Grafik: Rocky Beach Studio
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Viel zu schnell rast die Zeit, vor allem im Fußball. Gestern noch wollten sie Kevin Wölk zum Teufel jagen, weil er halt die Kassel Ultras mag. Heute ist er weg … und alle fragen sich: Wer soll nun die Eckbälle der „Lilien“ treten. Und die Freistöße? Und die Tore vorbereiten? Damit die wichtigen Ereignisse am Böllenfalltor nicht vergessen werden – hier der offizielle P-Rückblick mit den wichtigsten Darmstädter Personen der vergangenen Drittligasaison.

Andrea Petkovic, Stimmungskanone: Was für ein Auftritt unseres Tennisstars. Müsste man einem Außerirdischen erklären, was die Vorstufe der Ekstase ist – dann hätte man ihn mitnehmen sollen zum Spiel der „Lilien“ gegen Unterhaching. Petko war auch da. Kam spät. Aber gab alles. Auf der Tribüne. Immer ein Spur überdreht, manchmal mit leicht falschem Timing. Da zuckt der Sitznachbar zusammen. Aber vielleicht war Petkos Show noch das Beste, was man aus dieser Nullnummer machen konnte. P sagt: Neue Bälle, bitte.

Jochen Partsch, Forscher: Ein alter Zweizeiler geht so: „Wenn du nicht mehr weiter weißt, gründe einen Arbeitskreis.“ Gemeint ist damit, dass man ein Problem, das man entweder nicht lösen kann oder will, erst mal in aller Ruhe diskutiert, aussitzt, verschleppt. Der Oberbürgermeister ist neuerdings Fußballfan – und deswegen Verfechter eines neuen Lilien-Stadions. Dass das niemand bezahlen kann, wird auch er wissen, aber das darf er auf keinen Fall sagen. Aber er muss etwas tun – und gibt eine Machbarkeitsstudie in Auftrag. Studie ist gut für eine Wissenschaftsstadt. Was dabei am Ende rauskommt, ist glasklar: Ja, es ist möglich, dass man ein Fußballstadion bauen kann. Was dort nicht stehen wird: Wer soll es bezahlen? Eine neue Studie könnte hier Erkenntnisse bringen. P sagt: Grün ist die Hoffnung, und die stirbt vor allem im Fußball zu allerallerletzt.

Michael Preetz, Headhunter: Ja, ja, beinahe hätte der Hertha-Manager „Lilien“-Trainer Kosta Runjaic angerufen, wegen neuem Job für ihn und so. Er war ganz nah dran, es stand sogar schon in der Zeitung, also, dass es passieren könnte. Weil doch Kosta so eine Trainergranate sei. Aber irgendwas muss dazwischen gekommen sein, vielleicht hat Preetz auch immer nur Runjaics alte Rüsselsheimer Festnetznummer gewählt, oder der Lilien-Trainer wiederum konnte mit der Berliner Vorwahl in seinem Handydisplay nichts anfangen. Er wird ja eigentlich immer nur aus Wiesbaden angerufen, um abgelaufene Wehener Spieler zu übernehmen. Jedenfalls kam der faktisch besiegelte Transfer nicht zustande. Dass Preetz noch nie was von Coach Kosta gehört haben könnte, Männer wie Rangnick oder Stanislawski einen Tick bundesligaerfahrener und deswegen ein Tickchen interessanter sind, halten wir für eine fiese Verleumdung. Preetz wollte anrufen. Kosta sollte zur Hertha. Es kann doch gar nicht anders sein. Schließlich stand es in der Zeitung. P sagt: Ha Ho He.

Manuel Hornig, Samariter: Warum selber Tore schießen, wenn es die anderen für einen tun? Hornig hat den wichtigsten Treffer für den SV Darmstadt 98 in der abgelaufenen Saison erzielt: das Siegtor beim 1:0 von Arminia Bielefeld bei Rot-Weiß Oberhausen. Und schwupps, war Oberhausen schön tief drin im Abstiegskampf – und die Lilien konnten sich den Luxus einer 1:2-Niederlage in Jena leisten, anhaltenden Formverlust und strammen Kurs auf die Abstiegsplätze. Männer wie Hornig braucht ein Verein in Not, einer, der das große Ganze im Auge hat. Hornig wird sich gesagt haben: „Wozu benötigt Oberhausen Profifußball, die Stadt ist eh pleite. Darmstadt ist zwar auch pleite, aber es merkt halt keiner.“ P sagt: Weiter so.

Vater, Sohn, beide namentlich unbekannt: Dialog vor dem letzten Saisonspiel gegen Stuttgart, auf dem Weg zum Stadion. Vater: „Dritte Liga ist doch super!?“ Sohn: „Zweite Liga ist besser.“ P sagt: Kindermund tut Wahrheit kund.