Foto: Manfred Rademacher

Ein kultureller Sonnenstrahl am Horizont: Von Mitte Mai bis Anfang Juni gibt es an vier Terminen eine Neuauflage des erfolgreichen Kulturprojektes „Darmstadt_Speakers“ aus dem Spätsommer 2020. Damals verwandelten sich Teile vom Friedensplatz, Marktplatz, Georg-Büchner-Platz (Treppe des Moller Hauses) und Riegerplatz an vier Tagen für jeweils eine Stunde in eine Bühne für Theater, Musik, Tanz und Texte. Die Kulturräume selbst waren geschlossen, also gingen die Kulturschaffenden raus: direkt zu den Menschen. Das werden sie jetzt wieder, aber an neuen Orten und mit leicht abgewandeltem Konzept. Wir sprachen mit Theatermacher und Initiator Kai Schuber-Seel (38) über die damalige Inspiration und die neuerliche Umsetzung.

Langjährige P-Leser:innen dürften Kai als gescheiterten Lilien-Profi und jetzt Edel-Fan „Kai Ahnung“ aus der mehrteiligen Fotostory kennen. Seine eigentliche Leidenschaft gilt aber seit jeher dem Theater. „Corona traf die Szene ins Mark. Alle saßen in ihren stillen Kammern und Kellern, niemand nahm sie wahr. Also musste man sie da rausholen, um den Menschen zu zeigen: Hey, wir sind auch noch da!“, beschreibt der studierte Sozial- und Theaterpädagoge seine damalige Idee, die er mit der Bewilligung eines Arbeitsstipendiums in Höhe von 2.000 Euro auch konzeptuell umsetzen konnte.

Insgesamt 30 Künstler:innen aus verschiedenen Kulturbereichen sorgten dann im Spätsommer 2020 für eine wundersame Belebung der Innenstadt – darunter bekannte Gesichter wie die Chanteuse Aurora DeMeehl, der Theater-Allrounder Rainer Bauer oder das Darmstädter Original Jürgen Barth. Vorab wissende wie auch zufällige vorbeikommende Zuschauer:innen waren sehr angetan. Davon zeugt eine knapp halbstündige Videodokumentation auf Youtube. Der teilnehmende Musiker Deniz Alataş sagt darin aber auch eindrücklich: „Die Kunst lebt. Noch. Aber es ist fünf nach Zwölf!“

Foto: Manfred Rademacher

Daran hat sich unter den gegebenen Umständen ein dreiviertel Jahr später natürlich nichts verbessert. Im Gegenteil. Anlass genug für eine Neuauflage in leicht veränderter Form als Show. „Wir gehen diesmal nicht in die Innenstadt, sondern in vier Stadtteil-Quartiere: eine Wiese auf dem Hofgut Oberfeld, einen Platz in der Lincoln-Siedlung, die Seebühne auf der Brentanowiese in Kranichstein und die neue Kulturtankstelle im Pallaswiesen/Mornewegviertel“, erzählt Schuber-Seel. Ein großer Dank gelte der Mitorganisation von Elisabeth Lawonn (Projektleiterin bei „INKA_In Kranichstein aktiv“/Diakonie Darmstadt), die bei der Quartier-Wahl eine entscheidende Rolle spielte.

Auch diesmal werden wieder Künstler:innen aus unterschiedlichen Bereichen mitwirken: Musik, Clownerie, Artistik, Theater, Tanz und Lyrik. Es sind erneut illustre Namen dabei, aber auch Newcomer. „Mir ist wichtig, dass es einen Mix aus Profis und Laien gibt, denn auch Laien vermissen die Bühne und Wertschätzung gerade sehr.“ Da spricht die Berufserfahrung aus dem Theaterpädagogen. Cristóbal Gonzalez, der bereits letztes Jahr als Begleitmusiker teilnahm und auch diesmal wieder dabei ist, freut sich vor allem über die Kulturvernetzung bei dem Projekt: „Man trifft dort ganz neue Gesichter und entdeckt sofort Gemeinsamkeiten. Daraus erwächst Neues. Das ist ein weiterer großer Pluspunkt.“

 

Foto: Manfred Rademacher

Diesmal haben das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst und die Hessische Kulturstiftung sogar 5.000 Euro zur Verfügung gestellt. Daher soll es auch eine kleine Entlohnung für die meisten Beteiligten geben. „Das regt mich so auf, dass Menschen immer denken, wir Künstler:innen hätten so viel Zeit. Aber Idee, Konzept, Organisation, Behörden, Proben … ich habe mega viel Arbeit da reingesteckt, das waren letztes Jahr drei Monate Vorbereitung. Und das ist diesmal natürlich genauso“, erklärt Schuber-Seel.

Damit „Darmstadt_Speakers – die Show“ in Zeiten von Corona überhaupt stattfinden darf, wird es natürlich ein striktes Hygienekonzept mit begrenzter Teilnehmer:innenzahl und Anwesenheitslisten geben. Sehr schöne Idee dabei: Die Anwesenheitslisten dienen auch als Los für einen Hauptgewinn bei jeder Veranstaltung. Ansonsten gilt: Eintritt frei, aber Spenden für die Kulturbranche in Zeiten der Pandemie dringend erwünscht.

 

„Darmstadt_Speakers – die Show“

Sa, 15. Mai, ab 17 Uhr am Hofgut Oberfeld (nur Videoaufnahme): Die Trommelwerkstatt, Liv Kallendrusch (Flamenco), Theater Transit Master-Class Clowns, Taquikuna (lateinamerikanische Musik) 

Sa, 29. Mai, ab 17 Uhr in der Lincoln-Siedlung (maximal 35 Personen): Juan & Philipp (Rock), Janine (Contemporary/Ausdruckstanz), Aurora DeMeehl (Showgirl), Gwen Dolyn (Grungy Slop-Pop) → alle bitte eine Sitzgelegenheit mitbringen.

So, 30. Mai, ab 17 Uhr auf der Seebühne Kranichstein (maximal 100 Personen): Block Beats (Rap), Heimat durch Musik (interkulturelle Musik), Gabriela Schwab (Artistin), Baptiste & Deniz von Ease Up Ltd (Reggae) → alle eine Sitzgelegenheit mitbringen, bitte.

So, 06. Juni, ab 17 Uhr an der Kulturtankstelle (maximal 32 Personen): Lissa (Poetry Slam), Alex Chacon (Poesie), Ckryz (Singer-Songwriter), Theater Lakritz, Me And My Headphones (Indie-Pop)

 

kaischuberseel.de/projects/darmstadt_speakers