Cocainum Hydro
Illustration: Rocky Beach Studio

„Kokain-Spuren auf neun von zehn Geldscheinen in Deutschland“, meldete 2002 das Institut für Biomedizin und Pharmazeutische Forschung in Nürnberg. Das hätte sich Albert Niemann, der im Jahre 1860 als Erster das Alkaloid Kokain aus den Blättern des Koka-Strauches isolieren konnte, nicht im Traum vorgestellt. Sigmund Freud konnte bei der Firma Merck, wo 1862 mit der kommerziellen Produktion des Wirkstoffes begonnen wurde, dann schon einen Deckel machen: Die Darmstädter Pharmazeuten überließen ihm ein Gramm reines Kokain zu Forschungszwecken auf Kredit.

Die multifunktionalen Einsatzmöglichkeiten des Medikaments sprachen sich schnell herum: Sie führten unter anderem zum ersten Doping-Toten (der britische Radrennfahrer Mike Linton starb 1868 an einer Überdosis Kokain) und zu Weltliteratur (R. L. Stevenson schrieb passenderweise die Erzählung „The Strange Case of Dr. Jekyll and Mr. Hyde“ in drei Tagen und Nächten auf Koks – angeblich).

Die Firma Merck, wenige Jahre zuvor bereits mit der Entwicklung von Morphium erfolgreich, vermarktete den aus Bolivien, Peru und Kolumbien stammenden Pflanzenwirkstoff als lokales Betäubungsmittel. Aufgrund seines hohen Suchtpotentials wurde Kokain im Laufe der Jahre von immer mehr Staaten verboten, und 1903 ersetzte auch die Coca-Cola-Company die Droge in ihrer Limo durch Koffein.