Fantastische Muschel: Das „Stadion am Böllenfalltor“ von Lenka Meierova und Malgorzata Woldarska
Fantastische Muschel: Das „Stadion am Böllenfalltor“ von Lenka Meierova und Malgorzata Woldarska

„So ein neues Stadion am Böllenfalltor, muss das denn wirklich sein?“, fragt sich der nostalgisch angehauchte „Lilien“-Supporter – und mit ihm wohl jeder Groundhopper dieser Welt. Ein bisschen oldschool ist doch voll cool. Nur nicht für die Deutsche Fußball Liga GmbH (DFL)! Die will jetzt mal Butter bei die Fische da am „Bölle“.

Doch die jüngst vorgestellte Machbarkeitsstudie des Instituts für Sportstättenberatung (IFS) für einen Neu-/Umbau des Stadions Darmstadt lässt noch viele Fragen offen. Wie soll der 27,6-Millionen-Euro-Stadionumbau, der letzten Endes wohl mehr ein Neubau auf Raten sein wird, eigentlich finanziert werden? Wie soll das Land Hessen die 14 (auch noch in keiner Form zugesagten) Millionen in diesen Zeiten des kommunalen Sparzwangs mal eben so locker machen? Macht sich die Stadt Darmstadt mit einem Stadion, das durch dort abgehaltene Jahreshaupt- und Betriebsversammlungen, Kleintagungen und Business-Meetings querfinanziert werden soll, nicht intern selbst Konkurrenz (zum Darmstadtium)?

Reicht das Budget, um ein auch architektonisch interessantes Stadion zu bauen? Ein 08/15-Fußballtempelchen wirkt auch an historischer Stätte wie ein 08/15-Fußballtempelchen. Kommen ins neue Stadion wirklich mehr Besucher als ins alte, nur weil das Stadion neu ist? Und stürzt die Finanzierung nicht in sich selbst zusammen, wenn die „Lilien“ in die Regionalliga absteigen? Wie löst man die ja nicht von der Hand zu weisende Parkplatzproblematik für ein 18.000-Besucher-Stadion am Böllenfalltor? Kann man sich – passend zur allenthalben propagierten „Green City Darmstadt“ – eine klimaneutrale „Entega Arena“ (dieser Name böte sich ja geradezu an!) leisten?

Und warum will man eine kleine Multifunktionsarena bauen, in der – wegen durchaus einflussreicher Nachbarn – nur relativ kleine Konzerte mit 100 bis maximal 1.500 Besuchern stattfinden dürfen? Dann doch lieber ab auf die grüne Wiese in Oarhellje und dort auch mal Fettes Brot, Motörhead oder Lang Lang im Darmstädter Stadion bejubeln. Das bringt Mieteinnahmen – und erfreut auch die Nicht-Fußballfans unter Darmstadts Steuerzahlern.

Mal sehen, ob das Fazit der Machbarkeitsstudie – in etwa: „Stadionumbau am Bölle jetzt!“ – wirklich einfach so von den Darmstädter Stadtverordneten abgenickt wird. Denn solange das nicht passiert ist, passiert eh nix am seit 1981 konservierten „Bölle“.

Wer in der Zwischenzeit schon (oder: noch ein bisschen weiter) träumen mag: Hier sind drei Entwürfe fürs neue Böllenfalltor-Stadion: „böllehölle“, „amphilie“ (Fotos unten) – und das muschelförmige „Stadion am Böllenfalltor“ (Aufmacherbild oben). Alle drei wurden – im Auftrag der „Lilien“ – von Studenten des Fachbereichs Architektur der TU Darmstadt entworfen – und als Preisträger ausgezeichnet. Ganz taufrisch sind diese Entwürfe allerdings nicht mehr. Sie stammen aus dem Jahr 2002.

Futuristisch: Der Entwurf „böllehölle“ von Jan Schwiersch und Eike Großmann
Futuristisch: Der Entwurf „böllehölle“ von Jan Schwiersch und Eike Großmann

 

Durchsichtig: Der Stadionentwurf „amphilie“ von Nora Stenutz und Thomas Meinberg
Durchsichtig: Der Stadionentwurf „amphilie“ von Nora Stenutz und Thomas Meinberg

 

Abbildungen: Broschüre „Entwürfe für ein neues Stadion am Böllenfalltor“, herausgegeben vom FB Architektur der TU Darmstadt, Fachgebiet Entwerfen und Tragwerksentwicklung, zusammen mit dem SV Darmstadt 1898 e.V., 2002