Foto: Jan Ehlers

Servicewüste ist ein Begriff mit Patina und hier auch nicht der richtige. Vielmehr blinder Aktionismus sowie Geldgier reiten die Chefetagen der Paketzusteller, sich so zu verhalten und aufzustellen, wie sie es mittlerweile tun.

Die Zusteller haben es so eilig, dass sie manchmal gar nicht mehr klingeln! Eine Nachricht einzuwerfen, der man entnehmen kann, wo sich das dringend erwartete Paar Schuhe oder das Buch „Schlesien von oben“ momentan befindet, kostet die Fahrer zu viel Zeit. Sie fahren direkt eine ihrer Abholstellen an, meistens betrieben von arglosen Einzelhändlern. Diesen Ort soll man dann per Eingebung aufsuchen. Die Post vermeidet das und hat überall diese Urnenwände aufgestellt, aus welchen man auch des Nächtens seine Sendung klauben kann. Für alte Mütterchen oder deren Pendant, das tattrige Männlein, nicht gerade super, aber besser als das, was die von DPD machen, nämlich einen Zettel einwerfen und einen am nächsten Tag zum Abholen in ein Geschäft zu schicken, welches an diesem Wochentag garantiert geschlossen hat.

Sogar die starken Jungs von UPS, die immer nach Geldtransport aussehen, haben mittlerweile solche Abholorte eingerichtet. Wie bekommen diese Unternehmen denn all die armen Menschen, allesamt freundlich vom Naturell, dazu, semiprofessionell Pakete und Päckchen aufzubewahren? Die GLS-Leute sagten mir, ihre Angestellten dürften keine Sendungen beim Nachbarn lassen, da hätte es einen Rechtsstreit gegeben. Ich will aber, dass der Bote ordentlich klingelt und das Packerl ansonsten nebenan oder gegenüber lässt. Naja, jedenfalls tut dies die Post meistens, und über den Hermes-Boten kann ich sowieso nur Bestes berichten. Der kommt allerdings manchmal erst kurz vor der Samstags-Sportschau, so aufwändig ist sein Tagwerk. Darum versende ich nie mit Hermes, so nett die Frau im Heißmangel-Laden um die Ecke auch ist – und es sind gefühlt immer Heißmangel-Damen, die Hermes-Shops im Sortiment haben. Ich möchte nicht schuld sein an Depression und Magengeschwür jedweden Hermes-Mannes, welcher nach einer 55-Stunden-Woche kurz vor der „Tagesschau“ mit seinem Privatwagen rumeiernd die letzte Sendung ausliefern muss. Über Mutter Erdes Meinung zum Rücksenden nicht passender Bekleidung und Schuhe brauchen wir, verehrte Damen, gar nicht zu reden.