Die BMX-Szene Darmstadts, nein, eher des ganzen Rhein-Main-Gebiets, jubiliert. Denn die neue BMX-Anlage im Bürgerpark sieht aus, als sei sie einem Videospiel entsprungen. Rund 1,6 Millionen Euro hat die Stadt in die Errichtung der Anlage investiert. Jetzt steht das etwa 2.500 Quadratmeter große Prachtstück mitten im Grünen und die mächtigen Holz-Rampen werfen Schatten auf benachbarte Picknickwiesen.
„Ich will nicht lügen. Aber ich glaube, es ist mit einer der besten und größten Skateparks Deutschlands … Leute wollen aus ganz Deutschland hierher kommen und das Ding fahren“, freut sich Jan Mihaly, Mitglied des 1. Darmstädter Skate- und BMX-Verein 1992 e. V. und BMX-Fahrer.
Die neue Anlage entstand als Ersatz für den geschichtsträchtigen BMX-Park an der Stadtmauer, der dem Neubau der Heinrich-Hoffmann-Schule, einer Sporthalle sowie einer Kita mit Spielplatz weichen musste. Der Darmstädter Skate- und BMX-Verein hat diesen Park seit den Neunzigern am Laufen gehalten, viele verbinden mit ihm einen wichtigen Teil ihrer Jugend. Doch statt Trauer über den Verlust herrscht in der BMX-Szene heute Euphorie. Die Stadt arbeitete bei der Gestaltung der neuen Anlage eng mit dem Verein zusammen. So entstand ein neuer Traumpark, auf dem es sich noch besser fliegen lernt.
Doch leider gibt es einen Haken. Auf dem neuen Park gilt: „BMX only“. Eine Regel, für die nicht der Verein verantwortlich ist, sondern die Stadt (Betreiber ist die Darmstädter Sportstätten GmbH & Co. KG, kurz: DSG). Skateboards und Roller seien auf den Rampen zu laut. Daher dürfe die Anlage nur mit BMX-Rädern befahren werden. Im Interview mit dem P zeigen sich die BMX-Fahrer:innen solidarisch mit den Skater:innen. Letztlich entspringen beide derselben Subkultur. Auf dem Skate Plaza nebenan sei man jahrelang friedlich Seite an Seite gefahren. Deshalb wollen die meisten BMX-Fahrer:innen trotz der offiziellen Regeln niemanden mit Skateboard des Platzes verweisen. Das entspricht dem Spirit der Szene. Ob auf dem Skateboard oder dem BMX-Rad: Über Zäune zu springen und zivilen Ungehorsam zu üben, um ihren Sport zu treiben, sind alle gewohnt.
Besonders für die junge BMX-Generation bietet die neue Anlage im Bürgerpark die Möglichkeit, auf höchstem Niveau zu trainieren. Wer weiß, vielleicht wird Darmstadt in Zukunft international namhafte X-Games-Gewinner:innen hervorbringen?
Street, Bowl, Jumpline & Proline
Die neue BMX-Anlage im Bürgerpark gliedert sich in vier Bereiche:
– Street-, Anfänger- und Inklusionsbereich: Dieser Bereich eignet sich wegen der kleinen Rampen ideal für Einsteiger und Wheelchairs (Rollstuhlfahrer).
– Bowl: Die Bowl ist aus Ortbeton hergestellt, wurde also vor Ort gegossen, hat flache und hohe Rampenelemente für jedes Leistungsniveau.
– Jumpline: Hier sind sechs aufeinanderfolgende Jumps (Sprünge) möglich. Die teilweise integrierte Resiline – eine mit Schaumstoff und Gummi bezogene Rampe – lädt zum Üben ein, da hier Stürze wie bei einer Turnmatte abgefedert werden.
– Proline: Dieser Bereich hat unterschiedliche Rampenelemente und Höhen wie Wallrides, Funbox, Spine und viele andere. Diesen Bereich können Fortgeschrittene und Profis nutzen. Hier können auch Wettkampfveranstaltungen durchgeführt werden.
Für den Schallschutz wurde an der Südseite der Anlage eine Schallschutzwand errichtet.
„Parole P“-Podcast zur BMX- und Skate-Szene
Noch mehr Stimmen von waghalsigen Darmstädter Rollbrettfahrer:innen und BMX-Enthusiast:innen sowie Eindrücke vom Geschehen im Bürgerpark hat P-Podcaster Samba Gueye für unseren Stadtkultur-Podcast eingefangen. Die aktuelle Folge findet Ihr bei Spotify, Apple Music sowie auf der P-Webseite. Eine neue Folge „Parole P“ erscheint regelmäßig am 15. des Monats. Viel Spaß beim Hören!