Foto: Erik Roethele
Foto: Erik Roethele

„…ein Ausbund an städtebaulicher Hässlichkeit, die dazu führte, dass die Schwalben auf dem Rücken fliegend die Stadt überquerten, um das Elend nicht zu sehen“, sagte Arno Lederer mal über einen anderen Ort. Damit solch ungewöhnliche Flugeinlagen künftig nicht auch über dem Georg-Büchner-Platz zu beobachten sind, hat die Stadt Darmstadt den Stuttgarter Architekten mit der Neu-Planung der Freianlage zwischen dem Staatstheater und dem „Glaubenreaktor“ (Volksmund für Kuppelkirche) beauftragt.

Die Anlage wird die Blickbezüge zwischen der Wilhelminenstraße, dem Mollerhaus und dem Staatstheater wiederherstellen, die Mitte des Platzes bleibt frei und an den flankierenden Straßen werden großkronige Baumreihen gepflanzt. Dadurch wird das „autogerechte Theater“ der 70er mit der Stadt verbunden, es wird … einladend – endlich! Viele Heiner wissen nicht, was sie am Staatstheater haben – möglicherweise auch, weil sie noch nicht drin gewesen sind? Denn das sanierte Foyer beispielsweise ist einer der Höhepunkte moderner Innenarchitektur in Darmstadt. Die Werkstattbühne mit Bar ist preisgekrönt – und einer der gelungensten Tresen der Stadt. Hier kann man an der Bar sitzen wie auf einem Bild von Brent Lynch.

Zurück auf den Platz: Ein durchgehender Belag mit Stufen, Rasenfugen und seitlichen Rampen wird die Fläche fassen. Das extravagante Eingangsportal stellt den Abschluss des Platzes her. Es wird als Open-Air-Spielstätte genutzt werden, das Theater bespielt die Stadt, wird selbst zur Bühne und zum Bühnenbild, der Platz wird zum Zuschauerraum. Die liebevoll „Bushaltestelle“ getaufte Pergola bekommt ihren Sinn im Raum.

Die Abbrucharbeiten der Teiche und Pflanzkübel sind bereits erfolgt. Mitte April wurden die Ausschnitte in die Bodenplatte gestemmt. Die später kreisrunden Öffnungen werden Zugänge zur Tiefgarage und dienen der Belichtung. Pilzförmige Dächer werden vor dem Regen schützen. An den Seiten nehmen geschwungene Stützwände die unterschiedlichen Ebenen auf und dienen als Sitzbänke.

Die Schirme und andere bauliche Elemente werden aus dem selben weißen Beton gefertigt wie das Eingangsbauwerk des Staatstheaters, so dass ein homogenes Erscheinungsbild entsteht. hier bleibt zu hoffen, dass der weiße Beton in Würde altert und die Stadt die nötigen Mittel bereitstellen wird, ihn zu pflegen. Das größte Problem der bisherigen Gestaltung der Anlage war ja nicht die Architektur an sich, sondern die Verwahrlosung und mangelnde Pflege.

Als Abgrenzung zum östlichen Rand ist eine Wasserfläche geplant, die die unterschiedlichen Neigungen des Platzes aufnimmt. „Der Brunnen soll als eine mit einem Wasserfilm überzogene Fläche wirken, die begangen werden kann“, heißt es in der Entwurfsbeschreibung der Architekten. Auch „El Disco“, die Scheibe, welche der Künstler Arnaldo Pomodoro 1973 für die erste nun abgebrochene Platzgestaltung entworfen hatte, soll an dieser Stelle ihren neuen Standort finden.

Das land Hessen trägt die Kosten für die Maßnahme in Höhe von zehn Millionen Euro alleine, die Stadt verzichtet auf den Erlös der Parkgebühren, diese fließen direkt an das Theater. Ein schlüssiges Finanzierungskonzept, bei dem am Ende die Kultur, der städtische Raum und somit wir Bürger gewinnen. Da hat sich das zehnjährige Ringen der Fraktionen, der Stadt und des Landes gelohnt!

Die Projektbeschreibung auf der Homepage des Landes Hessen könnte zwar etwas positiver lauten, als „mit mehr Parkkomfort und einer Neugestaltung der Georg-Büchner-Anlage können Besucher des Staatstheaters Darmstadt in absehbarer Zeit rechnen“. Aber spätestens seit dem legendären Fußballer Holger Greilich wissen wir: „letztlich zählt das, was auf dem Platz ist – und das ist es, was zählt.“ Wenn da eine Schwalbe auf dem Rücken drüber fliegt, ist sie selbst Schuld!