Foto: Jan Ehlers

Vor vier Jahren zogen sie als Animalistics aus, um das Darmstädter Kulturleben zu bereichern. Nun bringen Andi Balles und Seb Giebler niveauvolle Popmusik ins Staatstheater.

Nachdem das Veranstalter-Duo bereits Anfang des Jahres mit dem angesagten Wiener Elektropop-Duo Leyya in den Kammerspielen zu Gast war, startet im Oktober eine ganze Konzertreihe in den Katakomben des Staatstheaters. Weiterer Grund zu feiern: Ganze vier Jahre versorgt das Team um Andi und Seb die Darmstädter nun schon mit guter Musik, wilden Partys und leckerem Essen. Die Anfänge reichen noch ein gutes Stück weiter zurück. Im P-Interview vor Ort blicken Andi und Sepp zurück, gemeinsam mit Roman Schmitz, dem Kurator der Kammerspiele, aber auch nach vorne.

In den Kammerspielen ist Umbaupause: Dort, wo sonst durstige Menschen an der Bar sitzen, hängen Kabel aus der Decke, schummriges Licht lässt Barhocker nur erahnen. Einmal die Treppe runter – schwierig, ob des minimalen Lichts – machen wir es uns schließlich in lauschiger Kantinenatmosphäre gemütlich.

Am Anfang war das Blumen

Andi blickt erst einmal zurück: „Wir sind Teil der ersten Blumen-Generation. Im alten Blumenladen in der Nieder-Ramstädter Straße konnten wir uns ausprobieren. Schon damals war unser Steckenpferd die Konzertveranstaltung.“ Ausprobiert haben sich die beiden zur Genüge. Etwa 50 Bands brachten Seb und Andi auf die winzige Bühne des Blumens. Das ein oder andere Bandmitglied stand, dem Platzmangel geschuldet, vor der Bühne. Partys, Konzerte, Theater und Ausstellungen standen damals auf dem Programm. Alles mit dem hehren Ziel, das Darmstädter Kulturleben aufzufrischen.

Nach dem großen Blumenfestival 2013 zogen sich die beiden erst einmal für zwei Jahre zurück. „Es gab anderes zu tun.“ Doch die Ruhepause hielt nicht lange, es fing wieder an zu kribbeln. „Meine Frau hat im Hoff-Art Theater einen Pop-Flohmarkt veranstaltet – Pop und Plunder. Da habe ich mitbekommen, dass man den Laden mieten kann. Richtig los ging es dann, als die Band Jacob and the Appleblossom angefragt hat, das Blumen aber keinen Slot hatte“, erinnert sich Seb. Die Wahl der Location fiel recht schnell auf das Hoff-Art – und die Rechnung ging auf: „Der Laden wurde gemietet, Band rein, ausverkauft. War’n super Ding“. Das war noch prä-Animalistics. Das erste Konzert unter diesem Namen wurde wenig später veranstaltet: Mental Bend zusammen mit Wyoming. Die Animalistics-Konzerte wurden ein fester Bestandteil im Programm des Hoff-Art. Als weiteres Schmankerl kommt bei einigen Veranstaltungen ein optional buchbares Drei-Gänge-Catering vor dem Konzert hinzu – frisch zubereitet vom Gourmetsepp (Seb als Koch).

Animalische Musik-Liebe

Der Aufwand für die Konzerte war und ist – trotz vieler helfender Hände – nicht zu unterschätzen: „An einem Tag hinfahren und aufbauen, ein Tag für das Konzert, dann ein weiterer Tag zum Abbauen. Und das alleine für die Veranstaltung – ohne Planung“, rechnet Seb zusammen. Verdient wird dabei nichts, in den letzten Jahren waren die Zahlen fast immer rot. Für Andi und Seb ist das kein Problem. Sie sind beide berufstätig und sehen die Animalistics als Hobby. Leidenschaft spielt dabei ohnehin die größte Rolle. „Es vergeht eigentlich kein Tag, an dem ich nicht irgendeine E-Mail schreibe oder zum Thema Animalistics telefoniere“, sagt Andi, der hauptsächlich für das Booking zuständig ist.

Gastspiele im Staatstheater

Die Verbindung zu den Kammerspielen kam über die aktuelle Blumen-Generation zustande, die im vergangenen Jahr den Pavillon zu den Hessischen Theatertagen auf dem Platz vor dem Staatstheater gebaut und bespielt hat. „Gerade hier in den Kammerspielen und unter dem Label ,Kammerspektakel‘ bietet es sich an, nicht nur Hochkultur zu machen, sondern auch mal ein jüngeres Publikum anzusprechen“, sagt Roman vom Staatstheater. Das „Kammerspektakel“ als Veranstaltungsreihe und mit Konzerten gab es schon vorher. Das Novum ist, dass auch externe Veranstalter die Räumlichkeiten bespielen können und somit ein Publikum in die Kammerspiele ziehen, das mit Theater eigentlich nichts am Hut hat.

Der Testballon der Animalistics in den Kammerspielen war das Konzert von Leyya im Februar. Es war direkt ausverkauft, Test geglückt. „Das ist halt auch einfach eine geile Location“, schwärmt Andi. Die Kammerspiele inklusive ihrer Bar werden in den kommenden Monaten noch häufiger Raum für diverse Konzerte der Animalistics bieten. Konzerte im Hoff-Art wird es parallel dazu weiterhin geben.

Den Auftakt der „Kammerspektakel“-Reihe der Animalistics macht Lui Hill. Der gebürtige Darmstädter lebt mittlerweile in Berlin und ist vielen noch als Phil Fill bekannt. Unter dem neuen Namen Lui Hill hat er sein internationales Debüt-Album veröffentlicht und ist jetzt damit auf Tour.

Wunschband der Animalistics war lange Zeit Whitest Boy Alive. Im Dezember kommt immerhin der Keyboarder der Band, Daniel Nentwig, mit seinem Projekt Dena in die Kammerspiele. So haben sich Seb und Andi zum vierten Geburtstag selbst ein kleines Geschenk machen können.

Als ihren Lieblings-Veranstaltungsort nennen die beiden – passenderweise – die Kammerspiele: „Für ein Clubkonzert ist das hier die perfekte Größe“, findet Seb. Wunschlos glücklich der Mann, könnte man meinen.

 

Das Blumen

2006 aus einem Architekturprojekt der Hochschule Darmstadt entstanden, machte sich das Team schnell unabhängig. In einem alten Blumenlanden in der Nieder-Ramstädter Straße wurden Konzerte, Partys und vieles mehr veranstaltet. Den alten Blumenladen gibt es zwar nicht mehr, eine neue Generation ist aber immer wieder mit diversen Projekten in der Stadt aktiv.

 

Animalistics proudly present!

„Kammerspektakel“ im Foyer der Kammerspiele im Staatstheater:

Fr, 19.10. | 21 Uhr | 14 €:

Lui Hill, Support: Fye and Fennek

Aftershowparty: Lukas Lehmann (in der Bar)

 

Im Hoff-Art Theater:

Sa, 27.10. | 20 Uhr | 15 € (mit Menü: 30 €):

Rikas, Support: Fibel

Drei-Gänge-Menü: Gourmetsepp, Aftershowparty: Simon Dörken

 

Wohnzimmerkonzert in Kooperation mit der Bedroomdisco (geheimer Ort):

Sa, 17.11. | 20 Uhr | Eintritt frei, Spende erwünscht:

Cari Cari + Dux Louie

 

„Kammerspektakel“ im Foyer der Kammerspiele im Staatstheater:

Sa, 08.12. | 21 Uhr | 14 €:

Dena + Support

Win! Win! Das P verlost jeweils 1 x 2 Tickets für die Konzerte von Lui Hill (am 19.10.) und von Rikas (am 27.10.).