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Illu: Lisa Zeißler

Du bist also in Darmstadt angekommen. Am Ort, der sich selbst „Wissenschaftsstadt“ oder „Stadt der Künste“ nennt, in allgemeiner Wahrnehmung aber natürlich lange nicht so hip ist wie Berlin, Leipzig oder München. Nichtsdestotrotz gibt es hier viel zu entdecken und, nimmt man das Rhein-Main-Gebiet als sein Bewegungszentrum, muss man sich nicht langweilen.

Für Erstsemester, Neu-Ankömmlinge, Urlauber und Entdecker habe ich folgende subjektive Tipps als Tagestouren aufgelistet:

 

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Tag 1 (bei schlechtem Wetter: Tag 2)

Du bist angekommen, es scheint hoffentlich die Sonne, alles ist neu. Da ist es manchmal gut, erst einmal zur Ruhe zu kommen. Der Herrngarten liegt zentral und ist der perfekte Ort zum Relaxen. In der Nähe der Uni – manchmal kann man dort auch noch das TU-WLAN empfangen – gibt es in dem Stadtpark viele kleine Ecken, um zu entspannen oder anderen bei ihren Aktivitäten zuzusehen: Hier wird auf dem Seil balanciert, ein schwedisches Holzspiel oder Gartenschach gespielt, Kinder klettern auf den niedrigen verschwungenen Ästen der Bäume. Der Brunnen in Sichtweise des Herrngartencafés vermittelt ein beruhigendes Rauschen. Auf dem Weg vom Herrngarten in die nahe Innenstadt kann man innerhalb des Residenzschlosses einen Stopp im von Studenten betriebenen Biergarten Schlossgarten einlegen und einen Blick auf das große Hessische Landesmuseum werfen. Im Schlosshof befindet sich übrigens der vom AStA betriebene Schlosskeller. Den solltest Du Dir vormerken, da dort das Abend- und Nachtprogramm vor allem für studentisches Publikum attraktiv ist.

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Alternativ oder als zusätzlicher Trip empfohlen: der Weg hoch zur Mathildenhöhe. Vom Schloss aus am besten den kleinen Weg seitlich vorbei am Darmstadtium, dessen Architektur die „Locals“ in der Beurteilung tief spaltet, bergauf nehmen. Am Fuße der Mathildenhöhe, hinter dem schönen Klinker-Wohnblock, erwartet Euch eine Wiese, auf der Heinz Macks futuristische zehn Meter hohe Lichtstele steht und zum Chillen einlädt. Oberhalb zur linken Seite liegt ein Platanenhain, auf dem sich die Darmstädter Boule-Szene gerne trifft. Der Fünf-Finger-Turm steigt vor einem empor, rechter Hand glänzt die Russische Kapelle. Mit der Zeit sind das gewöhnliche Bauwerke für die Darmstädter, ein Blick auf die klassischen Sehenswürdigkeiten sei trotzdem zu Beginn sehr empfohlen.

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Oben auf der Mathildenhöhe finden Kunstausstellungen internationalen Formats statt, hinter dem Museum residiert der Fachbereich Gestaltung der Hochschule Darmstadt und der Kulturpark der Initiative OHA Osthang. Wer noch neugierig ist und Energie hat, dehnt den Spaziergang weiter aus und bewegt sich Richtung Oberfeld, am besten über die Rosenhöhe mit ihrer beeindruckenden Flora sowie architektonischen Entdeckungen (Löwentor, Teehaus, Rosendom und Spanischer Turm). Das Oberfeld ist ein interessanter Ort für alle, die mit dem Fahrrad unterwegs sind, Hunde ausführen oder am Wochenende auf dem Hofgut in alternativer Umgebung einen Brunch einnehmen wollen. Oder als Ausgangspunkt für den Ausflug zur Grube Prinz von Hessen, wo man naturnah schwimmen kann.

 

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Tag 2

Beliebte Viertel zum Wohnen sind das Martinsviertel, Johannesviertel und Bessungen. Es ist allerdings fraglich, ob Ihr dort auf die Schnelle eine coole Wohnmöglichkeit findet. Der Mietspiegel ist leider auch in Darmstadt rapide nach oben geschnellt.

Ein Spaziergang durchs Martinsviertel zeigt, warum es eines der begehrtesten Quartiere ist: Ihr lauft entweder quer durch den Herrngarten oder fahrt mit dem L-Bus bis zum Friedrich-Ebert-Platz. Oberhalb des Platzes gibt es den Grünen Salon mit allerlei möglichen (Einrichtungs-) Entdeckungen. Nebenan ist das Schwarz-Weiß-Café, gegenüber das noch relativ neue Fuchs & Hase, weiter nördlich Richtung Rhönring das Bellevue, die nur exemplarisch als Orte zu nennen sind, um sich kurz oder auch ausgiebig dem Milchkaffee sowie der Zeitung zu widmen.

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Beim Schlendern durch die Gässchen des Martinsviertels findet Ihr viele kleine Indie-Läden, wie zum Beispiel die Hutmacherin Schmitthut oder den Vintageladen Lejla’s. Im Zucker, einer Location für Selbstmach-Kultur, gibt es am frühen Abend oft leise Konzerte, Mini-Filmvorführungen und andere kreative Events. Am Riegerplatz, quasi dem Herzen des Martinsviertel, findet Ihr unter anderem das Café-Laden-Atelier Aufschnitt, die Kneipeninstitution Pillhuhn und die leckere Gastronomie-Bar 3Klang. Und das ist nur eine Auswahl, weit mehr gibt es dort zu entdecken. Zum Verweilen lädt das Studi-Café 60,3 qm in der Magdalenenstraße 2 (direkt an der TU) mit sehr gutem Espresso (auf der großen Baustelle an der Alexanderstraße entstehen übrigens im Keller- und Erdgeschoss die neuen Veranstaltungsräume des legendären Kulturbetriebs 603qm, der Anfang 2017 eröffnen und die Darmstädter Kulturlandschaft sicher nachhaltig bereichern wird). Mindestens genauso gut und mitten in der City: klassischer, italienischer Espresso für einen Euro im Glaskasten-Café von Giulio Mollo am renovierungsbedürftigen Friedensplatz.

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Wenn es schon auf den Abend zugehen sollte und Ihr Hunger habt, lockt das Martinsviertel unter anderem mit dem eritreischen Restaurant Baobab, wo man sich auf dem erhöhten Boden fläzt, im Holzhaus am Findling sitzt und lecker mit den Fingern isst. Besteck ist auf Wunsch aber natürlich auch vorhanden. Ähnlich lecker ist das ebenfalls afrikanisch angehauchte Bedouin am Schlossgartenplatz in unmittelbarer Nähe zum Herrngarten, erkennbar am markanten Safari-Jeep davor, der auch als Sitzgelegenheit genutzt werden kann. Am Kantplatz direkt bei der TU liegt das Wellnitz, eine schicke Bar-Gastronomie in Räumen einer ehemaligen Buchhandlung.

Stichwort Essen: Da hat natürlich jeder so seine Vorlieben und Empfehlungen. Wer es etwas deftiger und rustikaler mag, sollte ins urige Grohe vorbeischauen. Diese innenstadtnahe Brauerei, unweit der Schulstraße, bietet klassische Hausmannskost. Das selbst gebraute Bier ist allemal einen Besuch wert. Gleich nebenan kannst Du richtig gutes Bier, klasse Wein, tolle Drinks und herzhafte Speisen auch mit urbanem Flair genießen – im Café Hess ist die Karte mindestens so toll wie die geschmackvolle Einrichtung.

 

Tag 3

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Sportliche Unternehmungen sind eine gute Gelegenheit, um erste Kontakte zu knüpfen. Die TU hat ein Unisport-Zentrum mit sehr breitem Angebot, das für Studenten teils kostenfrei ist. Das abendliche „Schwitz-Fit“ in der Unisport-Halle am Böllenfalltor ist unterhaltsam, aber ziemlich überlaufen; es gibt Krafträume, einen kleinen Golf-Court und ein Sport-Gesundheitszentrum.

Checkt mal den Bereich um die Lichtwiese aus (hier befinden sich ein weiterer Uni-Campus sowie Studentenwohnheime). Empfehlungen zur Kontaktaufnahme sind der Lauftreff, die Kletterhalle und der Kletterwald am Hochschulstadion. Etwas weiter südlich liegt das „Tor zum Odenwald“, wo man eine Mountainbike-Tour hoch zur Burg Frankenstein starten oder einfach nur die flachen Strecken des Waldes erkunden kann.

Noch relativ neu ist das Boulderhaus (Landwehrstraße Richtung Weststadt), das vielmehr eine riesige Halle ist. Dort kann man waghalsig klettern, an der hauseigenen Wohnzimmer-Bar Kaffeegetränke, bestes Bier sowie hausgemachte Pizza genießen und manchmal auch feiern, wenn wieder eine Party mit den umtriebigen Uppercut-DJs ansteht.

Zwischenfazit: Das mag jetzt alles für den ersten Eindruck reichen, bildet aber lange, lange nicht die Vielfältigkeit Darmstadts ab. Die Orangerie in Bessungen, die Darmstädter Kaffeerösterei, den Whiskykoch, das idyllisch an Bahngleisen gelegene Weststadtcafé und vieles mehr habe ich bei diesen Rundgängen erst mal ausgelassen. Genauso die unzähligen Kunst-Galerien wie zum Beispiel die bundesweit renommierte Kunsthalle oder das Kunstforum der TU und die zahlreichen großen und kleinen Theater – dazu findet Ihr immer alle Neuigkeiten hier im P in den Rubriken „Kunst“ und „Theater“.

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Ausgehen:

Was das Nachtleben angeht, gibt es in Darmstadt gewisse Fixpunkte, aber immer auch Veränderungen, über die hier im P-Magazin regelmäßig berichtet wird. Eine kleine Auswahl von mir:

– in der Goldenen Krone: mit Disko, kleiner Live-Bühne und der Rocky-Bar … und in der „Krone“-Kneipe ist immer was los.

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– im Schlosskeller ein vielfältiges Programm mit DJs, Konzerten, Queer-Partys und diversen lustigen Subkultur-Shows.

– in der Oetinger Villa: bundesweit bekannter Tour-Stop für Bands aus aller Welt. Ehrenamtlich Aktive bringen Indie, Pop, Punk, HipHop, Metal und sonstige Subkulturen auf die Bühne.

– in der Bessunger Knabenschule: mit Konzerthalle und zwei Party-Kellern, jeden zweiten Mittwoch: „Frischzelle“ mit starken Bands bei freiem Eintritt.

– und in der Centralstation: Konzerte von Jazz über Rock und Pop (oft internationale Künstler), Partys und Lesungen.

– das Hoffart-Theater: natürlich mit Theater, ebenso aber auch mit schönen Konzerten im Rahmen der Reihen Gute Stube und Animalstics.

das Blumen: das Kultur-Kollektiv in einer ehemaligen Schlosserei lädt regelmäßig zu Barabenden, Kaffee-und-Kuchen-Sonntagen mit Darmstädter DJs und vereinzelten Konzerten.

– und im Weststadtcafé: eigentlich ein Biergarten und Club für die warme Jahreszeit an Gleis 378, neuerdings aber auch mit einigen Terminen im Winter.

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Seit 2015 bereichert die Galerie Kurzweil das Darmstädter Nachtleben. Auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs (nähe Hauptbahnhof) lässt sich im basslastigen House-Club zu den Mixes renommierter DJs tanzen. Kürzlich startete dort die Reihe „Anything Goes“, jeden Donnerstag ab 21 Uhr mit musikalisch völlig offenem Rahmen. Im Ponyhof (in der Mainzer Straße 106) gibt es ebenso House- sowie Motto- und Fachschafts-Partys. Interessierten des Club-Undergrounds sei der Hinweis gegeben, dass im nahen Offenbach das Robert Johnson existiert, welches seit einem Jahrzehnt kontinuierlich unter die Top-3-Clubs Deutschlands gewählt wird. Damit sollte sich die „Trauer“, nicht in Berlin oder Hamburg zu leben, in Grenzen halten.

Nicht unpraktisch (und nicht so teuer) zum Wohnen in Griesheim, wenige Straßenbahnhaltestellen von Darmstadt entfernt. Das 25.000-Einwohner-Städtchen überrascht mit gleich zwei interessanten Kultur-Orten: der Linie Neun (Bar, Bistro und Kultur) und dem Kulturwerk Griesheim (Musikschule, Konzerte und weitere Veranstaltungen).

 

Fazit:

Soweit mein kleiner Begrüßungsrundgang für Darmstadt-Neulinge. Ich habe viele, viele Läden hier nicht erwähnt, da es den Rahmen sprengen würde. Mit der Zeit bekommt Ihr mit, dass sich eine gewisse Szene im Cluster, Chez oder im Lowbrow trifft. Und für manche Bessunger ist ihr Viertel immer noch eine ganz eigene Stadt.

Wenn ich mal gar nicht weiß, was so aktuell läuft in Darmstadt, gehe ich in den Darmstadt Shop am Luisencenter und klopfe dort (die teils touristischen) Flyer und Programmhefte ab. Mindestens das Programm des Kommunalen Kinos Weiterstadt ist es wert. Aber man findet auch viele Hinweise auf Veranstaltungen im Rhein-Main-Gebiet.

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Illu: Lisa Zeißler

Alle interessanten Veranstaltungen in Darmstadt, übersichtlich gelistet, sowie regelmäßige und wiederkehrende Events findet Ihr bei unserem Kooperationspartner auf www.partyamt.de.

Überall auf der Website des P-Magazins findet Ihr Insider-Tipps, Szene-News, Location-Finder und ein Darmstadt-ABC. Für alle Erstsemester und Neu-Ankömmlinge gibt es hier alle wichtigen Infos, Tipps und Tricks für ein glückliches Leben in Darmstadt.

Sagt also nicht, Ihr hättet von nix gewusst.