Foto: Nouki

Ein knallrotes Moped schlängelt sich in dynamischen Kurven um eine Laterne – die Bewegung hochgradig lebendig und doch still wie die eingefrorene Szene aus einem Comic. Der Betrachter wird angezogen von dieser skulpturalen Achterbahnfahrt, die den Drang zur Geschwindigkeit, die Sehnsucht nach Unabhängigkeit in einem widersprüchlichen Moment der Fixierung einfängt. Statt auf einer Straße oder in einem wilden Manöver in Aktion zu sein, windet er sich festgeschraubt an einem festen Punkt, in einem Zustand zwischen Freiheit und Gefangenschaft.

Das Werk fordert uns heraus, unsere Beziehung zur Mobilität zu überdenken: Die Bewegung wird hier zur reinen Form, der Fortschritt zum symbolischen Knoten. Es wirkt wie eine spottende Hommage an die moderne Geschwindigkeitssucht und die Rastlosigkeit unserer Zeit. Die Ästhetik des Alltäglichen wird durch den künstlerischen Eingriff in eine absurde und bemerkenswerte Form überführt. Der Künstler spielt mit der Ironie und der Zerbrechlichkeit unserer Vorstellungen von Modernität und Fortschritt.

In einer Welt, in der alles auf Geschwindigkeit und Effizienz getrimmt ist, wirkt dieses Werk wie eine augenzwinkernde Aufforderung zum Innehalten. Es bremst uns sanft aus, lädt dazu ein, über das vermeintlich Selbstverständliche nachzudenken und wirft die Frage auf, ob wir uns im Alltag oft nur im Kreis bewegen. „Roller Coaster 2“ wird dadurch zu einer Art subversivem Anker in der Stadt, einem Objekt, das uns zugleich mit Humor und Nachdenklichkeit konfrontiert. Vielleicht erinnert uns diese eingefrorene Fahrt auf der Achterbahn des Alltags daran, die eigene Geschwindigkeit häufiger zu überprüfen und innezuhalten. Denn nur dann finden wir Zeit, um zu überlegen, wohin wir eigentlich so schnell wollen.

Kunst im öffentlichen Raum

Kunst findet man nicht nur in Museen und Galerien, sondern oft auch im Freien und für jede:n sichtbar. Manche Werke sind schon seit Jahrhunderten ein Teil des Stadtbildes, andere zieren es nur kurz. In Darmstadt haben einige Fügungen des Schicksals dafür gesorgt, dass es besonders viele Kunstwerke im öffentlichen Raum gibt. Ohne die schützenden Laborbedingungen eines White Cube gehen sie allerdings schnell unter. Dabei können gerade diese stillen Zeitgenossen unsere Wahrnehmung des Stadtraumes verändern und unser Verständnis von Welt herausfordern. Eine Einladung zum Fantasieren.