Foto: Jan Ehlers

Seit Ende Juli ist am Bölle wieder ein Zweitligist zu Hause. Die Lilien sind da angelangt, von wo aus sie vor drei Jahren in die Bundesliga durchgestartet waren. Und doch ist die Ausgangslage der aktuellen Spielzeit nicht mit der von 2014/15 zu vergleichen. Damals galt es, mit einem modifizierten Drittliga-Kader die Klasse zu halten. Den 98ern wurde allerdings nicht mehr als ein Intermezzo in der 2. Bundesliga zugetraut. Dass es tatsächlich nur zu einem Kurzaufenthalt reichen sollte, ist mittlerweile Legende, der Aufzug fuhr schließlich nach oben und nicht nach unten.

Heute hätte so mancher Lilienfan nichts dagegen, wenn die Blau-Weißen am Ende der Saison wieder den Fahrstuhl in die Eliteklasse nehmen würden. Der Abstieg hat die Stimmung rund um das Böllenfalltor jedenfalls nicht getrübt. Wichtige Stützen des Teams sind dem SVD treu geblieben. In erster Linie Aytaç Sulu und Hamit Altintop. Mit Kevin Großkreutz und Artur Sobiech kommt reichlich Bundesligaerfahrung hinzu, die (die leider häufiger verletzten) Peter Niemeyer und Jan Rosenthal ohnehin schon im Übermaß haben. So verwundert es nicht, dass die Spieler von Torsten Frings ligaweit die meisten Erstligaeinsätze auf sich vereinen. Vor drei Jahren konnte hingegen im Kader von Dirk Schuster kaum jemand das Wörtchen Bundesliga auch nur buchstabieren. Angesichts der Qualität im Kader sahen Konkurrenz und Wettanbieter das Team vom Bölle vor dieser Saison dagegen als Aufstiegsanwärter.

Dass sich der SVD in den letzten drei Jahren sportlich eine ganz gute Basis verschafft hat, musste auch Präsident Rüdiger Fritsch in seiner gewohnt bildhaften Wortwahl zugeben. Sprach er zu Erstligazeiten noch beständig davon, dass die Lilien entweder die „kleinste Trompete“ oder die „kleinste Wurst“ der Liga seien, so war bei dem sich abzeichnenden Abstieg im Frühjahr schon von einer „ordentlichen Zweitliga-Wurst“ die Rede. Kurz vor Saisonbeginn wechselte Fritsch dann vom Fleischwaren- ins Literatur-Jargon und stellte fest: „Wir sind nicht mehr der Quasimodo der Liga.“

Und damit hat er natürlich vollkommen Recht. Wenngleich man sich fragt, warum Fritsch in seinen Aussagen immer solche Metaphern bemüht? Ist an unserem Präsidenten etwa ein zweiter Ernst Elias Niebergall verloren gegangen? Er könnte doch auch schlicht sagen: „Wir sind ein Verein, der mit diesem Kader um den Aufstieg mitspielen kann.“ Mehr jedenfalls, als es der Kader von Dirk Schuster anno 2014/15 hätte tun dürfen. Doch Schuster hatte ein Underdog-Team beisammen, das von Zusammenhalt, Einsatzwille, Effizienz und der passenden Taktik lebte. Die strategische Ausrichtung überforderte damals keinen Spieler, denn mit eigenem Ballbesitz hielten sich die Lilien gar nicht erst auf. Die Parole lautete Ball erkämpfen und ab dafür. Schuster setzte auf dem Transfermarkt bekanntlich auf Akteure, die anderswo wegen Perspektivlosigkeit hinten runter gefallen waren. Sie waren mithin keine Greenhorns mehr. Die Neuzugänge, die 2014/15 eine nennenswerte Rolle spielten sollten, waren im Schnitt über 25 Jahre alt.

Ganz anders das Bild in diesem Sommer. Da holte Torsten Frings Spieler, die im Schnitt auf gerade einmal etwas über 23 Lebensjahre kommen. Unter ihnen sind mit Orrin McKinze Gaines II und dem vielversprechenden Marvin Mehlem zwei blutjunge 19-Jährige. Jamie Maclaren, Romuald Lacazette und Julian von Haacke waren zum Zeitpunkt ihrer Verpflichtung gerade mal 23 Jahre alt. Die heutigen Lilien setzen also verstärkt auf Spieler mit Perspektive. Zudem sollen sie den neuen Spielstil umsetzen, der daraus besteht, nicht nur gegen den Ball zu arbeiten, sondern tatsächlich auch mit ihm zu spielen.

Mit all den alten Kämpen und jungen Wilden hat sich das Preisschild des Kaders verändert. Zählten die 98er vor drei Jahren noch zu den Teams mit dem geringsten Marktwert, so stellen sie heute mit Kaiserslautern und Sankt Pauli die Verfolgergruppe hinter Ingolstadt, Union Berlin, Eintracht Braunschweig und dem 1. FC Nürnberg. Dank der beiden Bundesligaspielzeiten erhalten die Lilien nach Ingolstadt mit 15,5 Millionen Euro zudem das zweithöchste TV-Geld aller Zweitligisten. Das sind 10,5 Millionen mehr als bei ihrem letzten Zweitligaaufenthalt.

Damit lässt sich zweifelsohne einiges bewegen. Dass den Lilien von der Ligakonkurrenz erst einmal mit gehörigem Respekt begegnet wird, das zeigten die Auftaktpartien gegen Fürth und in Kaiserslautern. Die Jungs von Torsten Frings agierten, während sich die Gegner darauf verlegten, den Spielaufbau mit einigen Angreifern zu stören und im letzten Spielfelddrittel äußerst kompakt zu stehen. In Kaiserslautern kamen die Blau-Weißen auf eine Ballbesitzquote von fast 70 Prozent. Zu Schuster-Zeiten waren das die Werte des Gegners. Der SVD trifft somit auf die Kopien seiner eigenen Taktik aus den letzten Jahren.

Es wird spannend sein, ob sich die Lilien an den kleineren Würsten verschlucken. Um das zu vermeiden, bedarf es bei aller gestiegenen Qualität der gleichen elementaren Tugenden wie bei der letzten Zweitliga-Elf: Zusammenhalt, Einsatzwille und Effizienz! Dafür braucht es keine Quasimodo- und Wurst-Anleihen.

 

„Ohne Meier wär’n wir gar nicht hier!“

So, 10.09., 13.30 Uhr: SVD – VfL Bochum

So, 17.09., 13.30 Uhr: SVD – Arminia Bielefeld

Mi, 20.09., 18.30 Uhr: 1. FC Heidenheim – SVD

So, 24.09., 13.30 Uhr: SVD – Dynamo Dresden

Fr, 29.09., 18.30 Uhr: FC Ingolstadt 04 – SVD

www.sv98.de