Foto: Nouki Ehlers, nouki.co

In „Timm’s Café“ gibt es nicht nur bemerkenswert guten Kaffee, sondern auch besonders zimtige Zimtbrötchen und abwechslungsreiche Kuchen – alles vegan, alles selbst gebacken. Sein Namensgeber ist mindestens genauso cool wie das Café: Wer ihn vom Spaziergehen durchs Johannesviertel kennt, weiß, dass Timm Gärtner alles mit Gelassenheit angeht. Aufgewachsen ist er in Groß-Rohrheim. „Bei uns war Niemandsland, man ist eigentlich für fast alles nach Darmstadt gefahren“, erinnert der 31-Jährige sich. „Aber ich war nie der große Feier-Mensch, ich mochte es eher, was trinken oder ins Kino zu gehen.“ Mittlerweile wohnt Timm in Darmstadt.

Vor vier Jahren erfüllt er sich mit seinem eigenen Café einen Lebenstraum. Davor probiert er ein Ingenieur- und ein Architekturstudium aus und ist jahrelang als Bauzeichner tätig. Doch im Büroalltag fehlt ihm die soziale Interaktion. Um etwas zu verändern, kauft er einen Food Truck, steht damit auf Flohmärkten und Hochzeiten. Als der Raum in der Landwehrstraße unweit des Herrngartens frei wird, zögert er nicht. Der Food Truck kommt aufs Wartegleis und Timm widmet sich zu hundert Prozent dem Café, das mittwochs bis sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet hat. Fun Fact: Bis zum Eröffnungstag hat er in seinem Leben noch keinen Schluck Kaffee getrunken. Als Timm sich dann genauer mit der Kunst der Kaffeezubereitung beschäftigen und probekosten muss, verfällt er der Siebträger-Variante schließlich doch.

„Ein ganz harmonisches Eck“

Ein Relikt aus Pandemie-Zeiten sorgt auch heute noch für die schöne Stimmung im Café: das Laptop-Verbot. „Dass der Kaffee kein nebensächliches Produkt ist, das man braucht, um besser zu arbeiten, sondern dass die Wertschätzung auf jeder einzelnen Tasse Kaffee liegt“, ist Timm wichtig. Seine wendungsreiche Laufbahn bereut der junge Gastronom kein Stück: „Ich bin sehr zufrieden, wie sich alles gefügt hat, und würde sagen, dass man immer das machen sollte, was einen antreibt.“ Freizeit hat Timm aktuell wenig. Um sich zu erholen, macht er seinem Nachnamen alle Ehre und jätet Unkraut auf einer Parzelle am Oberfeld – einem seiner Lieblingsorte in Darmstadt: „Das ist, finde ich, ein ganz harmonisches Eck.“ Außerdem schaut er gerne Serien und schlägt sich mit US-Sportarten, die wegen der Zeitverschiebung nachts übertragen werden, besonders im Winter die Nächte um die Ohren.

Vegan lebt Timm schon seit über zehn Jahren. Weil das Angebot im Supermarkt – besonders auf dem Dorf – damals noch sehr spärlich ist, muss er selber kochen. In dieser Zeit entwickelt er eine Leidenschaft fürs Kochen und Backen, ohne die er es heute wohl nicht schaffen würde, mehrere Stunden am Tag die Gebäck-Rezepte für das Café zu perfektionieren. „Wir möchten das vegane Angebot bei uns so groß machen, wie wir es nur können – aber ohne anderen die vegane Lebensweise aufzuzwingen. Das halte ich für den falschen Weg.“

instagram.com/timmscafe (um den sehr ästhetischen Feed kümmert sich Timms Ehefrau Fabi)