Foto: Theaterquarantäne

Drei Wörter, sieben Tage: Sprung-Turm-Festival. Der Titel hat Aussage: Ein kollektiver Sprung ins Wagnis, weite und klare Sicht vom Turm des Woogs und ein internationales Festival im Hoff-Art Theater, bei dem Kunst, Theater und Musik synergetisch zusammenfließen. Das Theaterquarantäne-Kollektiv organisiert das 4. Sprungturmfestival – nach einer zweijährigen Pause. Kunststudent Victor Schönrich, der zu den Organisatoren gehört, hat uns erzählt, wie es nach dem Tod des Sprungturm-Initiators Hanno Hener im November 2017 weiterging und worauf wir uns dieses Jahr freuen dürfen.

P: Victor, wie hat die neuartige Arbeit im Kollektiv funktioniert? Gerade nach dem überraschenden und tragischen Tod von Hanno Hener.

Victor Schönrich: Er hat den Grundstein für das alles gelegt, worauf wir heute aufbauen. Auf jeden Fall hilft es in solchen schwierigen Situationen, dass man in einer Gruppe ist und nicht alleine. Insgesamt lief es mit der Organisation ziemlich gut. Man spült gemeinsam alle Ideen erst einmal in einen Topf hinein. Es ist ein schönes Gefühl, sich einfach mal zwei Stunden die Köpfe auszupressen. Dann schaut man, wie man diese Ideen umsetzt.

Euer Festival zeigt definitiv kein klassisch-bürgerliches Theater. Worum geht es Euch?

Es wird viel um Körperlichkeit gehen – und dass man die Stücke verstehen kann, ohne einen theatralen Hintergrund zu haben. Wir wollen vielschichtige Sachen zeigen: Es geht vom Theater über Tanz bis zur Performance. Wichtig ist, dass es ein Erlebnis ist, ein Fest, bei dem man mitfühlt und die Mauern zwischen Künstlern und Besuchern brechen.

Das Motto dieses Jahr ist „Love after Love“. Was kann ich mir darunter vorstellen?

Wenn die Liebe aufhört, kann man ihr ewig hinterhertrauern oder mit positiven Gedanken weitergehen. Das eigene Innere ist ein Chaos, wo man radikal hineingehen muss, um Neues zu entdecken. Das ist das Motto: Dass wir Lust haben, uns zu spüren, Freiheit zu spüren. Ich bin hier, ich bin da und ich brauche keine Argumentation, warum ich da bin.

Hast Du ein paar persönliche Highlights?

Ja, zum Beispiel die Tanzgruppe Ouinch Ouinch aus der Schweiz. Sie haben Elemente aus dem Crump [körperbetonte, aggressive Battle-Tanzrichtung aus dem HipHop] aufgenommen und daraus ein Tanzspektakel gemacht, bei dem die Zuschauer mitmachen sollen. Man feuert sich gegenseitig an, miteinander zu tanzen. Auch Politisches ist dabei: Halina Martha Jäkel macht Theater anhand der Politik-Performances von Donald Trump und Barack Obama. Das ist politisches Theater, das keine Meinungen abbildet, die man ohnehin in jeder Zeitung nachlesen kann, sondern das tut, was Kunst besonders macht: andere Perspektiven auf Gegebenes eröffnen.

Das Sprungturmfestival hat eine sehr energetische und gleichzeitig entspannte Atmosphäre. Wie würdest Du das für jemanden beschreiben, der noch nicht dort war?

Es ist bunt, lustig, verschiedene Menschen begegnen sich und können sich verbinden. Man kann auch einfach nur dort sitzen und trinken oder essen. Auf dem Festival soll jeder sein können, wie er will. Auch spontane Performances sind angedacht: Sodass jeder, der nach dem offiziellen Programm etwas machen will, einfach starten kann.

 

Was geht wann und wo?

Das Festivalgelände am Hoff-Art Theater in der Lauteschlägerstraße 28 a ist an allen Festivaltagen ab 17 Uhr geöffnet. Im Außenbereich gibt es ein Nebenprogramm mit lokalen Musikern und kleinen Performances. Das Hauptprogramm:

Di, 13.08., 21 Uhr (Großer Woog, Beckstraße 44): Eröffnung am Sprungturm des Woogs

Do, 15. + Fr, 16. + Sa, 17.08. (Hoff-Art Theater): The Mainstream (Schweden/Deutschland, Theater) „The day a Computer wrote a play“, Vaca 35 Teatro (Mexiko, Theater) „The only thing a great actress needs is a great play and the desire to succeed“, Simon Crettol (Schweiz, Tanz) „Raphaël“, Ouinch Ouinch (Schweiz, Tanz) „Happy Hype“, Barraca Teatro (Kolumbien, Theater) „La casa de Bernada Alba“ und „Un beso de Dick“, Joseph Morgan Schofield (London, Performance)

Do, 22. + Fr, 23.+ Sa, 24.08. (Hoff-Art Theater): Barraca Teatro (Kolumbien, Theater) „La casa de Bernada Alba“ und „Un beso de Dick“, Halina Martha Jäkel (Berlin, Theater) „Yes we tortured some folks“, Steffen Link (Wien, Theater) „Soloabend“, Dudu Quintanilha (Frankfurt, Performance) „Lunatics“, Wolfgang Vogler (Frankfurt, Theater) „Siddharta“, Peter Schulz / Nicole Schmidt (Mainz, Performance), Shannon Mulvey (London, Performance)

Das detaillierte Programm mit Uhrzeiten findet Ihr hier.