Im Jahr 2013 feiert die Eingemeindung Bessungens als Darmstädter Stadtteil ihr 125-jähriges Jubiläum. Während sich Bessungen 1888 davon infrastrukturelle Vorteile erhoffte (Anschluss an die Kanalisation, Straßenreinigung, Gasbeleuchtung), erfreute sich die Stadt Darmstadt an neuem Wohnraum für Handwerker, billigen Lebenshaltungskosten und günstigen Mieten sowie einem kostbaren Stück Wald mit einem sagenumwobenen Ausflugsziel: der Ludwigshöhe. Zwei Legenden erzählen von deren Entdeckung.
1816 soll ein Reiter die Anhöhe entdeckt und immer wieder besucht haben. Großherzog Ludwig I. erfuhr davon, machte sich ebenfalls auf, die südlich von Bessungen liegende Anhöhe zu finden, war entzückt – und benannte sie sogleich nach sich.Glaubwürdiger scheint die Fassung, wonach 1818 ein Forstmann den Hügel entdeckt haben soll. Zuvor aber hatte bereits ein Unbekannter „Hier, oh Wanderer, stehe still“ in einen Baum geritzt. Ein Bessunger Gastwirt namens Faust baute dann auf der Anhöhe eine Laube und durfte dort an sonnigen Wochenenden Getränke und Speisen verkaufen. In Niebergalls „Datterich“ findet sich folgende Frage Datterichs an den Drehergesellen Schmidt: „Kenne Se de Faust?“ „Den von de Ludwigsheh?“, will Schmidt wissen. Doch Datterich korrigiert: „Nein, von Geethe.“
Der Dichter Johann Wolfgang von Goethe war es auch, der den nahe gelegenen Herrgottsberg, auf dem er 1772 den „Feld-Weihe-Gesang an Psyche“ dichtete, zu einem historischen Ort machte, der ebenfalls seit jeher sagenumwoben ist. Unsere heidnischen Vorfahren brachten dem tafelähnlichen Berg (hinter dem Böllenfalltor) ihre Opfer dar. Im Christentum wurde dort die St. Martinskapelle gebaut, an die bis heute der Martinspfad erinnert. Einer weiteren Sage nach schafften die Bessunger tagsüber Baumaterial auf den Herrgottsberg, welches sie morgens wieder im Tal vorfanden. Der Baumeister selbst entschloss sich, des Nachts dem Zerstörer aufzulauern. Er traf niemand Geringeren als den Teufel persönlich. Dieser äußerte seine Aversion gegenüber Kirchen, würde jedoch beim Bau einer Gastronomie unterstützend mitwirken… Während der Teufel also den Bau vollendete, machte sich der Baumeister auf zum Pfarrer und eine große Prozession trug anderntags das Kreuz zum fertigen Bauwerk auf dem Herrgottsberg. Der zornige Teufel ergriff einen großen Felsen, schleuderte ihn auf die Kapelle und nur dieser Fels, der angeblich des Teufels Krallenabdrücke aufweist, ist heute noch zu sehen und heißt auf dort befestigtem Schild „Goethefelsen“ oder „Teufelskralle“.
Es lohnt sich also zu jeder Jahreszeit ein Ausflug in die Wälder zwischen Bessungen und Eberstadt: Der Wirt auf der Ludwigshöhe heißt inzwischen nicht mehr Faust, aber ein dort serviertes Getränke nach einer kleinen Wanderung ist in jedem Fall ein Gedicht!
Historische Ludwigshöhe-Postkarte samt Hotel-Restaurant vor der Zerstörung durch die Deutsche Wehrmacht 1945. Der Blick zeigt die immer noch heute existierende Aussichtsterrasse der Ludwigshöhe mit den heute nicht mehr existenten Hotelbauten und dem ebenfalls nicht mehr exitierenden Musiktempel (linker Bildrand). Blick ist in Richtung Süden. (Quelle: Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Kulturdenkmäler in Hessen. Stadt Darmstadt, 1994.)
Ludwigsklause, Führungen und Wanderungen
Ludwigsklause Öffnungszeiten (ganzjährig!):
Dienstag bis Samstag von 12 bis 18 Uhr
Sonntag von 11 bis 18 Uhr
(während der Sommerzeit bis zum 01.10. bis 20 Uhr)
Historische Ludwigshöhe Führung:
Sonntag, 17.02.13, von 11 bis etwa 13 Uhr
Treffpunkt: Waldparkplatz hinter dem Polizeipräsidium, Klappacher Straße
Mehr Infos, auch zu den Führungen und Vorträgen:
www.ludwigshoehe-darmstadt.de
Wandern und Spazieren gehen auf dem Darmstädter Sieben-Hügel-Steig (mit Herrgottsberg und Ludwigshöhe):www.froutes.de
Weiterführende Literatur:
Thomas Deuster: „Die Ludwigshöhe – Der Bessunger Hausberg.“ 5. Auflage. Toeche-Mittler Verlag, Darmstadt 2006, ISBN 3-87820-120-6.
Thomas Deuster: „Wanderkarte – Historische Ausflugsziele rund um die Ludwigshöhe.“ Toeche-Mittler Verlag, Darmstadt 2007, ISBN 978-3-87820-122-9.
Wandern und Spazieren gehen auf dem Darmstädter Sieben-Hügel-Steig (mit Herrgottsberg und Ludwigshöhe): www.froutes.de