Greg Parker und Terry Lee Brown Jr., die Namen klingen erstmal schwer amerikanisch, dabei handelt es sich um zwei waschechte Darmstädter. Ihre zweite Heimat nennt sich Techno-Housen, denn beide veröffentlichen auf dem ziemlich bekannten Label Plastic City. Der eine, Gregor Parker (37), lange Zeit Plattenladenbetreiber (Smoove Records) und seit 20 Jahren Teilzeit-DJ, erlebt gerade seinen zweiten Frühling mit ersten eigenen Produktionen. Der andere, Norman Feller (36), hat seit 15 Jahren mehr als 100 Platten veröffentlicht, wird weltweit gebucht und gilt als einer der Wegbereiter von Tech-House, der Verschmelzung der beiden Genres. Beide sind im Herzen aber immer Heiner geblieben und wohnen auch im Herzen der Stadt.
P: Seit wann kennt Ihr Euch?
Norman: Wir sind beide auf die Gutenbergschule gegangen. Da kannten wir uns flüchtig.
Greg: Wirklich kennengelernt haben wir uns dann erst so um 2000 rum, als Norman immer in meinen Plattenladen kam.
Wie kam es zum Pseudonym Terry Lee Brown Jr.?
Norman: Ich wollte nicht mehr unter eigenem Namen auflegen. Für das erste Album Mitte der 90er brauchte ich dann was Griffiges. Und mir wird immer wieder gesagt, es klänge griffig, auch wenn viele erstmal verwundert sind, dass ich kein Afro-Amerikaner bin. Das „Brown“ ist übrigens angelehnt an Bill Brown aus dem Kombinat-Laden und von der Band Bushfire.
Seit wann arbeitet Ihr als DJ beziehungsweise Produzent?
Greg: Ich begann 1988 mit HipHop, R’n’B und Euro-Dance auf Partys. Anfang der 90er entdeckte ich dann Acid, House und Garage für mich. Eigene Produktionen von mir gibt es eigentlich erst seit letztem Jahr auf Download-Portalen. Mittlerweile sind es etwa ein Dutzend.
Norman: Bei mir ging es 1989 als DJ mit HipHop und Soul los. Anfang der 90er schwenkte ich um auf Hardtrance. Talla 2XLC vom Dorian Gray war ein großer Einfluss. Er schob auch meine Karriere entscheidend mit an. Tom Wax übrigens auch. Techno und House kamen in der Zeit, als ich 1995 bei Plastic City landete, bei denen ich seither die meisten meiner Platten herausbrachte.
Wie sieht es aktuell aus bei Euch als DJ beziehungsweise Produzent?
Greg: Ich war zuletzt ab und an als Support für Norman unterwegs. In Darmstadt allein meist im Roof oder 603qm. Als DJ mache ich aber gerade eine „kreative Pause“, da es schwer ist, ohne wirkliche Releases Jobs zu kriegen. Bis Ende des Jahres wird es neben den Downloads dann endlich was auf Vinyl geben und nächstes Jahr vielleicht ein Album.
Norman: Als DJ bin ich mittlerweile eigentlich fast jedes Wochenende unterwegs. Weltweit, demnächst in Tokio. In Darmstadt lege ich eher selten auf, demnächst mal im Roof. Früher hatte ich im Room106 eine regelmäßige Nacht mit Gästen wie Steve Bug (Poker Flat). Das war klasse! Als Platte kam auf Plastic City im letzten Jahr mein „Softpack“-Album raus, dieses Jahr gibt es noch den Sampler „Terry´s Café 11“ und auf dem Label Mole Listening mein Projekt „nor elle“.
Wie bewertet Ihr Darmstadt im Allgemeinen (als Stadt)?
Norman: Alles spricht ja immer von Berlin oder regional von Frankfurt. Völlig überbewertet, gerade Frankfurt. Ziemlich arrogant da alles. Darmstadt ist wie ein großes gemütliches Nest. Ich kehre immer gern zurück. Man kennt massig Leute, es gibt viel Kreativität und gute Partys. Und es gab und gibt viel mehr bekannte Künstler aus dieser Stadt, als man gemeinhin denkt.
Greg: Auch wir haben hier unser gemeinsames Studio – übrigens in meinem ehemaligen Plattenladen. Ich finde die Stadt einfach schön. Das Watzeviertel hat für mich fast Berlin-Flair.
Norman: Auf dem Heinerfest saß ich im Riesenrad und war angenehm verwundert, wie viel Gründflächen ich sah. Nicht nur den Herrngarten. Und ich liebe die Jugendstil-Architektur und diese kleinen, fast zwergenhaften Gassen in Bessungen, wo ich mit meiner Familie wohne. Auch diese flapsige Heiner-Mentalität mag ich. Schreib bitte: Wir sind beide bekennende Darmstädter.
… und im Speziellen (die Clubs)?
Norman: Es gab immer eine gute Clubkultur hier, aber derzeit fehlt was Neues, Aufregendes. Anfang der 90er ging ich meist in Lopo´s Werkstatt oder ins Hippo. Dann kamen das legendäre Kesselhaus, Room106 und viele geile illegale Partys.
Greg: Auch das Stella und vor allem das 603qm brachten viel, viel guten frischen Wind. Aber es fehlt was mit Kontinuität. Wir planen da selbst zum Ende des Jahres so eine Art neue „Plattform“. Wird spannend! Mehr will ich erstmal noch nicht sagen.
Wie legt Ihr auf?
Norman: Gregor ist ein wahrer Vinyl-Junkie. Wenn wir „back to back“ auflegen, bin ich auch mit viel Vinyl dabei. Aber ich arbeite auch sehr viel mit CDs. Habe das Gefühl, nach der Renaissance von Vinyl, lebt die CD gerade wieder auf. Ist mir auch lieber als MP3s. Da ist die Qualität oft schwankend. Mit wav-Dateien geht es zwar, aber CDs greifen sich einfach besser.
Greg: Ich finde auch, dass reines Laptop-Auflegen viel zu steril ist. Bei einer Vinyl-Platte habe ich was in der Hand. Und mit Cover und allem ist das wirklicher als MP3s. Leider sind die Vinyl-Verkäufe sehr niedrig mittlerweile. Da fehlt eine breite Vertriebsbasis. Daher sind Download-Portale wie Beatport wohl doch eher die Zukunft.
Wo liegen Eure Einflüsse?
Norman: Bei mir vor allem bei Kraftwerk und Pink Floyd. Im HipHop-East-Coast-Bands wie A Tribe Called Quest und im House Leute wie Farley Jackmaster Funk. Und die bass-lastigen Sachen von Rhythm & Sound und Maurizio. Als DJ natürlich Sven Väth durch Dorian Gray, Omen und Cocoon.
Greg: Durch meine Eltern vor allem Funk & Soul. Mit sieben Jahren war ich schon auf einem Konzert von George Clinton. Marvin Gaye ist natürlich ganz wichtig. Später war dann New York House und Garage sehr wichtig für mich.
Und wen würdet Ihr gern mal in die Stadt holen?
Greg: Carl Craig wäre klasse. Oder Fat Freddy´s Drop aus Neuseeland. Northern Lite wäre auch gut.
Norman: Marshall Jefferson oder Chez Damier. Oder Leute vom französischen Label F-Comm. Oder Swayzak – aber die waren ja schon im 603qm.
Das P dankt für das Gespräch.