln

www.sv98.de

 

Matthias und der Kickschuh

Seit Ende 2011 schreibt Kickschuh-Blogger Matthias Kneifl über seine große Leidenschaft: den Fußball. Gerne greift er dabei besonders abseitige Geschichten auf. Kein Wunder also, dass der studierte Historiker und Redakteur zu Drittligazeiten begann, über die Lilien zu recherchieren und zu schreiben. Ein Resultat: das Taschenbuch „111 Gründe, den SV Darmstadt 98 zu lieben“, das im Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag erschienen ist. Seit Juli 2016 begleitet Matthias gemeinsam mit vier Mitstreitern die Lilien im Podcast „Hoch & Weit“. Genau der richtige Mann also für unsere „Unter Pappeln“-Rubrik!

www.kickschuh.blog

www.hochundweit.wordpress.com