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Foto: Jan Ehlers

Was ist nur aus uns geworden? Früher ein stolzer, die Fantasie stimulierender Ort, oft Furcht einflößend und immer geheimnisvoll, ist der Wald uns mittlerweile offenbar egal geworden. Ja, so ist es, schnurzpiepegal. Und ich bin nicht der Pressesprecher von Robin Wood, der Sprecher der Rächer der Entlaubten. Ich bin maximal der Versprecher-Rächer der Entlausten.

Das Waldsterben wurde 2003 von Bundeslandwirtschaftsministerin Künast offiziell für beendet erklärt. Das muss man sich mal vorstellen, sagen die einen. Andere nicht. Das Waldsterben in unseren Köpfen setzte ungefähr um die gleiche Zeit ein, als das Problem des sauren Regens eingedämmt schien. Der Wald ist für Kinder keine Option mehr, und da die ja bekanntlich unsere Zukunft sind, sieht’s doch wieder Essig aus für’n Wald.

Der Wald – früher gespickt mit fantasievollen Unterschlüpfen neugieriger Kinder, die sich darin erprobten ein Versteck zu basteln aus dem, was es da so an Ästen, Stämmen, Farnen und Restmüll gab – ist doch nur noch was für Eliten, die ihre Sprösslinge in Waldkindergärten aufwachsen lassen und sich selbst Friedwaldplätze fürs eigene Ableben sichern. „Trimm Dich“-Freaks und rottenweise Wildschweine gibt es zwar immer noch, aber die menschliche Population, die sich zum Sex oder Umtrunk dort verabredete, ist mittlerweile genauso ausgestorben wie Hüttendörfer und rumänische Tresor-Räuberbanden. Bleibt man schön am Display des Handy- oder Online-Games, auf welchem man virtuelle Stöcke sammelt, um aus seinem Dorf irgendwann eine Metropole gebaut zu haben, bekommen Groß und Klein auch keine Borreliose. Frischlinge kann man ranzoomen, ohne dass deren Mutter einen umwirft und beißt. Und das Schuhwerk bleibt trocken und sauber. Es ist weder Vatertag noch Grenzgang – was also soll ich im Wald? Ja, ja, diese Städter! „Ja, ja, und die Landkreisler heutzutage doch auch“, entgegne ich. „Herrschaftszeiten“ [geht empört ab].