Foto: Nouki

Was war das für ein Jahr für die Lilien?! Als chancenloser Erstligist abgestiegen. Danach den Kader ordentlich auf links gedreht, nur um im September plötzlich ohne Torsten Lieberknecht dazustehen. Immerhin haben die 98er im Herbst sportlich wieder in die Spur gefunden. Da lässt es sich doch 2025 hoffentlich wieder frohgemut ans Bölle pilgern. Apropos Bölle: Mir fallen da ein paar Dinge ein, die sich im Zweit-Wohnzimmer aller Fans verbessern ließen. Passend zu den anstehenden Festtagen folgt eine Art Wunschzettel, was an der Nieder-Ramstädter zukünftig alles gehen könnte.

Das beginnt schon mit dem Weg zum Bölle – oder vielmehr mit dem Ankommen. Das Bölle als Standort ist uns ja Gott sei Dank erhalten geblieben. Das heißt für die meisten Fans ist der Weg zur Lilien-Homebase kurz. Die einen nehmen die Straßenbahn zum Stadion, die anderen spazieren einfach hinaus zur Nieder-Ramstädter Straße und wieder andere schwingen sich aufs Rad. Selbst diejenigen, die von auswärts kommen. Doch dann beginnt für diese die Suche nach geeigneten Möglichkeiten, ihr Fahrrad abzustellen und irgendwo vernünftig anzuschließen. Die Zahl der vorhandenen Fahrradständer reicht bei Weitem nicht aus, sodass zwangsläufig „wild“ geparkt wird. Allen voran an der Waldkasse (rund um die „Tennis-Oase“). Auch die recht neu dafür bereitstehende Grünfläche beim TEC ist für 98 Prozent der Radelnden keine Alternative, weil im Nirgendwo gelegen und auch ohne Fahrradbügel zum Anschließen. Gibt es da wirklich keine bessere Option, mehr richtige Fahrradstellplätze zu schaffen? Ließe sich nicht zumindest vor der Böllenfalltorhalle eine weitere Reihe errichten, neben den bereits installierten Fahrradbügeln? Selbst, wenn dafür ein paar Autoparkplätze weichen müssten? Oder an einer anderen Stelle vorm Stadion? Nicht von ungefähr wollen die Lilien als nachhaltiger Klub gelten – wie die PV-Anlagen auf dem Stadiondach zeigen. Ausreichend Stellplätze für die Fahrrad fahrenden Lilienanhänger würden dem Sportverein jedenfalls gut zu Gesicht stehen.

Böllen-Revival und britische Spielstandsanzeige

Zur Nachhaltigkeit passt auch, dass die Lilien immer wieder fleißig mit ihren Fans Tausende von kleinen Setzlingen in Waldgebieten rund um Darmstadt pflanzen. Wie wäre es denn, wenn sich irgendwo am Bölle auch ein Plätzchen für einen ganz besonderen Baum finden würde? Schließlich gibt es die namensgebenden Böllen schon lange nicht mehr am Böllenfalltor (und auch die Fichten hinter der Süd, die auf dem benachbarten Grundstück des TEC standen, mussten kürzlich aus Sicherheitsgründen weichen). Warum also nicht wenigstens eine dieser Pappeln am Bölle pflanzen, hegen und pflegen? Beim Ligakonkurrenten Elversberg ist das Stadion nach einer benachbarten Kaiserlinde benannt. Als diese 2015 von einer Böe entwurzelt wurde, dauerte es zwar sechs Jahre, aber seit 2021 steht eine neue Linde an der Stelle der alten und füllt damit den Stadionnamen wieder mit Leben. Dem Beispiel können die Lilien gerne folgen.

Und im Stadion selbst ließen sich weitere Dinge überdenken. Wenn sich schon ein großzügiger LED-Streifen über die gesamte Breite der Haupttribüne erstreckt, wieso eigentlich nicht darauf an einer Stelle dauerhaft den Spielstand einblenden mitsamt der Klubwappen und der Spielzeit. Das Bölle wurde schließlich im traditionellen britischen Stil umgebaut, mit vier Tribünen und offenen Ecken. Und gerade in britischen Stadien sieht man häufig den Spielstand auf einem schmalen Streifen zwischen den Rängen eingeblendet. Anfield, Old Trafford und Ibrox Stadium lassen grüßen. Und die Dauer-Reklame hätte rund um die Dauereinblendung des Spielstands immer noch massig Platz.

Wachsende Süd

Weiter geht’s mit der Süd, der geducktesten der vier Tribünen am Bölle. Hier wäre – so meine Anregung – definitiv ein großes Rad zu drehen. Könnte die Süd nicht etwas mehr Raum bekommen? Sicher, der Heimbereich ist nicht in jedem Heimspiel ausverkauft, die Kapazität am Bölle also einigermaßen korrekt kalkuliert (und auch bau-/lärmschutzrechtlich limitiert). Dennoch wäre es schön, die Möglichkeiten für günstige Stehplatztickets zu erhöhen. Gerade jugendliche Fans könnten damit häufiger und kostengünstiger die Heimspiele verfolgen. Warum also nicht die Süd aufstocken, sodass sie sich in der Höhe der Nord zumindest annähert? Gerne rechts und links mit jeweils einem Sitzplatz-Streifen, dafür dann im Großteil dazwischen mit einem stimmungsvollen Stehplatzbereich für die aktiven Fans. So hätten die Lilien etwas mehr Einnahmen und am Ende vielleicht eine dem Klub gebührende Kapazität von 18.980 Plätzen. Das klingt doch gleich viel mehr lilien-like als 17.810. Und baulich gesehen soll es durchaus Möglichkeiten geben, eine größere Süd zu realisieren. Das hat mir einmal jemand geflüstert, der mit den Umbaumaßnahmen vertraut war.

Erschwingliche Nostalgie-Ecke

Wobei, demnächst sollen es ja 17.835 Zuschauer am Bölle sein. Schließlich wird es im neuen Kalenderjahr zwischen der Haupt- und Nord-Tribüne die Hans-Kessler-Kurve geben. Die nach dem Ehrenpräsidenten benannte „Ecke“ unterhalb des Flutlichtmasts mit der Nummer „2“ soll dann 25 Lilienfans beherbergen, vielleicht auch ein paar mehr. Dass diese die restaurierte Dugena-Uhr im Rücken haben werden, lässt natürlich jedes Nostalgie-Herz höher schlagen. Wobei? Pro Kopf sollen kolportierte 98 Euro fällig sein, um ein Spiel von dort zu verfolgen, Stichwort Refinanzierung. Das ist ganz schön happig, selbst wenn es dafür wohl einen eigenen Bier- und Grillstand geben soll plus ein paar weitere Goodies. Buchen können die Plätze jedenfalls Wirtschaftspartner, Mitglieder und Fangruppierungen. Womöglich lässt sich ja auch eine Lösung für die Fanklubmitglieder finden, für die 98 Euro eine Menge Holz sind. Immerhin werden an einigen (wenigen) Spieltagen wohl auch Fans für den normalen Stehplatzpreis dort stehen können.

Vergünstigtes Trinkwasser

Und wo wir schon beim Geld sind. Dass die Kosten für Essen und Trinken nicht nur im Supermarkt nach oben gegangen sind, sondern auch am Bölle, dürften alle gemerkt haben. Warum aber ein Wasser vier Euro kosten muss, das erschließt sich mir nicht. Andere Klubs gehen mit gutem Beispiel voran. In Freiburg gibt es etwa in mehreren Bereichen des Stadions kostenloses Wasser an sogenannten Trinkwasserbrunnen. Der FC Schalke 04 hat den Preis für eine Halbliter-Flasche Wasser dauerhaft von 4,20 Euro auf zwei Euro gesenkt. Nicht nur in der warmen Jahreszeit wären solche Zustände auch am Bölle sehr willkommen. Man könnte ja mal darüber nachdenken.

Und so belasse ich es an dieser Stelle mit meinen Wünschen und Anregungen für den anstehenden Jahreswechsel. Wer weiß? Vielleicht gibt es ja bald tatsächlich mehr Fahrradstellplätze, wieder eine Pappel am Bölle, ein britisches Scoreboard, eine größere Süd, eine erschwingliche Hans-Kessler-Kurve und gar günstiges Trinkwasser?! Oder zumindest eines davon?!

Kommt alle gut ins neue Jahr und verlebt ein paar gemütliche Festtage mit Euren Liebsten!

 

„… ist nur ein Spiel!“ … „N-I-E-M-A-L-S!“

Sa, 30.11., 20.30 Uhr: SV Darmstadt 98 – Preußen Münster

Di, 3.12., 20.45 Uhr (DFB-Pokal, Achtelfinale): Werder Bremen – SV Darmstadt 98

So, 8.12., 13.30 Uhr: Hamburger SV – SV Darmstadt 98

Sa, 14.12., 20.30 Uhr: SV Darmstadt 98 – 1. FC Kaiserslautern

So, 22.12., 13.30 Uhr: SSV Jahn Regensburg – SV Darmstadt 98

Fr, 17.1., 18.30 Uhr: Fortuna Düsseldorf – SV Darmstadt 98

So, 26.1., 13.30 Uhr: SV Darmstadt 98 – SC Paderborn 07

sv98.de

 

Matthias und der Kickschuh

Seit Ende 2011 schreibt Kickschuh-Blogger Matthias „Matze“ Kneifl über seine große Leidenschaft: den Fußball. Gerne greift er dabei besonders abseitige Geschichten auf. Kein Wunder also, dass der studierte Historiker und Redakteur zu Drittligazeiten begann, über die Lilien zu recherchieren und zu schreiben. Ein Resultat: das Taschenbuch „111 Gründe, den SV Darmstadt 98 zu lieben“, das (auch in einer erweiterten Neuauflage 2019) im Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag erschienen ist. Zudem führt er seit einigen Jahren Interviews für den „Lilienkurier“. Genau der richtige Mann also für unsere „Unter Pappeln“-Rubrik!

kickschuh.blog