Foto: Jan Ehlers
Foto: Jan Ehlers

Wer bei Notbeleuchtung aus der prallen Frühnachmittagssonne in den Künstlerkeller im Darmstädter Schloss hinabsteigt, blickt erst einmal in das vollkommene Dunkel. Doch Pascal Angelbeck und Elke Glenewinkel vom Vorstand des Fördervereins Keller-Klub und der Programmgestalter Christian Jung sind nicht die Typen, die das ausnutzen und den ahnungslosen P-Journalisten in einen Hinterhalt locken wollen. Im Gegenteil: Sie bringen die frohe Botschaft, dass der „Keller“ sich öffnet!

Wer, wie, was öffnet sich? Künstlerkeller? Nie gehört – mag sich jetzt der eine oder die andere denken, und das nicht zu Unrecht: Zwar gehört der „Keller“ zur heimischen Kulturszene, seit ihn Darmstädter Künstler 1952 unter der Präsidentschaft von Pit Ludwig (der später auch der Darmstädter Sezession vorsaß) eröffneten, doch wurde seine Existenz nie öffentlich bekannt gemacht. Es handelt sich nämlich um einen Club, ganz in der britisch-ursprünglichen Bedeutung des Wortes: Wer dabei sein will, braucht zwei Bürgen aus den Reihen der Vereinsmitglieder. Und diese Bürgen fanden zahlreiche Kulturschaffende (und Gastronomen) der Stadt, die sich daraufhin bei Bier und Wein in ihrem Keller mit den ganz Großen – wie den Komponisten Mauricio Kagel und Karlheinz Stockhausen oder dem Fluxus-Künstler Emmett Williams – mischten. Damit sie unter sich blieben, wurden zeitweise sogar geheime Klingelzeichen vereinbart. Später konnten die Büchner-Preis-After-Show-Parties starten – und zwar bereits in den Fünfzigern „open end“ …

Doch nach dem Tod des Initiators Ludwig zog ab 1996 der Konkurrenzgeist ein, auch überalterte der Verein und „die Existenzialisten-Schiene hatte sich schon Ende der Achtziger totgelaufen“, so Glenewinkel. Deshalb sieht man es im Keller inzwischen nicht mehr so eng mit der Mitgliedschaft – frisches Blut ist willkommen. Täglich (außer montags) öffnet Wirt Sergio, Interessierte dürfen gern mal ‘reinschnuppern. Auch die zahlreichen Veranstaltungen – Lesungen, Ausstellungen und Konzerte – sind seit geraumer Zeit für jedermann und zugänglich.

Gerade Live-Konzerte werden in nächster Zeit verstärkt angeboten. Nachdem bereits seit einigen Jahren Bands wie Sushiduke und Las Vegas ihre Weihnachtskonzerte im Keller spielen, wird Christian Jung in nächster Zeit noch einiges mehr lostreten. Im Unterschied zu seiner „RockLounge“ in der Centralstation und der krachigen „Emma On The Dancefloor“ in der „Krone“ will er tendenziell eher ruhigere Themen anbieten, die zum Ambiente des Gemäuers passen. Den Anfang macht die Darmstädter Reggae-Band Ease Up Ltd. am 20. März, im April folgen Cargo City und Krakeel, für die weiteren Konzerte sind überregional bekannte Künstler wie Tom Liwa angedacht. Jung ist begeistert vom Club: „Gerade für qualitativ hochwertige Bands und Künstler, die für die Centralstation zu klein sind, ist der Künstlerkeller eine tolle Anlaufstelle. So was fehlte bisher in Darmstadt.“

Wenn also Du, geschätzter P-Leser, in nächster Zeit durch das Schloss stolperst und mal nicht im Schloss-, sondern im Künstlerkeller landest – gewöhne Deine Augen an’s Dunkel, lasse Dir ein Getränk reichen und hab’ keine Angst. Hier wartet kein Hinterhalt auf Dich, sondern Kunst, Kultur und gute Laune.

www.keller-klub.de