Wasser-, chemie- und geruchsfrei sind Kompost-Toiletten ein Must-have für eine Stadt wie Darmstadt, die bis 2035 Klimaneutralität anstrebt. Die ersten umweltfreundlichen Kompostis in Darmstadt wurden beim Weihnachtsmarkt 2019 positiv auf- und angenommen. Für diesen Sommer haben Architektur- und Innenarchitektur-Studierende der Hochschule Darmstadt (h_da) drei gewitzte „[ab]örtchen“ für den Herrngarten konzipiert. Anfang Juni wurden sie aufgestellt und sollen bis Oktober zu „Nachhaltigkeit und erhöhter Aufenthaltsqualität“ in Darmstadts Central Park beitragen. Sprich: Ein kleiner Gang aufs Öko-Klo für einen Menschen, aber ein riesiger Sprung für die Darmstädter Menschheit.
In „Schweizer Handarbeit gefertigt“ bieten die Kompost-Toiletten der Züricher Firma Kompotoi circa vier Kubikmeter Platz. Sie benötigen keinen Wasser-, Kanalisations- oder Stromanschluss und sind mit einer Solarbeleuchtung, einem Urinal aus Edelstahl, Klosettbecken sowie Hände-Desinfektions-Spender ausgestattet. Der „Human Output“ wird nach ungefähr 500 Benutzungen biologisch behandelt, mit Pflanzenkohle und Grünkompost vermischt zum „Bodenverbesserer“ gemacht – so schließt sich der natürliche Kreislauf.
Damit die Häuschen gut in die natürliche denkmalgeschützte Umgebung integriert werden konnten, initiierten Denkmalschutzbehörde, h_da, das Grünflächenamt und der EAD einen Stegreif-Wettbewerb. Die drei besten Ideen für die Gestaltung der stillen Örtchen wurden prämiert und umgesetzt.
Eine öffentliche Toilette ist wie eine Visitenkarte für eine Stadt. Durch den kreativen gestalterischen Eingriff der h_da-Studenten:innen erhalten die drei Holzhäuschen im Herrngarten einen unverwechselbaren Charakter und machen die Verrichtung der Notdurft angenehmer. Und nachhaltiger. Also lass die Sanitär-Revolution Darmstadt erobern: Deiner Erleichterung und der Umwelt zuliebe!
Design mit Funktion
Idee: Sarah Fritzinger, Lioba Carl und Nick Ebbinghaus
Lage im Park: Südlich des Herrngartencafés
Konzept: Schräge Spiegelfassaden an zwei Außenwänden der Trockentoilette sorgen für überdimensionale Effekte. Die Oberflächen spiegeln – etwas verzerrt – die grüne Umgebung und sollen gleichzeitig „vor Vandalismus schützen“ (potenzieller Randalierer, erschrocken zu seinem Spiegelbild: „Huch, was mach ich denn da!?“). Die hintere Außenwand ist mit planer Spiegelfolie versehen. Die rustikale Holztür vorne markiert den Eingang zum mobilen WC, der dadurch kinderleicht zu finden ist.
Mit der Lizenz zum Wohlfühlen
Idee: Johanna Lasslop und Yannik Bäuerle
Lage im Park: Ostseite des Herrngartens
Konzept: Zwei Holztrennwände in labyrinth-artiger L-Form, geschmückt mit bepflanzten Dachrinnen, dienen als vertikaler Garten rund um die Toilettenkabine. Dadurch wird sowohl mehr Diskretion geschaffen als auch die Optik aufgefrischt. Um die Pflege der Pflanzen (Salbei, Minze, Himbeeren!) kümmert sich das Grünflächenamt.
Toilette für alle
Idee: Mareike Dittrich
Lage im Park: Parkeingang an der Bismarckstraße, beim Spielplatz
Konzept: Das Kompostklo-Häuschen wurde von einer „dreiseitig geschlossenen Wandinstallation“ umhüllt und mit Kletterpflanzen bestückt, die mit der Zeit ihren Weg durch die herzförmigen oder runden Löcher in den Wänden finden werden. Die barrierefreie Rampe statt Treppen macht die Toilette allen zugänglich. Und: Ein Wickeltisch in einer Toilette am Spielplatz darf natürlich auch nicht fehlen!