Foto: Jan Ehlers
Foto: Jan Ehlers

Liebe Leser, ich muss Euch etwas berichten, denn dafür bin ich ja da. Also nicht ausschließlich, aber gerne teile ich mit Euch, was mir miss- oder gefällt. Nicht gerade als Internet-Junkie bekannt (Gott sei dank überhaupt nicht als Junkie bekannt), hat mir das www. doch etwas zugespielt, was mein Leben in der Tat bereichert hat – und es noch weiterhin tun wird, solange das ZDF nicht einschreitet und die Seite sperrt.

Es handelt sich um „Aktenzeichen XY“. Die Älteren unter uns wissen noch: Das war die Sendung mit Ede Zimmermann, welche einem das Gruseln lehrte, da man auf Kindesbeinen mit Einbrüchen, Raubüberfällen und Morden konfrontiert wurde. Ich weiß, dass die Sendereihe noch immer ausgestrahlt wird, aber an Ede und die Seinen kommt Cerne nicht ran. Es gibt eine Wikipedia-artige Seite im Netz, auf welcher alle Folgen (von 1967 an) aufgelistet sind. Die Filmfälle – es waren in der Regel drei – sind dort beschrieben, Besonderheiten vermerkt, die in den Filmchen verwendeten Musikstücke aufgelistet und Sendung für Sendung nachbetrachtet, ob die Täter jemals gefasst wurden. Und das Beste: Eingebettet ist ein Link zur Playlist der jeweiligen kompletten Folge!

Ich habe bis jetzt die ersten 60 Folgen gesehen und sage Euch: Es lohnt sich! Nicht nur, wie unsere bundesdeutsche, oft südhessische Welt damals aussah, die Leute, die Autos, die Einbruchswerkzeuge, nein, vor allem die Namen und Spitznamen der Schurken und die erklärenden Beiträge aus dem Off sind dermaßen unterhaltsam, dass ich mir direkt eine weitere Folge ansehen könnte. Da werden Verbrecher gesucht, die unter Namen wie „Likör-Hilde“, „der fußige Fred“, „Doktor Sardo“ oder „Nerz-Willy“ berüchtigt sind. Es fallen Sätze wie: „Sehen Sie nun sechs sinnlose Tage im Leben eines Gestrauchelten“ – oder bei einer Verhaftung auf offener Straße: „Handschellen klicken, Pistolen wechseln ihre Besitzer“. Mir unvergessen auch die beiden Typen, die auf dem Weg zum Banküberfall noch am Tante Emma-Lädchen halten, um sich mit den Worten „Eine Strumpfhose und zwei Flaschen Bier“ für die Tat vorzubereiten. Des Weiteren sehen wir viele später bekannt gewordene Gesichter aus „Derrick“, „Tatort“ und „Forsthaus Falkenau“. Ich persönlich habe Simone Rethel nie wieder so überzeugend gesehen wie als ermordetes junges Ding namens Kaktus E. Ein weiteres gigantisches Plus dieser umstrittenen Sendung ist die in den 1960er/-70ern den jeweiligen Fällen unterlegte Spannungsmusik. Großartig! Wer sich einmal ein Bild machen will, wie langsam sich die Welt noch vor 40 Jahren drehte, der sollte mal einen Blick riskieren in die alten „XY“-Folgen.

 

[Anm. der Red.: Die „XY-Wiki“-Seite hört auf den etwas dubios anmutenden Namen: www.rufmichan24.de]