Warum kommt denn kein Veranstalter auf die Idee, Frank Duval auf Tour zu schicken? Nur weil er 71 Jahre alt ist? Das war Derrick auch, von Kommissar Köster, dem Alten, ganz zu schweigen! Duval, der ehemalige Haus- und Hof- Komponist des ZDF, wird ja wohl mit drei anderen Herren an Synthesizern, kleinem Orchester und Curt Cress am Schlagzeug mittelgroße Hallen mit Keyboardschmalz füllen können? Jean-Michel Jarre macht ja auch so was und der hat weder Orchester noch Sängerinnen wie die jetzt 57-jährige Holländerin Ingrid Kup! Dazu noch das ZDF mit ins Boot geholt und zu Live-Musike auf 80er-Jahre-Equipment die Sequenzen aus dem entsprechenden „Derrick“ oder „Der Alte“ auf die Hintergrund-Leinwand projiziert. Fertig! So stelle ich mir das vor.
Ich wüsste zwar nicht, ob ich selber hingehen würde, aber es gibt bestimmt viele, die so einen romantischen Abend verbringen wollen. Mit dem, der damals mit auf der Couch saß, als sie „Der Alte“ guckten und – in der Folge „Tod eines Aussteigers“ – Anne Marie Kuster die Atmosphäre im Wohnzimmer so auflud, dass es – als Ingrid Kup’s Hit „Feel me“ eingespielt wurde – vorbei war mit Anstand und Sitte im Reihenhaus 8g in Tempelhof-Mitte! Anderen ging es bei Derricks 64. Folge „Ein Todesengel“ ähnlich. Hier wabert das Titelstück durch das Schauspiel von Christian Quadflieg und Sabine von Maydell in der Rolle der Anita Glonn. Schon in Folge 50 ließ es sich zu „Sky train“ aus der Folge „Verlorene Sekunden“, mit dem jungen Herbert Herrmann als Harro Brückner, vortrefflich knutschen.
Auch für die Derrick-Folge „Kaffee mit Beate“ von 1978 steuerte Frank Duval die Musik bei, und ich weiß zudem, dass Helga Anders für die „nymphomanische Authentizität“ ihrer Figur (natürlich die der Beate) gelobt wurde, und zwar nicht vom Hustler, sondern vom Derrick-Fanclub! Zurück zum Auftritt: Natürlich müssen sich die ganzen von Duval in die erste Reihe geschickten Interpreten – außer Frau Kup noch Orphée („Eurydice“ aus „Derrick – Die Schrecken der Nacht“), Onyx („Der Alte – Spuren eines Unsichtbaren“) und natürlich Duvals Gattin Kalina Maloyer mit ihrer Nummer „Time for Lovers“ (aus Derrick: „Kranzniederlegung“) – noch mal trotz ihres fortgeschrittenen Alters ins Zeug legen und alles geben. Und Frank selbst gegen Ende die Vocals bei „Face to Face“ aus der „Der Alte“-Folge „Der Überfall“ selbst übernehmen.
Als letzten Song mit Abschluss-Pyro nach dem als Piano-Ballade vorgetragenen „Angel of Mine“ gäbe es noch „Blizz“ zu hören, die Erkennungsmelodie der Ski-Weltmeisterschaft 1978. Danach gehen alle zufrieden nach Haus. Alle, außer dem Veranstalter. Der wahrscheinlich dann doch eher nicht.