So, liebe Gastronomen, geht’s ja wirklich nicht. Immer mehr Cafés, immer weniger Kneipen! Klar, die Betreiber einer tüchtigen Pilspinte mögen eine niedrigere Lebenserwartung haben als die eines modernen Kaffeehauses, ganz zu schweigen von deren Klientel, aber wie so oft gilt auch hier: Qualität statt Quantität.
Gerne lausche ich dem, was durch die Kneipe hallt, langweile mich aber bei dem Belauschen von Leuten, welche in etwas rühren. Die Gesprächsinhalte in den Cafés sind oft düster und schwer, Arbeit und Schwangerschaft spielen untalentiert überpräsente Rollen. In der Kneipe hingegen bleibt ein Schmunzeln selten aus. Auch da geht’s um Arbeit und Schwangerschaft, aber zumeist um die anderer. Drum merke: Schütten = gute Geschichten; rühren = doofe Geschichten!
Was mich aber grundlegend davon abhält, mich mit jemandem in einem Café zu treffen, ist die Tatsache, dass dort zwar mittig am Tresen Pilszapfhähne aufs Geleertwerden warten, dies aber vergeblich tun, da es in diesen Läden ja gar keine echten Pilsgläser gibt! Wissen Sie, ich kann mich auch unter der Woche zu außerhäusig frühstückenden Langweilern setzen, so ich eigene Gesellschaft oder ein gutes Buch dabei habe, aber ich kann doch kein Pils aus dickwandigen Senfkristallbechern oder sonst welchen Humpen trinken!
Ein Pilsglas hat dünnwandig zu sein und immer in Reichweite des Fasses. Es gibt die schönsten Pilsgläser, mal bauchig, tulpig, auch flötig, aber die immergleichen Milchkaffee-Caipirinha-irgendwas-ein-Kilo-Dinger sind höchstens von Extremisten als Wurfgeschosse zu bewillkommnen, sonst nie. Es sei denn, man trinkt wirklich Eiskaffee mit drei Bällchen drin, dann sind die Teile bestimmt auch okay – aber wann tut man das schon? Was ist denn aus den ganzen Glasbläsern von einst geworden? Bestimmt gegläsert worden, von wildgewordenen Cafébesuchern, mit den dickwandigen, frisch gespülten und noch warmen Glasbausteinen, in welche ihnen ihr Heizpilz-Gastronom für gewöhnlich ein ungenießbares Pilsner zu servieren versucht.