Eine Freundin schwärmte mir vor: „… oooh, Data Break, die sind echt knackig.“ Stimmt schon, ihre Mischung aus Post-Punk, Neo-Wave und Disco-Riot ist wirklich knackig. Aber ich glaube, meine Freundin meinte das anders. Egal. Nach einem Jahr Zwangspause sind The Data Break endlich wieder in jeder Hinsicht knackig. Vorher nagte der Weggang ihres Sängers/Gitarristen doch arg an der Bandseele. Die Darmstädter waren mit Platte und Tournee gerade auf dem Weg in den Pop-Olymp, da wurde Jens Wucherpfennig Papa und ging nach Köln. Die verbliebenen André Liegl, Lari Eiden und Lolo Blümler waren monatelang frustriert, dann aber fanden sie Benny Bascom und Steffen [beim Interview nicht dabei]. Jetzt sind sie sogar einer mehr und turteln wie frisch Verliebte. Eine verdammt harmonische Band, die sich auch durch einen Unfall nicht vom Weg zum Olymp abbringen lässt.
[Wir steigen original ein]
Lari: … da macht der mitten auf der Straße einen U-Turn und ich rassel voll rein.
André: Mies. Wer reinrasselt, hat Schuld.
Lari: Ei, der fährt erst rechts und dreht dann scharf links. Was soll ich da machen? Und der fragt dann noch, ob´s okay wäre, wenn wir sagen, der Unfall sei in Siegen passiert. Der Wagen gehöre seiner Mutter, und die wisse nicht, dass er in Darmstadt bei seiner Freundin wäre. Echt super!
P: …äh…?
Lari: Ach Gott, das P.
…äh…genau. Siegen in Siegen oder Verlieren in Darmstadt, ist doch schnuppe. Können wir loslegen?
Lari (rümpft die Nase): Du schreibst nix vom Unfall!!
Nöö… [das P gruschelt verlegen in Notizen] Wann habt ihr letztmals in West-Sibirien gespielt?
André: Du meinst wegen des Spruchs bei Myspace, wir klängen wie Schneefall in West-Sibirien? Naja, die stellen bekloppte Fragen, dann kriegen sie bekloppte Antworten.
Ihr klingt für mich eher wie durchgeknallte Pflummis aus Brooklyn.
Lolo: Dank der Chaos-Theorie hängt das alles zusammen. Ohne Pflummis in New York kein Schnee in Westsibirien.
André: Chaos-Theorie und Data Break. Super, notiere ich gleich fürs Bandinfo.
Seit wann gibt es The Data Break?
André: In der Urbesetzung mit Jens an Gitarre/Gesang und Bast am Schlagzeug seit 2003. Dank Chaos-Theorie wurde dann aus Bast Lolo und Jens zerteilte sich in Steffen und Benny.
Lolo: Ich kam schon 2007 nach der „Clap“-Platte dazu. Aber als Jens Anfang 2008 die Band verlies, war erstmal Schluss.
Wolltet Ihr gleich weitermachen oder drohte das Ende der Band?
Lari: Wollten schon – aber wie?
Lolo: Wir hatten erstmal ’ne Din-A-4-Liste mit Namen erstellt, die wir abchecken wollten.
Lari: Benny und Steffen standen damals nicht auf der Liste. Die kannten wir gar nicht.
André: Erst im April stießen wir auf Benny. Und im Herbst dank Benny auf Steffen. Wir versuchten ja erst mit Jens mittels moderner Technik die Distanz zu überbrücken. Das klappte aber nicht. Da waren wir ziemlich frustriert.
Data Break vorher, Data Break jetzt: Was ist geblieben, was hat sich geändert?
André: Die alten Songs sind natürlich geblieben. Benny hatte aber gleich freie Hand, die Songs anders zu spielen. Und Steffen singt neue Texte. Die später dazu kamen, sollten gleich mitgestalten können. Vieles wurde so neu arrangiert.
Lari: Auf Myspace gibt es einen neuen Song. Der Grundsound ist definitiv geblieben. Wir sind vielleicht etwas eingängiger geworden.
Lolo: Nicht nur, auch detailreicher. Durch die Splittung von Gitarre und Gesang kann Benny ganz anders spielen als Jens damals. Benny hat eh einen anderen Stil. Er schrabbelt nicht so, er groovt eher.
In welche Schublade passt Ihr?
Benny: Von einer expliziten Richtung kann man nicht sprechen.
André: Wir haben offene Ohren. Teil unserer Einflüsse stehen bei Myspace. Als Urbesetzung kamen wir aus ziemlich extremen Hardcore. Das hatte sich dann schnell aufgeweicht durch andere Einflüsse. Als Bassist bei Narsaak habe ich noch genug Hardcore.
Benny, Du spielst auch in Bands wie „Fnessnej“ und „Ufo vs. Riesenwelle“. Wie war der Einstieg für Dich?
Benny: Ich hatte Data Break vorher nie live gesehen. War eh witzig, da ich mich genau an dem Tag bei Lolo für ein Praktikum in seinem Tonstudio bewarb, als auch die Mailanfrage von Data Break kam. Für mich war es neu, feste Songstrukturen zu haben. Sonst experimentiere ich ja eher. Macht aber total Spaß. Wird spannend, wenn wir die ersten Songs ganz neu schreiben.
André (lächelnd): Wenn wir mit dem Interview langsam fertig werden, könnten wir damit auch loslegen.
Machen sich interne Altersunterschiede bemerkbar?
André: Lolo will noch immer in besetzten Häusern spielen und auf dem Boden schlafen.
Lolo: Von wegen. Das ist auch wirklich das einzige, dass ich in meinem Alter nicht mehr jedes Konzert spielen will. Ohne Unterkunft und gescheites Essen schon mal gar nicht.
Lari: Der Lolo sagt immer, zuhause ist es doch auch schön.
Wie war Euer erster Gig nach der langen Pause im Januar in Mainz?
André: Es war spannend, ob es mit der Chemie live klappt. War super. Es krachte.
Lolo: Derzeit haben wir zehn Songs fest im Repertoire. Das passt live schon sehr gut.
Stehen neben Darmstadt im April weitere Konzerte an?
André: Ein halbes Dutzend, auch Festivals im Sommer. Können aber gern mehr werden.
Lari: Wir strecken gerade erst wieder die Fühler aus.
Tonträger in Planung?
Lari: Ende April eine Mini-CD mit neuen Songs. Danach ist die reguläre Platte geplant.
Wie waren die Verkäufe der letzten Platte auf dem Kölner Defiance-Label?
André: Wissen wir gar nicht genau. Hab‘ mich nie getraut zu fragen. War ’ne 1.000er Auflage. Hatte sich wohl ganz okay verkauft.
Lolo (irritiert): Ich dachte, die hätte sich scheiße verkauft? Haste das Geld selbst eingesäckelt?
André (verlegen): Heutzutage sind ja schon zweistellige Verkäufe ganz okay.
Welche Bedeutung hat Darmstadt für Euch?
Lolo: Find´s gut. Man muss nicht dauernd weg, man kann auch in Darmstadt hip sein.
André: Schon Kossi von Narsaak meinte sinngemäß, Darmstadt sei die musikalische Landeshauptstadt.
Lolo: Rhein-Main ist eh wie ein auseinander gezerrtes Berlin.
Gibt´s auch mal Knatsch zwischen Euch?
André (grinst): Der Lolo sagt immer die coolen Sachen. Ich klinge dann wieder so langweilig.
Lari: Erhöht den internen Neidfaktor.
Lolo (bescheiden): Bin eben der Silberrücken der Band. Aber eigentlich haben wir uns alle ganz doll lieb.
P kratzt sich am Kopf und sagt danke.